Legenden der Traumzeit Roman
Niall um eine geschäftliche Angelegenheit kümmern, und bestimmte juristische Dokumente müssen fertiggestellt und unterzeichnet werden, um sicherzustellen, dass dem Vermögen kontinuierlich Einnahmen zufließen, aber das sollte nicht allzu viel Zeit in Anspruch nehmen. Ich hoffe, dass ich Ende des Monats aufbrechen kann.«
»So bald schon?« Amelia sank in ihren Sessel zurück. »Aber es gibt nur sehr wenige Schiffe, nachdem die Matrosen sich alle auf Goldsuche begeben haben – wird man dir eine Kabine zusichern?«
»Ich habe mit dem Kapitän unserer Walfangflotte gesprochen. Die Constant wird mich mit nach Batavia nehmen, und von dort aus werde ich andere Vorkehrungen treffen.« Er sah ihr an, dass sie sich noch immer davor fürchtete, mit einem kranken Mann allein zu sein, und beeilte sich, sie zu trösten. »Niall hat versprochen, dich über die Rechnungsbücher auf dem Laufenden zu halten und stets zur Stelle zu sein, falls du ihn brauchst.« Er sah ihre Zweifel und ärgerte sich darüber. »Man kann ihm vertrauen, darauf hast du mein Wort.«
»Wenn du meinst«, murrte sie, offensichtlich nicht überzeugt.
»Niall ist ein loyaler und ehrlicher Freund«, fuhr er sie an. »Wäre er nicht gewesen, würdest du noch immer jeden Penny zusammenkratzen.« Sie errötete angesichts seiner zornigen Worte, und ohne sich für seinen barschen Tonfall zu entschuldigen, fuhr er rasch fort: »Ich habe endlich eine Gelegenheit gehabt, die Truhen aus Mamas und Georges Haus durchzusehen«, sagte er und stieß Zigarrenrauch aus.
Amelias Gesicht hellte sich auf. »War etwas Interessantes dabei? Ich stöbere gern irgendwo herum. Man weiß nie, was man findet.«
»Zum größten Teil waren es alte Kleider und Andenken an ihre Reisen, aber es war auch eine Truhe mit Seefrachtbriefen, Quittungen, Briefen, Seetagebüchern und juristischen Dokumenten dabei. Ich habe eine Weile gebraucht, alles durchzusehen, denn einige Unterlagen beziehen sich auf den Besitz unseres Stiefvaters in Amerika und auf die beiden Häuser hier.«
Habgier leuchte in ihren Augen auf. »Eigentum in Amerika? Was ist daraus geworden?«
»Sein ehemaliger Kapitän Samuel Varney hat ihm eine Trankocherei vermacht, dreißig Katen und fünf Walfänger in Nantucket. George hat bis auf die Walfänger alles verkauft, nachdem er die Trankocherei in Van Diemen’s Land eingerichtet hatte.«
Die Enttäuschung war ihr anzusehen, doch sie zwang sich zu einem Lächeln. »Ich hoffe, du hast die Seetagebücher aufgehoben. Frederick würde sich darüber freuen, und ich bin sicher, sie sind lehrreich.«
»Das habe ich tatsächlich, nebst ein paar exotischeren Andenken an Georges Zeit auf den Walfangbooten.« Er machte eine Pause und überlegte sich die nächsten Worte sorgfältig. »Bündel mit persönlichen Briefen waren auch dabei, die ich vernichtet habe, nachdem ich sie durchgeblättert hatte, aber ich bin auch auf einen besonderen Packen einer erstaunlichen Korrespondenz gestoßen, den ich behalten habe.«
Amelia war aufgeregt. »Was stand darin? Etwas Skandalöses? Ein Familiengeheimnis? Erzähl schon!«
In solchen Augenblicken wünschte er sich, Oliver wäre geistig rege, denn mit einer Frau – noch dazu mit einer wie Amelia – über ein solches Thema zu sprechen weckte nur ihren Hunger auf Skandale. »Es waren zahlreiche Briefe«, begann er, »und ich musste sie chronologisch ordnen, damit sie überhaupt einen Sinn ergaben.«
»Von wem waren sie?« Erwartungsvolle Röte war in Amelias Wangen gestiegen.
»Sie stammten hauptsächlich von Ann, der Gräfin von Glamorgan, und waren an Georges Mutter, Susan Collinson, gerichtet.«
Amelia runzelte die Stirn. »Woher um alles in der Welt kannte Susan Collinson eine Gräfin? Sie war doch nur die Frau eines kleinen Predigers.«
»Dieser Prediger war Ezra Collinson, der jüngste von drei Söhnen des Grafen von Glamorgan. Ezras Bruder Gilbert, Australiens erster Kriegsgerichtsrat, war mit Ann verheiratet und hat die Grafschaft geerbt, als der älteste Bruder ohne männliche Erben starb.«
»Grundgütiger Himmel! Mir war nie klar, dass die Collinsons so bedeutend waren, und natürlich sind wir durch George weitläufig mit ihnen verwandt. Wie aufregend – ich muss unbedingt eine Abendgesellschaft in die Wege leiten.«
Er sah ihr förmlich an, dass sie bereits im Geist eine Sitzordnung festlegte. »Georges Seite der Familie besteht aus bescheidenen Menschen, die sich nur für ihre Farm in Hawks Head interessieren.
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