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Legenden d. Albae (epub)

Legenden d. Albae (epub)

Titel: Legenden d. Albae (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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fuhr dem Hengst über die Wangen, den Hals entlang, dann über die Mähne. »Welch ein herrliches Geschenk, Mórcass«, bedankte er sich leise bei dem Toten. »Ich werde es in Ehren halten. Sein Name sei Sardaî.«
    Er ging auf den Ausgang der Stallung zu, der ihn hinter das Gebäude brachte, um nach der Witwe zu sehen und ihr sein Mitgefühl auszusprechen. Ein im Grunde sinnloser Tod für ein Geschenk, das nicht hätte sein müssen.
    Der Hengst folgte Caphalor wie selbstverständlich, den Kopf gereckt und die roten Augen wachsam, angriffslustig spähend. Keiner der Halbriesen wagte es, sich dem Wesen in den Weg zu stellen oder ihm ein Halfter umzulegen.
    »Gib auf meine Nachtmahre acht. Vor allem auf den neuen«, sagte er im Vorbeigehen zu einem Menschensklaven. »Geschieht ihnen etwas, wird dir das Gleiche widerfahren.«
    Sardaî wartete neben Caphalors Reittier, als der Alb ins Gebäude ging, um sein Beileid zu bekunden und die fortwährende Handelstreue zu beteuern.
    Longin hörte den Befehl des Albs, als dieser an ihm vorbeiging, und bekam auf der Stelle solche Angst, dass er unter seiner Haube schwitzte.
    Wie sollte
er
auf diese Bestien mit den glühenden Augen aufpassen? Etwa näher herangehen und dem neuen vielleicht doch ein Halfter anlegen? Das würde ihn im besten Fall den Arm kosten. Was seinem Herrn geschehen war, hatte er vom Scheuneneingang aus entsetzt mitverfolgt.
    Mórcass war kein rücksichtsvoller Gebieter, sondern launisch, aufbrausend und ungerecht gewesen, wenn ihm etwas gegen den Strich gegangen war. Longin bedauerte seinen Tod nicht, doch er hoffte, dass die Herrin ihn behielte. Lieber schleppte er Getreidesäcke und karrte Korn durch die Gegend, als sich die Hände bei der Ernte an den trockenen, dornigen Halmen blutig zu rupfen.
    »Kuschnar«, rief er nach einem der Halbriesen in der Scheune. »Komm her.«
    Das Wesen schlurfte aus dem Gebäude, machte einen riesigen Bogen um den Nachtmahr und sah auf den Mann herab. Als Mensch durfte Longin dem Halbriesen einfache Befehle und Aufgaben erteilen. Das wollte er jetzt ausnutzen.
    »Pass auf die Nachtmahre da auf«, sagte er und wies auf dieBestien.
    Kuschnar, der immer noch die Panzerung und Handschuhe trug, schob das Visier in die Höhe und tippte sich gegen die Schläfe.
    »Du weigerst dich nicht, Klotz«, schrie Longin ihn an. »Sonst sage ich es der Herrin! Und Caphalor wird dich bei lebendigem Leib in Streifchen schneiden.«
    Der Halbriese verzog das Gesicht und klappte das Visier herab.
    Der neu erschaffene Nachtmahr stieß ein lautes, dunkles Wiehern aus und schnappte nach dem anderen, der gerade noch zur Seite springen konnte, sonst hätten die Zähne ihm den Hals aufgeschlitzt.
    »Los, los!«, schrie Longin den Halbriesen an und trat nach ihm. »Trenn die beiden!« Er schwitzte noch stärker. Eine Katastrophe bahnte sich an.
    Kuschnar schnaufte unter seinem Helm und tapste behäbig auf die Nachtmahre zu. Doch der Kampf war bereits entbrannt. Der alte Nachtmahr war angeleint und konnte sich nur mit den Hufen wehren. Sein jüngerer Rivale dagegen bewegte sich frei um ihn herum, mal tänzelnd, mal geduckt wie ein schleichender Wolf, und ließ den Kopf vorschnellen, um tiefe Löcher in die Flanke und die Kruppe zu beißen.
    Kuschnar blieb stehen; er wagte sich nicht näher an die tobenden Kreaturen heran.
    »Nein!« Longin schlug die Hände zusammen und schrie nach den anderen Halbriesen, doch auch sie verharrten in sicherem Abstand zu der tobenden Bestie. Keiner wollte seinem Befehl folgen. In seiner Not nahm Longin einen Eimer mit Wasser und schüttete ihn über die Tiere, doch es hielt sie nicht im Mindesten auf.
    Das einstige Einhorn bekam den Nacken des älteren Nachtmahrs zu packen, direkt hinter dem Kopf, und verbiss sich darin,schüttelte und riss, als wäre es eine Raubkatze. Aufkreischend brach sein Opfer zusammen und trat um sich. Dabei holte es einen der Halbriesen von den Beinen.
    Immer mehr Sklaven eilten heran, um das Schauspiel zu verfolgen. Keiner hatte jemals miteinander kämpfende Nachtmahre gesehen. Gerade wurde der Hals des Verlierers zerbissen, und das Blut gluckerte aus der dicken, durchtrennten Ader auf den Hof.
    Die Tür des Haupthauses flog auf, und Caphalor stürmte heraus.
    Longin war der Ohnmacht nahe, so sehr fürchtete er sich. Sollte er jedoch wegrennen und versuchen, seiner Strafe zu entkommen, würde der Alb seine Familie an seiner statt leiden lassen. Da kannten diese Kreaturen keinerlei Gnade.
    Der

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