Legenden der Traumzeit Roman
Verwirrung zur Kenntnis. »Es war damals, 1836, als Texas um seine Unabhängigkeit von Mexiko kämpfte. Hundertachtzig Männer haben das Alamo Mission Fort elf Tage lang gegen die mexikanische Armee in Atem gehalten, bis die Überlebenden schließlich überwältigt wurden.«
»Da sehe ich keine Ähnlichkeiten«, gab Hina zu.
»Stelle Männer mit dem Rücken an die Wand, wenn ihr Blut in Wallung ist oder wenn ihre Familien bedroht sind, und sie kommen heraus und kämpfen – nur ein Vorfall ist nötig, um dieses Pulverfass hochgehen zu lassen. Denk an meine Worte.« Er streckte sich und gähnte. »Ich glaube, ich werde James Gesellschaft leisten. Wir werden nicht arbeiten können, solange wir das verdammte Loch nicht trockengelegt haben. Kommst du mit?«
Hina schüttelte den Kopf. Er sah keinen Sinn darin, Ersparnisse für etwas zu verschwenden, das ihm nicht schmeckte, und als Howard davontrottete, setzte er sich auf den grob behauenen Stuhl und betrachtete seine Umgebung. Die schneebedeckten Berge waren sämtlicher Bäume beraubt, das Holz hatte man dazu benutzt, um unsichere Erdlöcher und Tunnel abzustützen und Hütten zu bauen. Er hörte den Schlag der Schwingtröge, gleichmäßig wie der Marschtritt einer Armee, von allen, die trotz des strömenden Regens weiterarbeiteten. Er sah das Licht der Laternen an Rindenhütten, Zelten und Blockhütten.
Es war eine kleine Gemeinschaft, vereint in ihrem Bemühen, Gold zu finden, sich aus Schwierigkeiten herauszuhalten und zu überleben, denn wenn ein Mann wochenlang die Spur eines längst vertrockneten, vergrabenen Flussbettes verfolgte und dabei ganze hundert Fuß vorankam, richtete er sich auf eine lange Wartezeit ein, in der die Früchte seiner mühevollen Arbeit reiften – daher die Blockhäuser und stabilen Hütten. Die durchreisenden Goldsucher der ersten Zeit waren fort: zermürbendes, tiefes Graben in Schlammlöchern war für jemanden, der schnellen Profit suchte, uninteressant.
Im Gegensatz zu Ophir gab es in Ballarat viele Frauen. Diese ehrbaren Frauen und Töchter waren den Männern zahlenmäßig beinahe überlegen, und mit ihnen kamen die Einschränkungen durch Ordnung und Anstand, an denen es auf den früheren Goldfeldern gefehlt hatte. Es gab ein paar heimliche Schnapsläden und noch weniger Prostituierte, doch Ballarat war mit seinen schlammigen Straßen, sumpfigen Feldern und verfärbten Flüssen wohl der schmutzigste Fleck auf Erden.
Er zog sich eine Decke über die Schultern und trank den Rest des Tees aus dem Feldkessel. Das Feuer war schon lange verloschen, doch der Tee war noch warm genug, um Trost zu spenden. Der Wind schnitt wie ein Messer durch seine zerschlissene, nasse Kleidung, blähte die Zeltleinwand und ließ sie knattern, und der Graupelschauer fegte beinahe horizontal vorüber. Hina schaute schlechtgelaunt in die niedrigen Wolken und fragte sich, ob es wohl wieder schneien würde. Wenn ja, würde das einen weiteren Tag Müßiggang bedeuten.
Er sackte auf seinem Stuhl zusammen und ließ die Gedanken schweifen. Er war mit den beiden anderen und Fergal noch lange in Ophir geblieben, nachdem Bones gegangen war, denn sie waren auf eine ziemlich reiche Ader gestoßen und hatten darin gearbeitet, bis nichts mehr zu holen war. Dann war Fergal gegangen, sie waren vor etwa neun Monaten in Ballarat eingetroffen und hatten ihre Suche in Peg-Leg Gully begonnen, wo sie anfangs auch erfolgreich waren. Da sie sich darauf verlassen hatten, dass ihr Glück anhalten würde, hatten sie geplant, zu bleiben, doch dann hatte es Ärger gegeben. Hundertfünfzig irische Goldsucher, angeführt von einem Mann namens Fahey, hatten sich der Polizei widersetzt. Fahey kam ums Leben, und aus Furcht vor Vergeltungsmaßnahmen hatten Hina, James und Howard beschlossen, zu den Gravel Pits bei Eureka umzuziehen, bis die Lage sich wieder beruhigte.
Sie waren seit ein paar Monaten hier und hatten bereits einige annehmbare Nuggets gefunden, doch nachdem sie den erfahrenen Goldsuchern zugehört hatten, wurde ihnen klar, dass es noch länger dauern konnte, bis sie einen »Volltreffer landeten«, wie Howard es nannte. James hatte gezögert, weiterzumachen, denn er zog es vor, Gold mit möglichst wenig Arbeit zu finden, doch Howard hatte ihn mit dem Argument überredet, die Mühe würde sich lohnen. Und er hatte recht behalten, denn im Januar hatte eine Gruppe Goldsucher im Canadian Gully einen erstaunlichen Fund gemacht.
Das erste Nugget wog dreiundneunzig Pound, das
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