Legenden der Traumzeit Roman
Peter Ripley war zu einem Freund und Vertrauten geworden. Doch wie sollte sie die Hoffnung erklären, die ihr erhalten blieb, sosehr sie auch versuchte, sie zu verbannen?
»Ich weiß«, gab sie zu, »und wenn die Gerüchte stimmen, ist er ohne Zweifel viel zu sehr damit beschäftigt, nach Gold zu graben, um an uns zu denken.«
»Nachdem man in Ballarat und Bendigo so bald nach Ophir fündig geworden ist, kann es sein, dass er noch weiter hinausgezogen ist.« Seine dunklen Augen waren mitfühlend. »Meinen Sie nicht, Sie sollten die Vergangenheit ruhen lassen und anfangen, an Ihre Zukunft zu denken? Gerhardt von Schmidt liebt Sie, Miss Searle, und Sie sind ihm gegenüber nicht fair.«
Jessie übertünchte ihre einsetzende Nervosität damit, dass sie den Blechzuber wieder in die im Freien liegende Küche brachte. Abel fehlte ihr. Dennoch hatte Peter nicht unrecht. Sie hatte überhaupt nicht über ihre Zukunft nachgedacht, seit er fort war, sondern jeden Tag mit Pflichten angefüllt, bis sie erschöpft ins Bett sank. Vielleicht vergeudete sie tatsächlich ihr Leben mit der Sehnsucht nach dem Unerreichbaren, obwohl die Chance, glücklich zu werden, direkt vor ihrer Nase lag.
Sie stellte die schweren Plätteisen mit Schwung auf den Herd, damit sie heiß wurden, und wandte sich dem Stapel sauberer Wäsche zu. Zahlreiche Gedanken schossen ihr durch den Kopf, und ihre Gefühle waren in Aufruhr. Abel hatte sich so wenig gekümmert; er hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, zu schreiben oder eine Nachricht zu schicken – nach allem, was er wusste, konnte sie schließlich tot sein –, und sie war hier und tat so, als würde er zurückkehren. Peter hat recht, gestand sie sich ein. Ich bin nicht ehrlich zu mir – und zu Gerhardt.
Beim Bügeln dachte sie über Gerhardts Werben nach. Ohne Zweifel liebte er sie, denn er war ein regelmäßiger, aufmerksamer Begleiter gewesen, hatte nicht ein einziges Mal die Grenze der Vertrautheit überschritten, ihr jedoch klar zu verstehen gegeben, dass er ihre Freundschaft vertiefen wollte.
Auch Frieda hatte sie ermutigt, nach Possum Hills zu kommen, unter dem Vorwand, sie brauche sie bei den Zusammenkünften des Frauenkomitees von Hunter Valley oder um Kleidung und Nahrungsmittel für die Armen zu holen. Sie war sogar so weit gegangen, sie um Rat zu fragen, wie man gebratenes Buschhuhn zubereitet. Jessie hatte diese Vorwände durchschaut, kam aber damit zurecht, weil sie gern in Friedas Gesellschaft war, und nachdem sie so viele Wochen unter ihrem Dach zugebracht hatte, betrachtete sie sie inzwischen als treue Freundin. Taktvoll hatte sie ihr zu verstehen gegeben, dass sie nicht den Plan habe zu heiraten, hatte jedoch das Thema Abel für sich behalten. Friedawollte davon natürlich nichts wissen, denn sie weigerte sich zu glauben, dass eine so junge Frau als alte Jungfer verwelken wolle. Daher sorgte sie dafür, dass Jessie zu jedem Fest eingeladen wurde und Gerhardt ihr Begleiter war.
Jessie lächelte, während sie bügelte. Frieda war eine wichtige Stütze der Gemeinschaft, eine unermüdliche Spendensammlerin und vollkommen einmalig. Ihre Einladungen auszuschlagen wäre ungehobelt. Außerdem genoss Jessie das gesellschaftliche Leben – obwohl Frieda darauf bestand, ihr Kleider zu leihen, die viel zu prächtig für ländliche Tanzveranstaltungen und Teegesellschaften waren.
»Was hat Sie zum Lächeln gebracht?«
»Die Erinnerung an Frieda, die mir zusetzte, das Kleid zu ihrem Fest im letzten Monat anzuziehen. Man kann ihr nur schwer etwas entgegenhalten.«
»Das ist wohl wahr, aber ich bin dankbar für ihre Großzügigkeit. Wir hätten uns die Arzneien für Tumbalongs Familie sonst nie leisten können.« Er beäugte sie durch den Dampf. »Und gestatten Sie mir, Ihnen zu sagen, dass Sie in dem Kleid sehr gut ausgesehen haben. Die reine Ballkönigin, wie meine liebe verstorbene Frau sagen würde.«
Sie errötete und senkte den Kopf. »Das hat Gerhardt auch gesagt.« Plötzlich fiel ihr sein helles Haar ein, das im Kerzenschein glitzerte, seine Hand an ihrer Taille beim Tanz und die gute Figur, die er in seinem dunklen Anzug abgab.
»Sie sind also nicht vollkommen immun gegen seine Avancen?«
»Er ist charmant und ein guter Gesellschafter.« Sie sah ihn an. »Ich war töricht, ihn so schlecht zu behandeln, nicht wahr?«
»Oh, ich glaube, er wird Ihnen verzeihen.« Peter lachte. Er warf einen Blick über ihre Schulter. »Wenn Sie mich jetzt entschuldigen wollen, ich muss
Weitere Kostenlose Bücher