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Legenden der Traumzeit Roman

Legenden der Traumzeit Roman

Titel: Legenden der Traumzeit Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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zweite vierundachtzig, und als die Gräber auf sechzig Fuß angekommen waren, fanden sie den richtigen Klotz, der hundertsechsunddreißig Pound wog. Nach diesem Beweis war James nicht mehr zu bremsen – tatsächlich spornte die Aussicht auf einen derart unglaublichen Reichtum alle zu fieberhafter Aktivität an.
    So tief zu graben war ein gefährliches Unterfangen, und Hina schauderte bei der Erinnerung an den gefluteten Tunnel. Er war in fünfzig Fuß Tiefe gewesen, als das Wasser hereinströmte. Seine Stiefel waren im Schlamm versunken, das Wasser reichte ihm bis an die Hüften. Wäre er nicht so stark gewesen und hätten Howard und James nicht so schnell reagiert, hätte er in der Finsternis den Tod gefunden, ohne Tahiti und Puaiti jemals wiederzusehen.
    Genug der Schwermut für heute!, beschloss er und machte sich auf die Suche nach einer dickeren, trockeneren Decke. Er erspähte eine auf Howards Rollbett, stieg über den Stapel Werkzeuge auf dem Boden und zog daran, wobei er das klumpige Kissen freilegte. Das Geräusch eines Gegenstands, der gegen dieSpitzhacke schlug, ließ ihn aufmerken. Er hob die Laterne neben sich, schaute hinunter – und siehe da, im flackernden Schein glitzernd, lag Howards Taschenuhr, eingebettet zwischen den Werkzeugen.
    Ein verstohlener Blick nach hinten gab ihm die Gewähr, dass er allein war. Andächtig hob er die Uhr auf. Sie musste unter dem Kissen gelegen haben, von Howard vergessen, aber endlich hielt er sie in den Händen. Vor Aufregung konnte er kaum atmen.
    Mit unbeholfenen Fingern prüfte er ihr Gewicht, fühlte ihre Glätte und sah den Diamanten im Licht funkeln. Er drückte auf den winzigen Verschluss, das Gehäuse schnappte auf und enthüllte ihm, was er schon so lange hatte betrachten wollen. Nun bestand kein Zweifel mehr daran, dass es das goldene Geschenk war, denn dort, im Gehäuse befestigt, befand sich das Bildnis eines Mannes.
    Als Hina es näher an die Laterne hielt, sah er, dass es ein stolzer Europäer war – ein vermögender Mann –, mit tränenförmigen Flecken an der Schläfe. Er schaute in die gelassenen blauen Augen und erkannte sie, schaute auf die Tränen und fuhr sich mit den Fingern über den Nacken, als wollte er dieses Familienerbe bestätigen.
    Er kauerte sich vor die Laterne und betrachtete das andere Gemälde. Lianni war schön; kein Wunder, dass Jon sie geliebt hatte. Sie hatte die dunklen Augen, die goldene Haut und den sinnlichen Mund, die an seiner Mutter und Großmutter noch immer ins Auge sprangen – ihre Schönheit lebte seit Generationen weiter. Die langen schwarzen Haare waren mit einer Hibiskusblüte zurückgehalten, wie Puaiti sie auch trug, und beim Anblick dieser handfesten Erinnerung kamen ihm fast die Tränen. Lianni hatte Jon verloren, doch er hatte ihr dieses Geschenk gemacht, so sicher, wie er ihr den Sohn geschenkt hatte, Hinas Urgroßvater. Er musste eine Möglichkeit finden, Howard zu überreden, dass er sich davon trennte.
    »Was machst du mit meinem Eigentum?«
    Schuldbewusst wirbelte Hina herum und sah sich den beiden Männern gegenüber. »Ich habe mir eine Decke geholt«, stammelte er. »Da ist sie auf den Boden gefallen. Ich habe sie mir nur angeschaut.«
    »Sieht mir ein bisschen verdächtig aus«, brummte James finster. »Bist du sicher, dass du nicht versucht hast, sie zu stehlen?«
    Howards große Hand hob die Uhr auf. Er hatte die Augen zusammengekniffen und schaute Hina bohrend an. »Das hattest du doch nicht vor, oder?«
    Hina richtete sich vor seinen Anklägern auf und straffte die Schultern. »Ich bin kein Dieb«, sagte er mit Nachdruck. »Sie ist zu Boden gefallen, und ich habe die Gelegenheit ergriffen, sie mir anzusehen.«
    James setzte sich auf das Bett, während Howard die Uhr sorgfältig in seine Westentasche steckte und die Kette im Knopfloch festhakte. Zufrieden, dass sie gesichert war, richtete er seine Aufmerksamkeit auf Hina. »Ich habe sie dir schon oft gezeigt, und du weißt genau, dass ich es nicht leiden kann, wenn jemand meine Sachen anfasst.«
    Hina merkte, dass James ihn noch immer misstrauisch beäugte, doch es war ihm längst gleichgültig, was er dachte, denn es galt, Howard von seiner Ehrlichkeit zu überzeugen. »Du hast mich einen kurzen Blick darauf werfen lassen, ja, aber ich habe sie nie in der Hand gehalten, geschweige denn die Möglichkeit gehabt, die Bilder darin richtig zu betrachten«, sagte er mit einer Ruhe, die seinen dringenden Wunsch Lügen strafte, man möge ihm

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