Legenden der Traumzeit Roman
zwischen Ruby und Finn hin und her.
Sie betrachtete ihn mit kaum verhohlener Verachtung. »Sie waren über ein Jahr lang fort. Was veranlasst Sie zu glauben, Sie könnten einfach wieder hier auftauchen und Arbeit bekommen?«
»Ich hatte gehofft, Sie brauchen noch zwei Hände«, sagte er matt, wobei sein Blick wieder zu Finn flatterte, der wie ein Fels neben Ruby stand.
»Meine Bedürfnisse haben Sie vorher auch nicht interessiert«, sagte sie kalt, »und wie Sie sehen, habe ich jetzt andere, die mir helfen.« Sie sah die Fragen in seinen Augen, als er Finn anschaute, doch sie hatte nicht vor, ihn aufzuklären. »Warum sollte ich Sie wieder einstellen, nachdem Sie sich schon einmal als unzuverlässig erwiesen haben?«
Er nahm den Hut vom Kopf und zerknüllte den Rand, den Blick auf seine Stiefel gerichtet. »Ich habe meinen Teil bei der Goldsuche geleistet«, nuschelte er, »und genug von Abenteuern. Ich laufe nicht wieder weg.« Verzweifelt schaute er sie an. »Ich brauche die Arbeit«, gestand er.
Ruby nahm seine verschlissene Kleidung zur Kenntnis, diekaputten Stiefel. Es war klar, dass Fergal eine Pechsträhne hatte, und sie brauchte jede Hilfe, die sie bekommen konnte, doch konnte sie ihm vertrauen? Sie beschloss, ihn auf ihre Entscheidung warten zu lassen, und wechselte das Thema. »Warum ist James nicht bei Ihnen?«
»Wir haben uns vor einiger Zeit getrennt.« Sein Blick wanderte zu Nathaniel, der sich an Rubys Schulter schmiegte, und seine Miene wurde weicher. »Tut mir leid, Missus. Ich habe keine Ahnung, ob er bald zurückkommen wird.«
»Das dachte ich mir.« Ruby schaute ihn streng an. »Aber das entschuldigt keinen von euch beiden, mich im Stich gelassen zu haben.«
»James ist furchtbar überzeugend«, knurrte er, »und die Goldfelder bei Ophir waren einfach zu ergiebig, um sie außer Acht zu lassen. Wir wollten beide nicht so lange fortbleiben, aber die Zeit verliert dort jede Bedeutung.« Er lief rot an und knetete seinen Hut weiter. »Ich habe James gefragt, warum er nicht schreibt oder eine Nachricht schickt, aber er sagte, das sei nicht nötig, Sie würden es verstehen.« Offensichtlich wurde ihm klar, dass diese Ausrede nicht zog, und er fuhr hastig fort: »Ich hätte ja eine Nachricht geschickt, aber ich dachte, das sei nicht meine Aufgabe.«
»Stimmt.« Sie bedauerte, so streng mit ihm gewesen zu sein, denn sein Bedauern war offenbar echt. Seufzend gab sie nach. »Ich stelle Sie für sechs Monate ein. Wenn Sie sich als standhaft erweisen, können wir zu einer längerfristigen Vereinbarung kommen.«
Die Erleichterung in seinem Gesicht sprach Bände. »Danke, Missus. Sie werden es nicht bereuen, das verspreche ich.«
»Wir wollen es hoffen.« Sie stellte Nathaniel auf den Boden und sah ihm nach, als er zu Violet watschelte, die auf der Verandatreppe saß. Dann machte sie die Männer miteinander bekannt. »Das ist Finn. Er ist mein Vetter und der Verwalter von EdenValley. An ihn wenden Sie sich für Ihre täglichen Anweisungen und den Lohn. Tommy hilft Duncan, und Kumali und ich arbeiten, wo wir gebraucht werden. Ihre Abende stehen Ihnen zur freien Verfügung. Sie haben im Monat zwei Tage frei, außer in Zeiten der Schur und wenn die Lämmer kommen. Wenn Sie betrunken zur Arbeit kommen oder länger verschwinden, als Ihnen zugestanden ist, werden Sie entlassen. Ist das klar?«
Er nickte, allerdings war ihm anzumerken, dass er sich nicht gern von einer Frau in diesem Ton abkanzeln ließ, denn er hatte Befehle immer direkt von James entgegengenommen. Ruby fragte sich, wie lange es wohl dauern würde, bis die Verlockungen der Kneipe in Five Mile Creek unwiderstehlich wurden. Sie würde abwarten, wie sich alles entwickelte. Zwei weitere Hände, und seien sie noch so unzuverlässig, waren ein Geschenk Gottes.
»Sie können damit anfangen, sich ein neues Paar Stiefel aus dem Lager zu holen«, sagte Finn. »Sobald Sie ausgestattet sind, können Sie helfen, den Rest dieser Ballen hier aufzuladen.«
Die beiden Männer reichten sich die Hand, beäugten sich misstrauisch, stellten jedoch dann fest, dass beide Wurzeln in Galway hatten. Ihre Verbundenheit mit Irland würde den Übergang zu einer guten Zusammenarbeit wohl erleichtern, und dafür war Ruby dankbar. Das Letzte, was sie brauchte, war, dass die kameradschaftliche Ordnung von Eden Valley kippte, die bisher so leicht aufrechtzuerhalten war.
»Kommen Sie zum Haus, wenn Sie mit den Ballen fertig sind, Fergal. Ich muss ein Wort mit Ihnen
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