Legenden d. Albae (epub)
unsere Wachtiere, die Kimiin, in der Schlucht nicht meldeten, dass ein Mensch sich der Festung näherte, ist seltsam.«
»Dann war es weder ein Jeembina noch ein Windsohn, der die Morde beging«, schloss Hasban.
»Es bleibt beinahe kein anderer Schluss.«
»Aber wer«, Hasban senkte das Schwert als Zeichen, dass er der Abordnung kein Leid zufügen würde, »könnte aus einem Gefecht unserer beider Krieger einen Vorteil ziehen?«
»Es ist unzweifelhaft, dass uns jemand aufeinander hetzen wollte«, ließ der Übersetzer verlauten.
»Wir finden ihn«, erwiderte der Prinz und kratzte sich die breite Brust. »Ich habe meinen Männern …«
Die Lampen erloschen.
Krachend fiel die Tür zu, der schwere Balken wurde vorgelegt. Gleich darauf erklang der erste Todesschrei. Es hatte einen der Windsöhne erwischt.
»Zu den Waffen!«, schrie Hasban und hob das Schwert, wich zurück, bis er die Wand im Rücken spürte. Das Schwert hielt er nach vorn gereckt, schwang es vor dem Körper, um Angreifer in der Finsternis abzuwehren. »Überfall!«
Es klirrte mehrmals, und neue Schreie gellten. Schwerter und Körper fielen zu Boden, andere verzweifelte, unverständliche Rufe stammten von den Jeembina. Die hohe, kreischende Stimme des Übersetzers schuf die Illusion, dass gar ein Kind bestialisch abgeschlachtet wurde. Es roch nach Blut. Viel Blut, während es gleichzeitig immer stiller wurde.
Hasban hatte das schreckliche Gefühl, dass die Dunkelheit in ihn eindrang! Sie kroch in seine Adern, ließ sich vom Blut zu seinem Herzen tragen und brachte es dazu, schneller zu schlagen und zu glühen. Ihm wurde heiß. Eine Furcht nahm von ihm Besitz, wie er sie niemals zuvor erleben musste. Kein Gegner, kein Raubtier, nichts hatte jemals in ihm ausgelöst, was er soeben erlitt. Schweiß brach ihm aus, blindlings schlug er mit dem Schwert um sich.
Jeder schien Besuch von den rätselhaften Gegnern zu erhalten, nur er nicht. Um ihn herum starben seine Freunde, doch er vermochte nichts dagegen zu tun.
Die bergende Wand hinter sich, hoffte Hasban, dass die Männer vor dem Haus zu Hilfe kamen. Schläge krachten gegen die Tür und die verschlossenen Fensterläden. Lange würde es nicht mehr dauern, bis Hilfe nahte.
Die Angst richtete seine Nackenhärchen auf, und er glaubte, dass sich ihm etwas näherte. Etwas Tödliches. Stumm betete er zu den Elementen.
»Dein Tod heißt Sinthoras«, raunte eine männliche Stimme neben seinem rechten Ohr. Sie klang samten und gefährlich zugleich. »Ich nehme dir das Leben, doch zu deinem Trost sei dir gesagt: Du gibst es einem höheren Zweck, Hasban, Prinz der Windsöhne. Ebenso wie deine Leute.«
Hasban schlug schreiend und ohne Sinn um sich, traf auf metallischen Widerstand. Der Druck wurde erwidert, er schabte an der Wand entlang und stürzte über ein Hindernis am Boden, fiel auf einen Leichnam. Der Geruch nach Blut wurde durchdringend, warme Feuchtigkeit benetzte sein Gesicht. »Was bist du?«, rief er und schlug blind nach vorne.
»Für deine Leute werde ich ein Jeembina sein, Prinz Hasban«, antwortete die gefällige Stimme. »Ich werde mit deinem abgetrennten Kopf durchs Lager rennen und den Hass schüren, der erloschen schien. Deine Barbaren werden deinen Tod rächen wollen und noch in dieser Nacht einen Sturm auf die Festung entfesseln, welche die Jeembina in die Knie zwingt. Du darfst stolz auf sie sein, Prinz!«
Hasban bekam etwas Hartes zwischen die Augen. Benommen sank er zusammen, verlor das Schwert. »Nein«, stammelte er und bekam keine Luft mehr, in seiner Brust stach es. Sein Herz gebärdete sich wie toll.
»Damit kann ich meine Reise fortsetzen«, sprach der Unsichtbare unterdessen weiter und lachte leise. »Wer hätte das gedacht: Ihr Barbaren seid doch zu etwas nütze.«
Hasban riss sich zusammen und sammelte seine letzte Kraft, zog seinen Dolch und sprang mit einem Schrei nach vorne, dorthin, wo die Stimme erklungen war. Er flog an dem Angreifer vorbei. Sein Herz schien in Furcht zu verglühen. Er verlor seine gesamte Kraft
»Dein Schwert soll mir helfen, seinen Herrn zu enthaupten«, sagte der Unbekannte, dann surrte es.
Hasban kannte das Geräusch sehr genau. Unzählige Käferköpfe hatten es vernommen, ehe sie starben. Einige aufständische Krieger hatten es vernommen, ehe sie ihre letzte Strafe empfingen.
Aber es war das erste Mal, dass Hasban es hören musste, während der Hieb ihm galt. Die Schneide schuf ein ganz eigenes Geräusch. Unverkennbar, drohend und
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