Legenden d. Albae (epub)
Barbaren und sind in ihren Herzen immer noch Óarco-Besteiger. Wer weiß, welche Entscheidungen sie auf dem Schlachtfeld treffen. Blut ist dicker als Wasser.«
»Und eignet sich besser zum Malen«, fügte Demenion hinzu und rief damit leises Lachen hervor.
Sinthoras atmete laut ein, dabei starrte er Rashànras an. »Ich sagte nicht, dass wir warten sollen. Ich sagte, wir greifen nicht ein, bis Lotor an der Spitze ist.« Er langte in seine Tasche und zog ein Pergament hervor; langsam breitete er es vor sich auf dem Tisch aus und schob es mit zwei Fingern an, sodass es bis in die Mitte der Platte rutschte. Er sog das Erstaunen auf den Gesichtern der
Kometen
in sich auf, den Unglauben und den Neid, als sie das Siegel der Unauslöschlichen darauf erkannten. »Ich werde das herrschaftliche Geschwisterpaar morgen treffen. Sie wollen mit mir sprechen.«
»Inàste ist mit dir!« Demenion konnte den Blick nicht von der Einladung wenden. »Sie werden dich segnen, Sinthoras!« Man hörte seiner Stimme die Ehrfurcht an. »Du wirst ihren Segen bekommen. Welch ein Privileg!«
»Ein wichtiger Fürsprecher für unsere Sache«, schob Khlotòn sofort ereifert nach. Dem Anschein nach hatte er jede Feindseligkeit verloren und übte sich in gespielter Unterwürfigkeit.
Sinthoras kannte die Täuschungsmanöver. Dennoch schwelgte er in der Aufmerksamkeit, die ihm zuteilwurde, und überschlug zugleich, wie viel Zeit es ihn kosten würde, aus den Neuigkeiten einen mitreißenden Vortrag zu weben, der das herrschaftliche Geschwisterpaar umgarnte, in einem Netz aus Worten gefangen nahm und überzeugte, den Krieg auf einen Schlag in alle Richtungen zu tragen.
Notfalls würde er erst wieder nach der Audienz schlafen.
Ishím Voróo (Jenseitiges Land), Albae-Reich Dsôn Faïmon, Spitze des Strahlarms Shiimāl, 4370. Teil der Unendlichkeit (5198. Sonnenzyklus), Sommer
»Sie ist noch immer wütend?« Caphalor fuhr seiner Gemahlin Enoïla durch die langen schwarzen Haare, in denen vier gelbe Strähnen zu sehen waren: ewig währende Ehrenmale der Natur für geschenktes Leben, die niemals mehr schwanden. Sie setzten an der Stirn an und zogen sich durch das Schwarz wie Adern.
Jede Albin bekam solche Strähnen für ein Kind, das sie gebar und das den Übergang vom Leib in die Welt überlebte. Hätte jede ihrer Töchter und Söhne die Geburt überstan-den, trüge Enoïla siebzehn davon. Die Sterblichkeitsrate seines Volkes war sehr hoch. Einige ihrer Bekannten hatten sich noch niemals über eine Schwangerschaft freuen dürfen. Nicht jede Albin war so fruchtbar wie Enoïla. Eine Ausnahme, in so vieler Hinsicht.
Sie neigte den Kopf und küsste seine Handfläche. »Sie wird es dir verzeihen«, sagte sie mit einem Lächeln. »Sobald sie die Enttäuschung verdaut hat.«
Er seufzte. »Du hattest recht. Wenn ich geschwiegen und ihr nichts von dem Baro gesagt hätte, wäre es besser gewesen.« Er gab das Lächeln zurück und streichelte ihre Wange, dann wandte er sich zur Balkontür und trat hinaus in die Morgenluft.
Caphalor liebte den Anblick, der sich ihm bot. Er sah über den Wassergraben hinweg bis zum schwarz belaubten Hain in Ishím Voróo. Ein gewaltiger Schwarm Vögel kreiste über den Kronen, drehte einige Runden und hielt auf die Inselfestung im Strom zu. Tief atmete er die kühle Luft ein, die voller Reinheit war. Kein Weihrauch, keine Duftwässer, nichts Künstliches. Einfach nur reiner Morgen.
Er spürte Enoïlas schmale Hand auf seinem Rücken, ihreWärme. »Du wirst wieder einem Baro begegnen«, tröstete sie ihn. »Und dann kannst du ihn unserer Tochter mitbringen.«
»Daran habe ich nicht gedacht.« Er nahm ihre Hand und wanderte auf dem Balkon weiter, der rund um ihr Haus verlief.
Es stand am Ende einer kleinen Straße und bildete das letzte nicht militärische Gebäude des Strahlarms. Caphalor hatte es selbst entworfen, zusammen mit Enoïla: fünfeckig, in lichtem Schwarz, mit vielen Erkern und Vorsprüngen, vier Stockwerke hoch, Silberreetdächer.
Unten lagen die Stallungen und Dienstbotengemächer, darüber die Wohn- und Aufenthaltsräume der Familie, gefolgt von den Schlafgemächern und vielen verschieden großen Räumen sowie der Festhalle. Ganz oben hatte er große Fenster einbauen lassen, damit er und seine Gemahlin genügend Licht für ihre Werkräume hatten: Hier konnten sie Bilder von der Umgebung malen, abstrakte Skulpturen der Sklaven auf dem Feld schaffen oder Lieder für die Laute ersinnen, deren Saiten aus
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