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Legenden d. Albae (epub)

Legenden d. Albae (epub)

Titel: Legenden d. Albae (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Punkte durch, mit denen er die Unauslöschlichen für seine Sache begeistern wollte, sobald er die Segnung von ihnen erhalten hätte. Sie würden seinen Ansichten gewiss folgen.
    Er rechnete nicht damit, dass sie ihn zum obersten Feldherrn der gesamten Kampagne machten, doch eine Front würden sie ihm sicherlich gewähren. Er wollte den Osten, die Richtung, in der sich die Gegner nicht verschanzen konnten. Er würde sie bis zu den Gebirgen treiben und an den Hängen aufreiben.
    Sinthoras reckte sich und lächelte sein Spiegelbild an. Siegessicher. Herablassend, gönnerhaft. So wollte er seinen Brüdern im Geiste gegenübertreten, wenn er erst die Segnung und die neue Aufgabe erhalten hatte. Sie sollten schmecken, was sie ihm die ganze Zeit zu fressen gegeben hatten. Er zweifelte nicht daran, als einer der größten Feldherren in die Legenden der Albae einzugehen. Grimmige, süße Zufriedenheit durchströmte ihn.
    Sein größtes Ziel war: einen der Krater zu entdecken, den die Tränen Inàstes in die Erde geschlagen hatten, um eine eigene Stadt darin gründen zu dürfen. Zu Ehren der Unauslöschlichen würde er sie Dsôn Inàste nennen.
    Sinthoras gehörte nicht zu jenen, die ihre Zukunft dem Schicksal überließen und abwarteten. Unendliches Leben brachte nichts, wenn man es mit Zaudern vergeudete.
    Ein geblendeter Alb kam auf ihn zu. Seine leeren Augenhöhlen schienen das Licht einzusaugen; um sie herum waren weiße Symbole eintätowiert, welche die Dunkelheit und damit den Verlust des Augenlichts besonders betonten. Er trug ein Wickelgewand aus schwarzem und dunkelgrünem Stoff, an seiner Seite baumelte ein Dolch. Die Schriftzeichen an der Borte entlang des Halses wiesen ihn als Vertrauten der Unauslöschlichen aus, der sich in ihrer unmittelbaren Nähe bewegte. Um seinen Verstand nicht zu schädigen, hatte er sich das Augenlicht nehmen lassen   – denn wer Nagsor und Nagsar Inàste zu lange ins Antlitz sah, fiel dem Wahnsinn anheim. Sie waren zu anmutig, sogar für das eigene Volk. Erhöhte Vollkommenheit. Göttlichkeit.
    Auch wenn der Alb blind war, würde er einen passablen Gegner im Kampf abgeben, das wusste Sinthoras. Er konnte nicht sagen, wie alt der Diener war, wie viele Teile der Unendlichkeit er sich in Dunkelheit, doch nahe den Unauslöschlichen bewegte. Er wusste von Albae, die ihr Kampfgeschick dahingehend schulten, in vollständiger Dunkelheit mit ihren Waffen zu hantieren. Erst löschte man die Feuer der Feinde, breitete Schatten aus, und dann brachte man den Tod in ihre Reihen. Dieser Diener beherrschte die Kunst gewiss.
    Wie zum Beweis kam der Alb auf Sinthoras zu, als könne er ihn sehen. Leiteten ihn die Atemgeräusche?
    »Folge mir«, sagte der Mann, auf einen Gruß und jegliche Freundlichkeit verzichtend.
    Mit jedem Schritt, den Sinthoras durch den Beinturm tat, stiegen seine Freude und seine Erregung: Er befand sich im Mittelpunkt des Reiches, vor den Höchsten des Reiches!
    Sie gingen durch eine leere Halle, deren Wände aus Basalt gefertigt waren, und gelangten in einen Turm mit einem frei stehenden Treppenhaus, in dem sich gleich fünf Treppen umeinander nach oben schraubten; es maß um die vierzig Schritt im Durchmesser. Dunkelgrünes, graues, dunkelblaues und gelbes Licht fiel durch die gefärbten Glasscheiben und verlieh dem überwältigenden Anblick etwas Unwirkliches, Entrücktes. Vögelflatterten über ihren Köpfen umher; verlorene Federn schwebten sanft dem Boden aus polierten Knochenplatten entgegen und änderten ihre Farbe, je nachdem, durch welches Licht sie flogen.
    Der Diener ging auf die Treppe zu, und Sinthoras folgte ihm, erklomm Stufe um Stufe, die aus den Schilden besiegter Feinde und deren Knochen gestaltet worden waren. Die Außenwände der Treppen dagegen bestanden aus geschliffenem Steinholz. Mehrere Übergänge verbanden die Stufenstränge, die sich unaufhörlich emporwanden, bis sie zu einer einzigen breiten Treppe zusammenwuchsen.
    Sinthoras sah hinab. Das helle Weiß des polierten Bodens schimmerte schwach und lag tief unter ihnen.
    »Die Stiegen der Unterwerfung. Von hier bis zum Boden sind es eintausend Schritt«, sagte der Diener und nahm die letzte Stufe.
    Sinthoras atmete etwas schneller als sonst. Die körperliche Anstrengung hatte ihn nicht gefordert, die Aufregung war schuld.
    »Wohin bringst du mich?«, wagte er es zu fragen, nachdem der Alb seine Stimme erhoben hatte. »Wo werden mich die Unauslöschlichen empfangen?«
    Der Diener wandte sich nach

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