Legenden der Traumzeit Roman
Monaten weiter flussaufwärts getroffen«, erklärte er. »Wir streiten immer über irgendetwas, mach dir also nichts daraus.« Er zündete sich einen Stumpen an. »Du bist ziemlich weit von zu Hause weg, Hina. Wie kommt das?«
»Ich bin mit Bones abgehauen«, antwortete er. »Aber unsere Heimat ist nicht so weit weg wie deine oder die deiner englischen Freunde.«
»Ich bin Ire«, knurrte Fergal, und seine dunklen Augen blitzten. »In mir gibt es keinen Knochen und keinen Tropfen Blut, der englisch ist, das kann ich dir sagen.«
»Entschuldigung«, sagte Hina sogleich. In seiner Unkenntnis hatte er ihn offenbar beleidigt, und er hatte nicht den Wunsch, sich diesen mürrischen Mann zum Feind zu machen.
Ein angespanntes Schweigen folgte, doch dann zuckte Fergal mit den Schultern. »Du konntest es nicht wissen«, sagte er widerwillig.
»Ich bin Engländer«, sagte James, »aber ich bin vor einigen Jahren nach Australien gekommen und habe mich westlich von hier auf einer Landparzelle niedergelassen.«
»Hast du Familie dort?«
James nickte. »Mein Sohn wurde geboren, kurz bevor Fergal und ich nach Bathurst aufbrachen.« Ein abwesender Ausdruck trat in seine Augen. »Nathaniel muss inzwischen acht Monate alt sein.«
»Du hast auch eine Frau und eine Tochter«, mahnte Fergal ihn.
»Und? Was geht dich das an?«
Fergal hob die Schultern.
Bones, der sechs Kinder und eine Frau hatte, die andauernd herumnörgelte, wenn er tatsächlich einmal den Mut aufbrachte, nach Hause zu gehen, schaltete sich in das unangenehme Schweigen ein. »Es fällt immer schwer, Kinder zurückzulassen. Ich vermute, ihr brecht bald auf, um sie wiederzusehen.«
James schüttelte den Kopf. »Ich habe noch nicht genug Gold gefunden. Aber wenn, dann verschwinde ich so schnell, dass ihr mich vor lauter Staub nicht mehr erkennt.«
Diese Feststellung klang vertraut, und alle erkannten in ihr die Aussage eines Mannes, der nie zufrieden sein würde, bis er den großen Klumpen gefunden hätte.
»Das werde ich«, beharrte James, als das Schweigen andauerte und die anderen seinem Blick auswichen. »Ihr werdet schon sehen.Ich brauche nur eine gehaltvolle Ader, und dann bin ich ein für alle Mal weg.«
»Ganz bestimmt«, murmelte Howard mit Kautabak im Mund. Sein Blick ruhte auf Hina. »Vermutlich seid ihr alle aus Polynesien, aber von welcher Insel?«
»Tahiti.«
»Ach«, seufzte er. »Tahiti. Die Insel mit den schwankenden Palmen und dem schwarzen Sand, mit wahinis , Kokosnüssen und den größten, dunkelsten Perlen.« Howard lehnte sich mit dem Rücken an den Baumstumpf, die Hände hinter dem Kopf, die langen Beine von sich gestreckt.
Hinas Herz schlug schneller. »Warst du auf Tahiti?«
»Nur in meiner Phantasie«, gab er kleinlaut zu. »Wegen einer Kleinigkeit, die ich vor ein paar Jahren in die Hand bekommen habe. Aber ich habe vor, eines Tages hinzufahren – vielleicht auf meinem Rückweg nach Texas.« Mit bedächtigem Lächeln, das von bevorstehender Freude kündete, nickte er, als wolle er seinen Plan bestätigen. Als er nach seiner Satteltasche griff und vier Säckchen herausnahm, war Tahiti vergessen. »Ich habe Geschenke mitgebracht«, erklärte er. »Hier ist Zucker, Salz, Tee und Mehl – unsere Art, uns für eure Hilfe heute zu bedanken.«
»Vielen Dank«, sagte Bones, der die Beutel an sich riss und schnell in einer Blechtruhe im Zelt verstaute. Er trat wieder ans Feuer, zurück zu der Mahlzeit, die er zubereitete.
»Nun«, sagte Howard, »ich weiß nicht viel über euch, aber ich könnte einen halben Stier verdrücken. Wann ist das Essen fertig?«
»Jetzt«, knurrte Bones und verteilte ein großes Steak, das der Amerikaner in ein Stück Buschbrot klemmte, bevor er kräftig zubiss.
»Das schmeckt gut«, sagte er mit vollem Mund, »aber es ist lange nicht so zart wie die Steaks in Amerika.«
»Wenigstens haben wir Steak«, entgegnete Bones, der es deutlich leid war, ständig mit anzuhören, dass in Amerika alles größer, besser und schmackhafter sei. »Hier gibt es manche, die wochenlang kein Fleisch gegessen haben.«
»Ja, ich weiß.« Howard biss noch einen großen Happen ab und begann zu kauen. »Es wird schwerer, das Gold zu finden, und jetzt, da wir ein Pfund und zehn Schillinge für die Schürfkonzession zahlen müssen, wird die Lage noch härter.«
»Wir finden noch immer mehrere Unzen am Tag«, sagte Fergal, »und wenn diese neuen Konzessionsgesetze weniger Goldgräber bedeuten, umso besser.«
»Ich schätze, die
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