Legenden der Traumzeit Roman
unterbrechen. »Dann stelle ich fest, dass Sie die Gegend gänzlich verlassen haben, ohne mir Bescheid zu geben. Jetzt kommen Sie nach fast drei Jahren zurück und setzen voraus, dass ich auf Sie warte.«
»Ich habe gehofft, Sie würden mir eine Chance geben, alles zu erklären.«
»Die werden Sie noch früh genug bekommen, aber ich binnoch nicht am Ende.« Sie holte tief Luft. »Als Sie fortgingen, habe ich darauf gewartet, von Ihnen zu hören, und als nichts kam, habe ich beschlossen, mein Leben fortzuführen und Sie zu vergessen.« Tränen drohten aufzusteigen, und sie verstummte.
»Sieht ganz so aus, als wäre meine Reise umsonst gewesen, Miss Searle, und ich bitte um Verzeihung, wenn ich Ihren Abend gestört habe.«
»Sie haben gar nichts gestört«, sagte sie hastig. Ihre Wut hatte nachgelassen, und sie wollte nicht, dass er ging. »Ich wäre froh zu erfahren, was Sie so lange von hier fortgehalten hat.« Sie wich zur Seite, wartete, bis er das Wohnzimmer betreten hatte, und schloss die Tür fest hinter ihm. Er würde nirgendwohin gehen, bis er ihr nicht alles erzählt hatte.
Verlegen stand er in der Mitte des Raumes, sie setzte sich und strich ihre Röcke glatt. Als sie sich zu ihm umschaute, sah sie, wie sein Mundwinkel zuckte, und ihr wurde klar, dass er sich keineswegs von ihrer Wut einschüchtern ließ, sondern sich im Gegenteil darüber amüsierte. »Ich warte, Mr. Cruickshank«, sagte sie unterkühlt.
»Ich habe bei der Flut alles verloren«, begann er, »und als Hilda mir sagte, Sie hielten sich in Possum Hills auf, wusste ich, dass ich etwas Einschneidendes tun musste, um Ihre Aufmerksamkeit zu erlangen. Ich konnte niemals mit von Schmidts Geld und gesellschaftlicher Stellung konkurrieren, und sobald die alte Frau Sie an der Angel hatte, wären Sie verloren. Daher ging ich fort auf der Suche nach meinem Glück; ich nahm an, wenn ich als reicher Mann zurückkäme, könnte ich Sie überreden, meinen Antrag zu überdenken.«
»Sie haben zu viel angenommen, Mr. Cruickshank. Ganz davon abgesehen war das nur eine Ihrer Schwächen.«
Er hob eine dunkle Augenbraue. »Nur eine von vielen? Meine Güte, Miss Searle, mir war gar nicht klar, dass ich so weit von jeglicher Vollkommenheit entfernt bin.« Die Augen sprühten.
»So etwas wie einen perfekten Mann gibt es nicht, Mr. Cruickshank.« Sie wagte nicht, ihn anzusehen, weil sie fürchtete, in Lachen auszubrechen.
Er gluckste. »Ich habe gelernt, dass es so ist, Miss Searle, und es ist bedauerlich. Wie arm sind wir doch dran, dass wir nicht das weibliche Genie haben, immer recht zu haben.« Er trat an den Kamin und stellte seinen Fuß auf das Gitter.
»Sie wollten mir den Grund dafür nennen, dass Sie sich so verspätet haben«, ermahnte sie ihn.
»Ich habe sehr schnell mein Glück gemacht und stand kurz davor, ins Tal zurückzukehren, als mir klar wurde, dass dieser neue Reichtum nicht verspielt werden durfte. Ich fuhr nach Sydney, um meine Eltern zu sehen, kaufte ihnen ein Haus und richtete eine jährliche Zuteilung ein, um ihnen einen bequemen Ruhestand zu gewährleisten. Dann habe ich andere Familienschulden abgetragen und dafür gesorgt, dass meine Brüder und Schwestern ihr Auskommen haben.«
»Ich muss Sie loben, aber Ihre Verantwortlichkeiten hier waren ebenso wichtig.«
Er senkte den Kopf. »Ich weiß, und ich werde mir nie verzeihen, dass ich Tumbalong und seine Familie im Stich gelassen habe, als sie mich am meisten brauchten.« Er schaute auf, die grauen Augen voller Sorge. »Ich habe Geld aus Sydney geschickt mit einer schriftlichen Botschaft, in der ich meine Abwesenheit erklärte und alle um Geduld gebeten habe. Erst bei meiner Rückkehr habe ich erfahren, dass beides nicht angekommen ist und Tumbalong und seine Familie infolgedessen gelitten haben. Der Bote hat sich als nicht ganz so ehrlich erwiesen, wie ich gehofft hatte.«
Jessie spürte, wie ihre Wut nachließ, war aber noch nicht bereit, ihm zu verzeihen. »Wenn Sie Tumbalong eine Nachricht schicken konnten, warum dann nicht mir? Ein Brief hätte gereicht, selbst eine einzeilige Notiz.«
Er wurde rot und schaute auf seine Stiefel. »Ich wusste nicht, wie«, gab er leise zu. »Ich habe nie schreiben gelernt.«
Er schämte sich dieses Geständnisses, und sie erkannte, dass Plattheiten überflüssig waren. Sie wurde still. Das Herz tat ihr weh für diesen Verlust an Stolz, und sie bereute ihren Ausbruch bitterlich.
Als verstünde er ihr Mitleid, reckte er das Kinn und
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