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Legenden d. Albae (epub)

Legenden d. Albae (epub)

Titel: Legenden d. Albae (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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er eines der Wesen gesehen hatte, entdeckte er immer mehr von ihnen. Sie lagen am Boden, hatten die Beine unter dem Körper angezogen und wirkten durch ihre Unbeweglichkeit wie Felsen. Damit hatte er nicht gerechnet! Angespannt kniff er die Augen zusammen.
Kann ich an ihnen vorbei auf die Brücke gelangen
? Sind sie leicht zu übertölpeln
?
    Rasch sah er nach den Wachen, die nun wieder aufeinander zugingen. Er machte sich etwas kleiner und konzentrierte sich auf die Schatten. Mit seiner Magie packte er sie, dehnte sie, machte sie schwärzer, dass sogar das Licht nicht gegen sie ankam. Jegliche Helligkeit wurde von ihnen verschlungen und stärkte die Finsternis.
Diese beiden traurigen Gestalten werden mich nicht bemerken.
    Die Wachen spürten unbewusst, dass sich die Schatten verändert hatten, und schritten, vermutlich ohne es zu merken, auf einer Route über den Wehrgang, die sie nicht durch die Dunkelheit führte. Dafür sah Sinthoras nun ihre Gesichter.
    Sie waren knochig, krabbenartig wie die Geschöpfe am Boden; ihre Körper jedoch glichen denen sehr schmaler Menschen. Unter den langen, gewirkten Mänteln trugen sie Rüstungen, die wesentlich besser erschienen als die der Barbaren. Sinthoras ahnte, weswegen zwei Wachen ausreichten: Die zehn schwarzen Knopfaugen erfassten bestimmt wesentlich mehr.
    Dann wollen wir sehen, was die Tierchen am Boden tun, wenn man ihnen etwas vor die Füße wirft.
Als die Wachen einander passierten und sich den Rücken zukehrten, während sie weitergingen, nahm Sinthoras seinen Speer zur Hand und vergrößerte die Schatten derart, dass beide hindurchmussten.
    Eine Wache befand sich auf seiner Höhe und hätte ihn mit der Hand berühren können, aber er war als ein Teil der Finsternis sicher vor jeder Entdeckung. Der Alb stieß die Wache mit dem stumpfen Ende an, sodass sie das Gleichgewicht verlor und vom Wehrgang in den Hof stürzte. Gespannt verfolgte er den Fall und das Geschehen danach.
    Die Wache war noch nicht aufgeschlagen, da rannten die Kreaturen schon herbei, sprangen und klackerten mit den Zangen. Kaum berührte der Soldat den Boden, stürzten sie sich auf ihn und zerfetzten ihn mit den kräftigen Armen.
    Die verbliebene Wache sah in den Hof, nahm eine Art Tröte vom Gürtel und schob sie sich in den Mund. Es quäkte und röhrte dumpf.
    Unten ging das Gemetzel weiter. Scheppernd fielen Rüstungsteile auf den Boden oder wurden davongeschleudert. Die insektenartige Außenhaut brach knackend, das dunkelblaue, weiche Fleisch wurde herausgerissen. Das hellblaue Blut des Soldaten spritzte umher, während die Zangen die Rippen zerschnitten. Im Fressrausch entwickelten die Wesen unglaubliche Geschwindigkeit und Kräfte: Arme und Beine der Wache wurden gekappt und sofort von den Wesen davon geschleift, gegen andere verteidigt und hastig hinter die Kauleisten geschoben.
    Hässlich, aber schnell und tödlich,
befand der Alb unzufrieden. Jetzt blieb ihm wirklich nur der Weg über die Seile und Brücken. Nicht entgangen war ihm, dass zwei Viecher sofort zum Wehrgang hinaufgeschaut hatten. Die schwarzen Augen blieben auf die Zinne geheftet, die Zangen öffneten und schlossen sich schnell. Das Klicken war lauter als vorhin.
    Im Berg erwachten Lichter, Lampen wurden in Behausungen entzündet.
    Sinthoras würde den Rückzug antreten. Sein Experiment mit dem Soldaten hatte größere Auswirkungen, als er angenommen hatte. Zudem musste er sein Vorhaben, unbemerkt durch die Festung zu gelangen, offenbar begraben.
    Dann muss ich es eben etwas größer angehen.
Er schwang sich über die Zinne auf den Gang, genau vor die Füße des Wächters, der erschrocken die Tröte absetzte und zu seinen Waffen griff. Doch bevor sich seine Finger um den Griff geschlossen hatten, war er von der Spitze des Speers durchbohrt. Hellblaues Blut trat aus der Wunde.
    »Du hast nichts dagegen, wenn ich dich mitnehme, Vielauge?«, fragte Sinthoras ihn freundlich und tückisch zugleich und schleuderte ihn kurzerhand auf die andere Seite der Mauer. In Windeseile kletterte er hinterher.
    Unten angekommen, hob er die Wache auf die Schulter und rannte los. Auch wenn der Tote nicht besonders schwer war, drückte er Sinthoras’ Füße bis zu den Knöcheln in den Schnee. Dieses Mal hinterließen die Sohlen Spuren im Weiß.
    Das sollten sie auch.

    »Ich habe keine Ahnung, wovon er redet. Sag ihm das.« Hasban der Siebenstarke, der Prinz der Windsöhne, starrte den Übersetzer an. Er selbst saß mit freiem Oberkörper an dem

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