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Legenden d. Albae (epub)

Legenden d. Albae (epub)

Titel: Legenden d. Albae (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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getrockneten, gespaltenen Trollsehnen bestanden. Nur damit erhielt das Instrument seinen einmaligen Klang.
    Je weiter Caphalor ging, desto mehr schob sich Dsôn Faïmon in sein Gesichtsfeld.
    Da alle Strahlarme ein Gefälle in Richtung des Sternenauges aufwiesen, vermochten er und Enoïla über die anderen Bauten hinwegzusehen, bis hin zum Beinturm der Unauslöschlichen. Jedenfalls mit etwas Vorstellungskraft; tatsächlich war die Entfernung viel zu groß.
    Sein Haus befand sich wirklich an der Spitze, sodass die obersten beiden Stockwerke aus den letzten Ausläufern des Kraterarmes herausragten. Rechts und links von ihrem Haus breiteten sich Felder aus, auf denen die Sklaven arbeiteten. Die Äcker wollten bestellt sein.
    Caphalor zeigte nach Dsôn. »
Darüber
habe ich sinniert.« Erhielt sich mit beiden Händen am Geländer fest.
    »Über die Zukunft unseres Reichs.« Enoïla lehnte sich nach vorn, stützte die Unterarme auf und ließ den Blick schweifen. »Hat dir die Begegnung mit Sinthoras so zu denken gegeben?«
    Er bejahte mit einem knappen Nicken und einer leichten Bewegung der Unterlippe, wie er es häufig tat. »Unsere drei ersten Kinder sind nach Avaris und Riphâlgis gezogen. Aus ihnen sind eine Künstlerin und zwei Priester geworden, die möglichst wenig mit ihrem Vater zu tun haben wollen.«
    »Das stimmt nicht! Sie kommen uns sehr gern besuchen.«
    »Richtig:
besuchen
. Es ist ihnen eine lästige Pflicht, und ich habe Angst, dass es bei Tarlesa ebenso kommen wird.« Caphalor atmete wieder tief ein. Dieses Mal trieb ihm der Wind das Aroma schwelender Pajoorikräuter zu. Jemand opferte den Unauslöschlichen.
    Enoïla lachte. »Du bist gerade in der Stimmung, dich außerordentlich zu bemitleiden. Ist dem so?«
    Er stutzte und blickte sie an. »Ich jammere?«
    »Ja«, sagte sie kichernd. »Wieder ein Hadern mit der Unsterblichkeit, mein lieber Gefährte?«
    Caphalor musste grinsen. »Du kennst mich zu gut.«
    »Ich
verstehe
dich. Das macht den Unterschied.« Enoïla ließ die Augen aufleuchten, was ihr trotz der Schwärze darin gelang. Wenn die Sonne nicht schien, konnte er das klare, helle Blau ihrer Augen bewundern. »Du weißt, dass sie dich lieben und verehren. Sogar Tarlesa«, fügte sie neckend hinzu.
    »Bis auf Olíron«, ergänzte er. »Er ist einer von denen, die lieber Sinthoras’ Ansichten folgen, als nachzudenken. Mein Sohn, ein
Komet
! Hat er nichts begriffen?«
    »Es wird Zeit, dass ich diesen Alb kennenlerne«, erwiderte sie. »Wenn mein Gemahl und mein jüngster Sohn so sehr an ihm hängen, wäre er vielleicht auch etwas für mich?«
    Caphalor zog sie an sich, hielt spielerisch ihre Arme fest. »Daswirst du bleiben lassen! Ich kann nicht dulden, dass mein Weib mich auch noch verlässt.«
    Lachend gab sie ihm einen Kuss auf die Stirn und schmiegte sich an ihn. »Ich bleibe bei dir. Unendliches Leben mit dir   – was kann besser sein?« Ernst fuhr sie fort: »Die Antwort darauf ist: nichts, Geliebter.«
    Er senkte den Kopf, küsste sie auf die weichen Lippen und genoss das Ziehen in seinem Innern, das Glücksgefühl, das ihn durchströmte, wenn Enoïla in seiner Nähe weilte. Wenn sie sich berührten. Wenn sie sich anschauten und die Tore zu ihren Seelen sich öffneten.
    Manche Albae zogen Seelenberührer zurate, um sich ihrem Gefährten zu öffnen, sich in den herbeigeführten Rausch sinken zu lassen und eine tiefere Verschmelzung als die körperliche zu erreichen. Caphalor dachte daran, dass Enoïla und er diese Dienste niemals gebraucht hatten. Sie fanden ihre Seelen in den Augen des anderen wieder, und wenn sie sich liebten, vereinten sich ihre Seelen von selbst, verschmolzen zu einer. Ein tieferes Gefühl gab es nicht. Kein niedriges Wesen konnte diesen Zustand nachvollziehen. Oger, Gnome, Barbaren, sogar die Elben, sie pressten lediglich ihre Leiber zusammen.
    Diesen Seelengleichklang teilten Enoïla und er seit sehr vielen Teilen der Unendlichkeit, was für die Tradition ihres Volkes unüblich war. Demnach hätten sie sich bereits vor zwanzig Teilen der Unendlichkeit trennen müssen, um neue Partner zu finden.
    Aber keiner war gegangen.
    Etwas hielt sie beieinander. Es war keine Abhängigkeit, sondern eine tiefe, niemals erlebte Verbundenheit. Die vollkommene Übereinstimmung in Gedanken, in Empfindungen. Das wollten weder Caphalor noch Enoïla für etwas Schlechteres aufgeben.
    Sanft löste er die Lippen von ihren, umfing ihr Gesicht mit den Händen. »Bist du dir sicher, dass du

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