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Legenden der Traumzeit Roman

Legenden der Traumzeit Roman

Titel: Legenden der Traumzeit Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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beschämt.
    »Bei so vielen Ablenkungen ist es kein Wunder, dass er nicht gern nach Hause kommt.« Ihr Tonfall war verbittert, doch der Grund war Wut, nicht Liebeskummer.
    »Das Gold lenkt ihn ab«, erwiderte er. »Die Frauen sind nur Abwechslung nach einem langen, harten Arbeitstag.« Er wurde rot; ihm war klar, dass seine Worte nur wenig Trost spendeten. »Er hat das Fieber, wie man sagt, und kein Fund genügt ihm. Er ist überzeugt, dass Howard und Hina ihm Glück bringen, weshalb er vorhatte, mit ihnen nach Ballarat zu gehen.«
    »Ballarat? Aber das ist meilenweit entfernt.« Ruby war entsetzlich traurig über einen Mann, der für die Verlockung des Goldes so bereitwillig alles aufgeben konnte. »Spricht er jemals von mir und den Kindern, oder hat er uns in seinem Wahn vergessen?«
    Fergal rutschte auf seinem Stuhl hin und her, denn Rubys Fragen waren ihm sichtlich unangenehm. »Sein Denken und Fühlen ist auf etwas anderes gerichtet«, gab er zu. »Aber ich habe ihn über Nathaniel reden hören, und er ist stolz auf seinen Jungen, daran besteht kein Zweifel.«
    »Nur nicht stolz genug, um Teil seiner Kindheit zu sein.« Ruby spürte, wie Zorn in ihr aufwallte, unterdrückte ihn jedoch entschlossen. »Er hat sich entschieden, und ich muss damit leben. Schade nur, dass seine Kinder aufwachsen werden, ohne ihn zu kennen.«
    »Ja«, seufzte er und ließ den Blick über sie gleiten. »Der Mann ist ein Narr, dass er das Gold nicht sieht, das er hier bereits auf Lager hat.«
    Sein Kommentar brachte sie aus der Fassung. Dieser Fergal war so ganz anders als der, der vor einem Jahr fortgegangen war. Die Erfahrungen in Ophir hatten offensichtlich eine Reife mit sich gebracht, die ihm vorher gefehlt hatte, und ein Verständnis für das, was im Leben wirklich zählte. Um die Unterhaltung zu beenden, stand sie auf und streckte ihm die Hand entgegen. »Gut, dass Sie wieder hier sind, Fergal, und vielen Dank, dass Sie so ehrlich sind.«
    »Tut mir leid, wenn ich Sie gekränkt habe …«
    »Die Wahrheit verletzt nicht. Erweisen Sie sich einfach als loyal und zuverlässig, dann können wir alle zusammenarbeiten, um Eden Valley zur besten Schafzucht im Bezirk zu machen.«
    Ballarat Gold Fields, Juni 1853
    Die Soldaten trafen mit stampfenden Pferden und rasselnden Säbeln bei den Goldminen ein. An ihrer Absicht, die Konzessionsschwindler mit allen Mitteln zu verfolgen, bestand kein Zweifel, und alle, die das Pech hatten, ohne die notwendigen Papiere erwischt zu werden, konnten sich auf eine grobe Behandlung gefasst machen.
    La Trobe, der Gouverneur von Victoria, hatte im Oktober zuvor fünf Kompanien des Vierzigsten Regiments hinzugezogen, um das Konzessionsrecht durchzusetzen. Sie sollten die örtliche Polizeitruppe sowie die vor kurzem eingezogenen pensionierten Polizisten von Van Diemen’s Land unterstützen und waren bei den Goldsuchern aufgrund ihrer unsanften Methoden allgemein verhasst. Von einem arroganten, uniformierten Eingeborenen hoch zu Ross befragt zu werden war eine Beleidigung, dennsie wurden noch immer als Wilde betrachtet, besaßen aber inzwischen die Macht, einen anzuhalten und Durchsuchungen vorzunehmen, und es war ärgerlich, sich mit ihren dreisten Forderungen abfinden zu müssen.
    Das war nicht die einzige Demütigung, unter denen die Goldsucher litten. Wer die Gebühr nicht gezahlt hatte, wurde zur Strafe an einem langen Seil unter dem schändlichen Hohn der Soldaten durch die Straßen gezerrt. Damit war die Bestrafung noch nicht zu Ende, denn der Delinquent wurde anschließend über Nacht an einen Baum gekettet. Da die meisten Digger schwer arbeitende, gesetzestreue Bürger waren, protestierten sie gegen diese entwürdigende Behandlung, und von Woche zu Woche wurde das unzufriedene Murren lauter.
    Die Zwietracht hatte schon lange begonnen, bevor Hina in Ballarat eintraf. Dreißig Schillinge waren eine Bagatelle für einen Mann, der regelmäßig fünf Pfund am Tag einnahm, doch für alle, die wochenlang schufteten und nichts fanden, war die Summe unerschwinglich. Hina suchte Schutz vor dem strömenden Regen, lehnte sich an die Wand des Bath Hotel und las den Leitartikel im Argus .
    Das billige Nachrichtenblatt rühmte die Tugenden des republikanischen Rechts, und Hina pflichtete dem Autor bei, dass Bestechung und Korruption auf den Goldfeldern vom Goldkommissar bis in die niedrigsten Polizeiränge verbreitet war. Er hatte miterlebt, dass auf der Jagd nach dem Geld für Konzessionen, mit denen La Trobes

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