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Legenden d. Albae (epub)

Legenden d. Albae (epub)

Titel: Legenden d. Albae (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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aus der Zeit stammte, als die Strahlarme von den Ahnen bearbeitet worden waren, um sie zu begradigen. Die anfallenden Gesteinsreste wurden hier als Baumaterial genutzt.
    Durch das Gewicht der Steine waren die Gebäude jedoch nicht so hoch und verspielt wie die Behausungen aus Sigurdazien-, Stein-, Nacht- oder anderen Hölzern. Den massiven Eindruck schmälerten die Bewohner durch raffinierte Malereien, die durch künstliche Schatten, Fenster, Arkaden und andere Kniffe Leichtigkeit vortäuschten.
    Ganz Herumôn war eine einzige Augentäuschung. Wer sich zum ersten Mal hierher begab, konnte schon in Versuchung geführt werden, durch einen Torbogen zu schreiten, den es nur durch die Kunst eines Malers gab. Schmerzhaft zeigte sich in solchen Fällen, wie hart Basalt war.
    Caphalor ritt die Straßen entlang. Weiße Perlchen knirschten leise unter den Hufen des Nachtmahrs; sie gaben ein sanftes Laufgefühl, schonten die Hufe und Sohlen und nahmen durch ihr Federn etwas Gewicht weg. Die Kügelchen wurden aus den Gebeinen der vernichteten Feinde gewonnen; bei Bedarf wurden auch Knochen der verstorbenen Sklaven und Scheusale verwendet. Man erkannte die Alters- und Artenunterschiede an den Färbungen und Poren.
    Auf der Straße gelangte er zum Marktplatz.
    Er grüßte zurück, wann immer man ihm ein freundliches Nicken zukommen ließ, bekam von einem Kaufmann im Vorbeireiten eine kostbare Samu-Frucht überreicht und fragte sich, was Mórcass wohl von ihm wollte. Als er in die Frucht biss, breitete sich der einzigartige Geschmack auf Zunge und am Gaumen aus: süß, fruchtig, sauer und erfrischend gleichermaßen. Es prickelte in seinem Mund, kitzelte beim Ausatmen in der Nase.
    Mórcass hatte ihm in der Vergangenheit das Korn abgekauft   – wollte er den Preis rechtzeitig vor der Ernte neu verhandeln?
    Caphalor verspeiste die Samu-Frucht zur Gänze und hielt vor dem Hof mit der großen Scheune an, in dem Mórcass lebte und handelte. Zwei Menschensklaven mit verhüllten Gesichtern standen davor, einer kümmerte sich sofort um das Tier, der andere verbeugte sich tief vor dem Alb und bat ihn mit einer unterwürfigen Geste zu folgen.
    Caphalor betrat ein Stück hinter dem Sklaven das Anwesen und lief durch kühle Räume und Gänge, bis er durch ein Doppeltor in eine Werkstatt gebracht wurde, in der ihn Mórcass noch nie zuvor empfangen hatte.
    Der Händler stand vor einem mehr als mannsgroßen, mit einem Tuch abgedeckten Würfel und lächelte, weil er sich an der Neugier seines Geschäftsfreundes weidete. Er trug Stiefel, Hemd, Hose und darüber eine lange Lederschürze, wie sie die Schlachter, Scharfrichter und Sklavenbader bevorzugten. Caphalor vernahm ein leises Schnauben unter dem Tuch.
    »Willkommen, werter Caphalor, Held von Dsôn Faïmon und Gesegneter«, sagte Mórcass und trat auf ihn zu. Dadurch wurde das Tischchen hinter ihm sichtbar, auf dem die verschiedensten Werkzeuge lagen, von Zangen über Klammern bis hin zu Sägen.
    Caphalors Neugier wuchs. »Ich sage danke sehr«, gab er zurück und äugte zu dem Würfel hinüber. »Womit habe ich diese Überraschung verdient?«
    Mórcass schien enttäuscht. »Ach, Enoïla hat mich verraten?«
    »Nur, dass eine Überraschung auf mich warten würde.«
    Das Gesicht des Händlers hellte sich auf. Er rief einige Namen, und gleich darauf traten drei muskulöse Halbriesen in die Scheune, gepanzert mit Ledervollhelmen und dicken Handschuhen ausstaffiert. Sie überragten Caphalor an Größe. Ein lautes Wiehern und Kettenrasseln erklang aus dem abgedeckten Würfel, gefolgt von einem metallischen Klappern.
    »Ich gestehe, dass ich nun sehr neugierig auf das bin, was ich gleich zu sehen bekomme.«
    Mórcass lachte. »Zuerst möchte ich mich bei dir bedanken. Für die vielen Teile der Unendlichkeit, seit denen wir Handel treiben. Und damit es in Zukunft so bleibt, erlaube mir ein Geschenk an dich. Ich hoffe sehr, dass du es annimmst.«
    Caphalor war bewusst, dass Mórcass damit einen geschickten Zug tat. Nahm er die Gabe an, stieg der Händler im Ansehen, und je wertvoller das Geschenk, desto größer der Zugewinn in den Augen der Bewohner von Herumôn. »Es hört sich an wie ein Pferd.«
    »Besser.«
    »Etwa ein Nachtmahr?« Caphalor wunderte sich. Wenn er das Schnauben richtig deutete, hatte sich Mórcass sehr in Unkosten gestürzt. Nachtmahre stammten von entweihten Einhörnern ab, und die besten von ihnen waren extrem kostspielig, sowohl im Kauf als auch im Unterhalt. Sie fraßen viel

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