Legenden der Traumzeit Roman
Agitatoren werden die Sache schon regeln«, murmelte Bones zwischen Buschbrot und Kotelett. »Es geht doch nichts über ein bisschen Scharfmacherei an einem Sonntagnachmittag, um die Goldsucher aufzuwiegeln; und es wird nicht lange dauern, bis die Regierung einknickt.«
»Die Lage muss sich auf jeden Fall ändern«, meldete James sich zu Wort. »Ich zahle für das Schürfrecht mehr als für die Bewirtschaftung von zwanzig Quadratmeilen Weideland. Es ist nicht fair, dass wir bei den Gesetzen, die verabschiedet werden, nichts zu sagen haben.«
»Da muss ich dir recht geben«, knurrte Bones, der versuchte, sich Essen in den Mund zu stopfen, bevor es von sirrenden Insekten übersät war. Angewidert spuckte er eins aus. »Selbst die Ladenbesitzer beklagen sich, und niemandem gefällt es, von der Polizei durch die Straßen geschleppt zu werden, weil er den ungeheuerlichen Geldbetrag nicht aufbringen kann, der uns abverlangt wird. Pfund um Pfund arbeiten wir für einen Hungerlohn, und ehrlich gesagt habe ich die Schnauze voll.«
Hina hatte schon vermutet, dass Bones das Leben in Ophir leid war, denn es war für jeden schwer, erst recht für jemanden in seinem Alter. Das war die Gelegenheit, auf die er gewartet hatte. »Wann gedenkst du denn aufzubrechen?«
»Ende der Woche«, erwiderte Bones und warf den Rest desvon Fliegen übersäten Essens beiseite. Er trank einen Schluck aus der allgegenwärtigen Rumflasche. »Ich habe genug von Hitze und Fliegen, ich will das Schaukeln eines Schiffes unter mir spüren und Salzgeruch in der Nase haben.« Er betrachtete die Flasche und verzog das Gesicht. »Anscheinend vertrinke ich mein Geld so schnell, wie ich es verdiene.«
Hina wollte ihm schon sagen, er werde mit ihm gehen, als Howards Stimme ihn überfuhr. »James, Fergal und ich sind der Meinung, das Gold ist hier fast ausgeschöpft. Wir müssen von Tag zu Tag tiefer graben, und die Grabungen sind kaum der Mühe wert, deshalb schätze ich, wir sollten unser Glück in Ballarat oder Bendigo versuchen.«
»Ich habe gehört, dass es bis dorthin eine lange Reise ist«, sagte Hina.
»Das stimmt.« Der Amerikaner nahm die Uhr aus seiner Westentasche. »Aber wenn ein Mann beherzt ist und abenteuerlustig, erscheint sie kurz.«
Hina fiel auf, wie das goldene Gehäuse schimmerte, wie der Stein in der Mitte den Feuerschein einfing.
»Offensichtlich gefällt dir meine Uhr«, sagte Howard stolz.
»Sie ist sehr schön«, stellte Hina fest.
»Auf jeden Fall. Ich habe sie 1849 von einem Bergarbeiter gekauft, den das Glück verlassen hatte. Er wollte sie nicht verkaufen, aber ich habe ihm ein Angebot gemacht, das er nicht ablehnen konnte.« Er grinste und streichelte die Uhr mit seinen großen Händen. »So mancher Mann würde ein Vermögen dafür zahlen, aber sie ist mein Glücksbringer, und nichts und niemand wird mich von ihr trennen.«
Hina fing James’ Blick auf, als der Amerikaner das Gehäuse aufschnappen ließ. Vielleicht amüsierte auch er sich darüber, dass ein gestandener Mann wie Howard sich in eine Taschenuhr verlieben konnte. Sie war schön und zweifellos wertvoll, aber es war nur eine Uhr.
Doch als er sich anschickte, das Lagerfeuer zu verlassen, um es mit der relativen Bequemlichkeit seiner Decken zu tauschen, sah er das Bild, das sich in das Gehäuse schmiegte. Unfähig, sich zu bewegen oder zu sprechen, starrte er es einfach nur an. In dem Augenblick wurde ihm klar, dass er nicht Ende der Woche mit Bones fortgehen würde.
Eden Valley, Februar 1852
Ruby mühte sich mit einem störrischen Mutterschaf ab und versuchte, das dumme Geschöpf auf den Rücken zu drehen, um es zu scheren. Sie packte es am Genick und dem wolligen Rücken, hob es an und warf es zu Boden, den Hals fest zwischen die Knie geklemmt. »Gut, du Trotzkopf«, keuchte sie. »Nun wollen wir doch mal sehen, wer hier der Boss ist.«
Schweiß stach ihr in die Augen, ihre Haare lösten sich aus den Nadeln, doch sie begann, die dicke Wolle zu scheren. Über zweitausend Schafe waren zu bewältigen, und sie hatten erst die Hälfte geschafft. Die Sonne brannte, die Schafe blökten, und der Staub verstopfte ihre Nase. Die Schafschur war ihr einmal schwer von der Hand gegangen, doch nach langer Übung konnte sie inzwischen ebenso schnell arbeiten wie die anderen.
Nachdem das Schaf geschoren war, scheuchte sie es durch das schmale Tor ins Desinfektionsbad. Der Neue in Eden Valley tauchte es dort in die widerliche Brühe und zog es wieder heraus. Ruby machte
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