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Legenden der Traumzeit Roman

Legenden der Traumzeit Roman

Titel: Legenden der Traumzeit Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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Schatzkammern gefüllt werden sollte, andere Verbrechen unbeachtet blieben, und mit eigenen Augen die Folgen eines derart miserablen Gesetzesvollzugs gesehen. Mit den Gebühren sollte der Bau anständiger Straßen, von Krankenhäusern und Schulen finanziert werden, doch während die Korrupten zu Wohlstand kamen, verbesserte sich der Alltag der Goldgräber kaum.
    Er war in den Artikel vertieft, als das Nachrichtenblatt in seinen Händen zerfetzt wurde. Erschrocken blickte er auf und sah eine Säbelspitze nur wenige Zentimeter vor seinen Augen.
    »Wo ist deine Konzession?« Das Gesicht des Soldaten unter dem tropfenden Helm war wie versteinert.
    Hina kramte in seiner Tasche und zog das kostbare Stück Papier hervor.
    Der Soldat auf seinem Pferd betrachtete es. »Kannst du beweisen, dass du keinem Schuldspruch unterliegst und dich nicht von deiner rechtmäßigen Arbeitsstelle entfernt hast? Chinesische Arbeitskräfte sind hier nicht erlaubt.«
    Hina reckte die Schultern. »Ich komme aus Tahiti. Vor zwei Jahren bin ich mit dem Walfänger Sprite hier eingetroffen.« Er griff erneut in seine Tasche. »Ich habe die Erlaubnis meines Kapitäns, an Land zu bleiben.«
    Der Soldat war offensichtlich verstimmt. Er warf die Papiere beiseite, zerrte an den Zügeln und entfernte sich auf der Suche nach dem nächsten Opfer.
    Hina fischte seine Papiere aus der Pfütze, in der sie gelandet waren, vergrub das Kinn tief im Mantelkragen und machte sich auf den Weg zu den Gruben. Er war dieses Leben allmählich leid – die Schikanen, die Kälte und Nässe –, doch er war so weit gekommen und hatte so vieles auf sich genommen, um diese Taschenuhr im Auge zu behalten. Er musste bleiben, denn im Laufe der Monate war er zu der Überzeugung gelangt, dass es nur die Uhr sein konnte, von der seine Großmutter gesprochen hatte.
    Howard war anscheinend entschlossen, sie ihm niemals in die Hand zu geben, geschweige denn, sie ihm zu verkaufen. Nur wenn Howard betrunken war, gewährte er Hina einen Blick darauf. Die Uhr blieb ein Rätsel, und er hätte sie zu gern ungehindert untersucht, doch Howard trug sie jeden Tag, und nachts steckte er sie unter sein Kissen. Allem Anschein nach würde er seine Vermutungen nie bestätigen können, und wenn sich nicht bald eine Gelegenheit ergäbe, müsste er einfach fortgehen und sie vergessen.
    »Sie fahnden wieder«, sagte er, als er zum Zelt kam.
    »Das ist das dritte Mal in diesem Monat«, knurrte Howard mit Kautabak im Mund. Finster schaute er in den Graupelschauer hinaus. »Verdammt! Dieser Ort hier wird unerträglich.«
    »Was glauben die eigentlich, mit wem sie es zu tun haben?« James’ Gesicht war hochrot vor Wut. »Wir sind Männer, keine Sklaven, und wir haben unseren Stolz.« Er spuckte in das tiefe Loch, das sie seit Wochen gegraben hatten. »Wir haben ein Landgericht und ein Geschworenengericht in Buninyong und genügend Juristen in Ballarat, die ein ganzes Land führen könnten. Wir haben Pfarrer aller Glaubensrichtungen, eine öffentliche Leihbibliothek, ein nettes neues Hotel, Informationsblätter und regelmäßige Kricketspiele im Sommer. Trotzdem scheint La Trobe entschlossen, uns wie Abschaum zu behandeln.«
    »Es hat keinen Zweck, sich zu ärgern, James«, murmelte Howard. »Nichts wird sich von jetzt auf gleich verändern, und wir haben Männer wie Lalor, Humffray und Carboni, die für uns sprechen.«
    »Hmm. Lalor ist ein irischer Hitzkopf, der eigennützige Zwecke verfolgt, Humffray ein ehemaliger walisischer Aufrührer und Carboni ein italienischer Störenfried. Feine Exemplare, die uns da vor La Trobe vertreten.« Sein Sarkasmus entging den anderen nicht.
    »Wenigstens versuchen sie etwas an den Bedingungen zu ändern«, erinnerte Howard ihn. »Wenn du dich so stark fühlst, warum trommelst du nicht alle Gleichgesinnten zusammen und vereinigst sie?«
    James brach den Augenkontakt ab. »Ich bin hier wegen des Goldes, nicht wegen der Politik, und ich habe diesen endlosen Streit satt. Ich gehe was trinken.« Er knallte sich den Hut auf, zog den Kragen hoch und patschte durch den Schlamm.
    »Der Junge ist auf Krawall gebürstet«, brummte Howard. »Er brennt geradezu auf einen Kampf.«
    »Er ist nicht der Einzige. Die Unruhe wächst mit jeder Durchsuchung.«
    Howard kaute Tabak und beobachtete die zunehmende Dunkelheit an einem Spätnachmittag im Winter. »Ich spüre es auch«, erwiderte er, »und dabei kommt mir die Belagerung von Alamo in den Sinn.« Er nahm Hinas offensichtliche

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