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Legenden d. Albae (epub)

Legenden d. Albae (epub)

Titel: Legenden d. Albae (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Verwitterungsspuren. Daraus folgerte er, dass das etwa fünftausend Menschen umfassende Lager schon seit Längerem bestand. Seine Lippen verzogen sich zu einem verächtlichen Lächeln. Das war ebenfalls charakteristisch für die Barbaren: Da lebten sie schon keineEwigkeit, und dann ließen sie sich auch noch beim Kämpfen Zeit.
    Sinthoras griff auf seine Kräfte zurück, dehnte die Schatten, um über eine freie Fläche zu huschen, und lauschte hinter einem Zelt. Er vernahm Gesprächsfetzen durch die dünnen Wände hindurch. Es ging um einen Rückzug und um Verhandlungen, aber er verstand die kehlige, knurrende Sprache kaum. Er kümmerte sich nicht weiter darum. Ungesehen und unbemerkt von den Wachen der Barbaren, verließ er das sträflich offene Lager auf der anderen Seite und strebte auf das Tor vor der Schlucht zu.
Ich habe nicht einmal eine Ablenkung benötigt.
    Das Bollwerk, das sich ihm entgegenstemmte, hätte eine Herausforderung bedeutet, wenn es ihm um eine herkömmliche Belagerung ginge.
    Er schätzte die Festungsmauer auf eine Länge von etwa zwei Pfeilschussweiten und zwanzig Schritt Höhe. Sie wies zahlreiche Einschlagspuren auf, Steine waren zersprungen und abgeplatzt. Man sah deutlich, wo die schweren Geschosse getroffen hatten. Die Belagerer hatten manche Breschen mit neuen Steinen geschlossen; vor den Grundfesten lagen geborstene Sturmleitern, Pfeile, zerbröckelte Mauerreste   – Zeugen erbitterter Sturmversuche. Das Tor selbst war nur vier Schritt breit, dem Weg entsprechend, und drei hoch.
    Auf den Wehrgängen sah Sinthoras Flammen aus Feuerkörben schlagen und Wachen auf und ab gehen. Zwei überdachte Türme ragten nochmals zehn Schritt über die Mauer hinaus. Überstehende Teile von Wurfmaschinen verrieten, was sich dort oben befand.
    Ausgezeichnet.
Der Alb lächelte. Die von Rissen durchzogene, löchrige Wand bot ihm mehr Halt als ein Kletterseil, und die Handvoll Wachen fürchtete er nicht. Er müsste sie nicht einmal töten, um an ihnen vorbeizugelangen. Wieder konnte er wertvolle Zeit sparen.
    Er band sich den Speer mit einem Lederriemen auf den Rücken und begann den Aufstieg. Gelegentlich lösten sich kleine Steinchen unter seinen Füßen, wenn er sich abdrückte, doch das Klickern, mit dem sie abbrachen, war zu leise, um die Soldaten neugierig zu machen.
    Langsam zog er sich über den Rand der Zinne, sah nach rechts und links.
    Ich komme von den Dummen zu den Einfältigen,
dachte er ungläubig. Die Wachen liefen gerade in entgegengesetzte Richtungen, die Gesichter voneinander abgewandt. Etwas, das albische Krieger niemals tun würden. Für ihn bedeutete es eine Einladung, ungesehen an ihnen vorbeizuschleichen.
    Sinthoras sah zur Felsspalte, die sich hinter der Festung im Gebirge zeigte. Die Straße nach Nordwesten führte durch den Einschnitt, über den in verschiedenen Höhen Seile und Brücken gespannt waren. Da es hinter dem Tor keinerlei Gebäude gab, vermutete er, dass sich die Verteidiger in den Berg zurückgezogen hatten. Vier breite, schwingende Holzbrücken führten von dort auf die Wehrgänge.
    Was Sinthoras nicht gefiel: Er konnte das Ende der Schlucht nicht erkennen. Sie vollführte einen sanften Bogen.
Zwanzig Schritt durch die schmale Gasse oder hundert, vielleicht tausend
?
Eine Schlucht mochte   – bei allem Können und bei allen Fertigkeiten   – rasch zur Falle werden.
    Eben überlegte er noch, wie er am schnellsten durch die Schlucht gelangen konnte, und dabei Sprünge über die Brücken und Seile in Betracht zog, als er einen Schatten über den Boden jenseits der Mauer huschen sah.
    Hunde
?
Sinthoras sog die Luft ein, starrte auf die Schemen.
Leichtes Spiel. Sie werden der Furcht nichts entgegensetzen können.
    Bei näherem Hinsehen entpuppten sie sich jedoch als dreibeinige Bestien, groß wie Fohlen, aber mit einem geschuppten Leibund zangenartigen Armen. Auf einem kurzen Hals, der nach vorn aus dem Leib ragte, saßen viele kleine schwarze, lidlose Augen, unter denen Nasenschlitze zu sehen waren. Das Maul bestand lediglich aus zwei senkrechten Kauleisten. Eine krude Kreuzung aus verschiedenen Scheusalen.
    Sinthoras kannte diese Wesen nicht.
Ob sie die Schuld tragen, dass die Verteidiger im Berg und nicht auf dem Boden hinter der Mauer leben
?
Diese Geschöpfe konnten aber auch als zusätzliche Torwachen ausgesetzt worden sein. Die dünnen Beinchen, die in langen Spitzen und nicht in Füßen endeten, eigneten sich nicht dazu, Steilwände zu erklettern.
    Nachdem

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