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Legenden d. Albae (epub)

Legenden d. Albae (epub)

Titel: Legenden d. Albae (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Fleisch und wurden unberechenbar, wenn sie Hunger litten. Caphalor hatte selbst einen seiner Nachtmahre töten müssen, nachdem das Tier ihn angegriffen hatte. Vorher hatte es im Rausch zwei Sklaven gefressen und vier schwer verletzt. In diesen Nachtmahr hatte er kein Vertrauen mehr besessen.
    »Auch nicht«, erwiderte Mórcass und musste nun grinsen. Mit einer überaus dramatischen Geste zog er das Tuch fort.
    Zum Vorschein kam: ein Käfig mit einem schneeweißen Einhorn darin!
    Die Augen waren weit aufgerissen, es schnaubte und wieherte laut auf. Als es die Halbriesen und die Albae sah, versuchte es auszubrechen. Doch die Eisenringe an den Fesseln und um den Hals hielten es fest, sodass es sich an den Stangen nicht selbst verletzen konnte. Schnaubend starrte es den Krieger an.
    Mórcass zeigte auf das Einhorn. »Bitte sehr. Mein Geschenk an dich.«
    Caphalor betrachtete das Tier misstrauisch. »Sie sind gefährlich, sagt man. Sie greifen unsere Art sofort an. Selbst meine Tochter würde es nicht bändigen können, dafür ist der Hass der Kreaturen auf uns zu groß.«
    »Das ist wohl war. Aber dieses Tier wird nicht mehr lange existieren.«
    Nun verstand Caphalor gar nichts mehr. »Du schenkst es mir und möchtest es Tion opfern?«
    Mórcass gab den Halbriesen Anweisung. Sie nahmen die Kettenenden und zogen sie stramm, wodurch das Einhorn nach vorn gezwungen wurde. Der Händler öffnete eine Klappe im Käfig, sodass der breite Kopf mit dem Horn herausragte. Ein Sklave schob das Tischchen mit den Werkzeugen heran.
    Jetzt verstand Caphalor. »Du willst es in einen Nachtmahr verwandeln?«
    »Dir gebührt ein reinrassiger, ursprünglicher Nachtmahr, keines von den nachgezüchteten, degenerierten Tieren.« Mórcass wählte eine kleinzackige Säge. »Gib etwas von deinem Blut in den Tiegel. Wir brauchen es, um die Umwandlung und die Bindung an dich zu gewährleisten.« Das Einhorn zuckte mit dem Kopf herum, die Spitze des Hornes schnellte knapp an Mórcass’ rechter Schulter vorbei. »Warte, weißer Dämon. Bald wirst du uns mögen«, versprach er aufkeuchend.
    Caphalor schnitt sich in den Unterarm; der sanfte Schmerz störte ihn nicht weiter. Sein schwarzrotes Blut rann über die helle Haut, tropfte herab und fiel in die flache Schale, die ein Sklave darunterhielt. Als sie fast gefüllt war, versorgte er die Wunde mit dem Verband, den ihm der Sklave reichte.
    »Wie lange wird die Umwandlung dauern?«, fragte Caphalor. Er wusste, dass es Mórcass ein Vermögen gekostet hatte, ein Einhorn zu beschaffen. Sie waren selten, äußerst selten. Lebend ließen sie sich gewöhnlich nicht fangen.
    Wenn sich herumsprach, was für ein Geschenk er ihm gemacht hatte, konnte der Händler nach Dsôn ziehen   – sofern er es wollte.
    »Es gibt verschiedene Aussagen in den wenigen Büchern dazu«, antwortete er. »Mal geht die Umwandlung schnell, innerhalb weniger Herzschläge, mal nimmt sie einen Teil der Unendlichkeit in Anspruch.«
    Caphalor stellte sich neben Mórcass. »Ich möchte behilflich sein.«
    Der Händler gab den Halbriesen ein Zeichen, und die Ketten wurden weiter gestrafft; der Kopf des Einhorns lag mitleidslos gegen die Unterseite der Lukenkante gepresst. Müsste es lange in dieser erzwungenen Stellung verharren, so würde es ersticken. »Ich muss das Horn kappen, und du wirst dein Blut in den Stumpf geben.«
    »Keine Formeln? Kein Ritual?«
    »Angeblich nein. Dein Blut und die Magie darin, die uns Albae eigen ist, sollten ausreichen, um es zu verwandeln.« Mórcass setzte die Säge an. »Ich möchte aber nicht verschweigen, dass es die Umwandlung womöglich nicht überleben könnte. Das stand auch in dem Buch zu lesen.«
    Raspelnd schnitten die feinen Zacken durch das Horn. Die Kreatur versuchte gurgelnd, sich aufzubäumen und der Verstümmelung zu entkommen. Caphalor bewunderte die Muskeln, dieunter dem Fell anschwollen. Die Halbriesen stemmten sich gegen den Boden, hielten die Kettenenden und stöhnten unter der Belastung. Ihre groben Sohlen rutschten, Staub wirbelte auf. Ein enorm starkes Wesen!
    »Haltet es, verdammt!«, schrie Mórcass und beschleunigte seine Bewegungen. Die weißen Spänchen fielen immer schneller vor dem Käfig nieder. Fast die Hälfte war geschafft. Caphalor hielt die Schale bereit.
    Plötzlich floss hellrotes Blut aus dem Schnitt, rann über die Säge und benetzte die Hand des Albs.
    Mórcass kreischte auf, und das Einhorn gebärdete sich wie toll. Ein Halbriese konnte die Ketten nicht mehr

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