Legenden d. Albae (epub)
fand den Gedanken versöhnlich, dass er zu Eis erstarrte und auf diese Weise unvergänglich wurde, wenn schon seine Unsterblichkeit endete.
»Ihr Götter!«, rief er aus tiefster Seele. »Wollt ihr, dass das Reich der Albae schwach wird und sogar untergeht, so lasst mich vergehen! Aber wir sind die Kinder Inàstes, ihre Nachkommen und von göttlicher Natur. Meine Mission muss im Guten enden!«
Der Wind drehte und trieb ihm einen Geruch zu – Feuer!
»Inàste, du wirst stolz auf mich sein«, sprach er aufgeregt, raffte die Waffen an sich und folgte dem Geruch. Seine Stiefel hinterließen keine Spuren im Schnee und verursachten kein Geräusch, als er sich im Schutz der Nacht aus dem Versteck wagte und den Weg entlangschlich. Eine Fähigkeit, welche die Feinde seines Volkes zur Verzweiflung bringen konnte und sie in abgrundtiefe Furcht stürzte.
Der Mond stand hoch am Himmel, der Schnee an den Hängen reflektierte das silbrige Licht und erhellte die Umgebung beinahe so stark, dass man meinen konnte, es sei Tag.
Sinthoras erlaubte sich, den Anblick für eine Weile zu genießen, der Stille zu lauschen und seinen eigenen Atem zu betrachten, der als weißes, wirbelndes Wölkchen in die Nacht aufstieg.
Ich werde Erfolg haben.
Er hasste es, dass er in einem Augenblick der Schwäche an seiner Mission gezweifelt hatte.
Der Weg, dem er folgte, vollführte eine scharfe Rechtskurve und gab in der Kehre den Blick auf einen gewaltigen Talkessel frei.
Darin standen zu Sinthoras’ Füßen und gewiss über tausend Schritt unter ihm eine Unzahl von schwarzen Zelten und Hütten in allen Größen wild durcheinander. Vereinzelte Feuer brannten dazwischen. Ein breiter Weg schlängelte sich tief hinab und führte mitten durch das Lager hindurch.
Auf der gegenüberliegenden Seite des Tales, genau vor einer Schlucht, erhob sich eine imposante Festung. Und die Straße nach Nordwesten, die Sinthoras gehen musste, um zu dem Dämon zu gelangen, endete exakt vor dem riesigen Tor.
Sinthoras fluchte laut. In seinen Augen sah es so aus, als hätte sich ein Heer auf eine lange Belagerung der Festung eingestellt. Wie lange sie schon dort unten ausharrten, konnte er von seinem Standort aus nicht erkennen.
Stümper. Wo sind ihre Rammböcke und fahrbaren Türme
?
Er richtete die Augen auf die umliegenden Berghänge. Der Weg war nicht umsonst angelegt worden, das Gebirge sah schroff, abweisend aus und wehrte sich damit gegen jeglichen Versuch, es erklimmen zu wollen. Dazu kamen die tückischen Schneeflächen. Das Weiß war frisch, weich und geriet leicht ins Rutschen. Noch dazu würde es ihn zu viel Kraft kosten, eine Strecke durch die Hänge an der Festung vorbei zu suchen.
Also mitten hindurch.
Entweder so, dass es keiner im Heer bemerkte, oder mit einer passenden Ablenkung. Als eine solche Ablenkung mochte ein Feuer dienen, denn eine Zeltstadt wardafür besonders anfällig. Er könnte auch die Hauptleute ermorden, oder aber er sorgte unter den Tieren für derartigen Aufruhr, dass sie ausbrachen und einen Teil des Lagers verwüsteten. Alles, was Verwirrung schuf, würde ihm helfen und dazu noch Vergnügen bereiten.
Lächelnd machte er sich an den Abstieg ins Tal, der sich als nicht besonders schwierig erwies. Aus der Notwendigkeit würde er ein hübsches, schnelles Spiel zu seiner eigenen Unterhaltung machen.
Als er im Tal angelangte, schlich er sich vorsichtig durch das Lager und blieb dabei stets im Schutz der Schatten. Bei seiner Erkundung erkannte er sehr schnell, dass es sich bei den Belagerern um ein Barbarenvolk handelte, Menschen mit groben Gesichtern, dichten Bärten und einfachen Felljacken über den minderwertigen Rüstungen. Sinthoras schüttelte den Kopf.
Und sie laufen aufrecht und breitbeinig und voller Selbstüberschätzung, als könnten sie es mit Riesen aufnehmen.
Noch eine Eigenart der Barbaren schlug hier durch: Sie hatten ihre Frauen und Kinder mitgebracht.
Auf eine solche Idee würde Sinthoras niemals kommen. Die Albae führten ihre Kriege schnell und hart, lange Belagerungen hatte sich sein Volk immer erspart. Wo Barbaren ihre Rammböcke benötigten, griffen die Albae auf Magie und List zurück. Kinder und Frauen hatten an der Front nichts verloren.
Sinthoras freute sich über diese Eigenheit. Damit wurden die Barbaren anfälliger, verletzlicher. Sobald man ihre Weibchen angriff, vergaßen sie Vorsicht und Selbstschutz und rannten blind in so gut wie jede Falle.
An manchen der Bauten bemerkte er starke
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