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Legenden der Traumzeit Roman

Legenden der Traumzeit Roman

Titel: Legenden der Traumzeit Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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unterging, schlenderte Hina an den Fluss, um sein rituelles Bad zu nehmen. Es tat gut, sich den Dreck und Schweiß des Tages abzuwaschen, sich in lauwarmem Wasser zu suhlen, das wie Seide über seinen Körper rann. Jetzt fehlte ihm nur noch Puaiti, die ihm die Haare kämmte, den Körper ölte und ihm die Schmerzen des Tages nahm, wenn sie ihn liebte.
    Mit enttäuschtem Stöhnen beendete er die Waschung und zog die nasse Leinenhose über, die er zuvor gewaschen hatte. Er hatte nie an den zweifelhaften Freuden teilgenommen, denen James Tyler frönte, und es tat ihm nicht gut, an die Heimat und die schöne Puaiti zu denken. Er war hier, um das Gold zu finden, das ihren Vater dazu bewegen würde, ihrer Heirat zuzustimmen. Sie hatte versprochen, auf ihn zu warten, doch hatten sie beide nicht damit gerechnet, dass es so lange dauern würde. Mit jedem Tag, der verging, machte er sich größere Sorgen, denn Puaiti hatte viele Freier zur Auswahl.
    Entschlossen, alle Gedanken an sie beiseitezuschieben, griff er nach dem frisch gewaschenen Hemd und den schlammigen Schuhen und ging wieder ins Lager. Bones dürfte inzwischen ihr Gold an den Kaufmann verkauft haben, und er wollte seinen Anteil zählen. Es war höchste Zeit, wieder nach Hause zurückzukehren.
    Als er näher kam, sah er den Amerikaner und seine Freunde, die es sich am Lagerfeuer bequem gemacht hatten. Er würde also noch warten müssen, um Bones seine Entscheidung mitzuteilen. Er hängte das nasse Hemd über einen Ast und setzte sich. Howard Repton der Dritte redete, und seine tiefe, schleppende Stimme dröhnte in der Nachtluft, während Bones das Abendessen kochte.
    »Kann sein, dass es damals, 1849, in den kalifornischen Bergwerken rau zuging mit den Lynchbanden und allem, aber wenigstens hatten wir nicht diese verflixten Dinger, die uns den ganzen verdammten Tag lang fressen.« Er schlug mit seinem Hut nach einem Moskitoschwarm, aber mit wenig Erfolg.
    Der Amerikaner faszinierte Hina, und er ließ das Gerede über sich ergehen, um ihn näher zu betrachten.
    Howard war ein hochgewachsener, kantiger Mann mit stechenden Augen und beinahe lässigen Bewegungen, die, so vermutete Hina, eine jederzeit abrufbare Energie verdeckten. Sein Gesicht über dem sauberen Spitzbart und dem hängenden Schnurrbart war verwittert und ließ ihn vielleicht älter erscheinen, als er war, und das wirre braune Haar reichte bis an seinen Kragen.
    Er trug eine Hose aus dunkelblauem Köper und ein kariertes Hemd, darüber eine schicke Weste, an deren oberem Knopf die Kette einer Taschenuhr befestigt war. Um seine Taille hatte er einen fein gearbeiteten Gürtel mit Silberschnalle, in die ein Stein in der Farbe der Gewässer vor Tahiti eingelassen war. Derselbe Stein schimmerte im schweren Ring, den er am kleinen Finger seiner linken Hand trug, und um den Kopf seines eigenartigen Hutes war eine Schlangenhaut geschlungen. Hina betrachtete die gepunzten Stiefel mit den kleinen, dicken Absätzen, fragte sich, wie er darin laufen konnte, und kam zu dem Schluss, dass derMann ein Rätsel war, noch dazu ein ziemlich exotisches. Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die Unterhaltung.
    »Ich weiß noch, damals, 1849, wie die kleinen Damen in ihren Einspännern zu uns herauskamen, um uns zu unterhalten. Die waren erstklassig, verglichen mit denen hier, und Lucy Culpepper hielt sie gut in Schuss, daran erinnere ich mich. Das alte Mädchen wusste im Leben Bescheid und hat im Handumdrehen jede Art von Schwindel unterbunden. Ein Schuss, und wir wussten, wir kriegen Ärger, denn sie war bekannt dafür, dass sie in rasantem Tempo das Herz aus einem Geldstück herausschneiden konnte.« Er lächelte und schüttelte den Kopf. »Es geht doch nichts über die gute alte amerikanische Gastfreundschaft.«
    »Oh, ich weiß nicht«, brummte Fergal. »Du solltest mal an einem Samstagabend in einer Kneipe in Galway sein – das nenne ich Gastfreundschaft.«
    »Ja, kann ich mir vorstellen. Ich habe ein paar Landsleute von dir kennengelernt, und sie wissen, wie man seinen Spaß hat. Aber unser Bier ist besser, außerdem kälter.«
    Fergal schnaubte. »Sieht aus wie Pisse und schmeckt auch so, wie ich gehört habe«, entgegnete er. »Du hast offenbar noch nie den Nektar eines schäumenden Guinness probiert.«
    Howard wirkte nachdenklich. »Ich glaube, ich bevorzuge Roggenwhisky – das nenne ich ein Männergetränk.« Bevor Fergal etwas entgegnen konnte, wandte er sich an Hina. »Ich habe Fergal und James vor drei

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