Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Legenden der Traumzeit Roman

Legenden der Traumzeit Roman

Titel: Legenden der Traumzeit Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
Vom Netzwerk:
gefunden, die Männer säßen oft bis in die Nacht hinein auf der Veranda bei einem Bier, würden immer großartigere Geschichten austauschen und ihren Schlaf mit ihrem heiseren Gelächter stören. Es sei gut, dass sie ihn zum Bleiben bewegen konnten, doch es erinnere Amy und Niall, dass ihre Tochter weit von zu Hause fort weile, und sie würden sich danach sehnen, sie wiederzusehen.
    Ruby faltete den Brief sorgfältig wieder zusammen, und in ihrer Vorstellung waren die Ansichten und Geräusche von Parramatta und ihrer Familie wieder sehr präsent. Finn ging es gut im Kreis seiner Familie; er wurde umhegt und gepflegt wie ein König, während sie … Sie saß hier und wartete darauf, dass er nach Hause kam.
    Wütend zog sie sich den Schal um die Schultern und ging hinein. Allem Anschein nach war ihr ein Leben in Wartestellung bestimmt – ein einsames Leben, in dem sie ihre Gefühle zügeln musste, damit ihre Entschlusskraft nicht nachließ und sie nach Parramatta zurückeilte.
    Der kühle Lagerraum, den sie aus dem Berg herausgehauen hatten, war das ideale Versteck für ihre Schätze, und die angestoßene Tabakdose war hinter Kornsäcken versteckt. Sie zog sie heraus und drückte den Deckel auf. Das silberne Medaillon war in ein Tuch eingeschlagen, und sie betrachtete es, ohne etwas zu empfinden. James hatte es ihr an jenem ersten Neujahrstag geschenkt, doch sie hatte es vor zwei Jahren abgelegt, denn es repräsentierte inzwischen ihre Ehe – matt geworden durch Vernachlässigung und für sie wertlos. Locken waren in braunes Papier gehüllt, eine dunkle, die andere kupferfarben – die Haare ihrer Kinder und viel kostbarer als jedes geschmacklose Medaillon. Eine Handvoll Münzen klapperte unter dem Packen von Briefen, die sie im Lauf der Jahre von ihrer Familie erhalten hatte, und als sie das Band um den letzten wickelte, stachen ihr Tränen in den Augen. Ihre Mutter hatte recht: Sie war bereits zu lange von ihrer Familie fort.
    Blinzelnd unterdrückte sie die Tränen und zog sich Hemd und Hose an. James hatte die Sachen zurückgelassen, und sie hatte sie sich passend gemacht. Duncan war darüber entsetzt gewesen, aber dieser Aufzug war im Alltag praktisch und bedeutete, dass ihre Kleider länger halten würden.
    »Der Alltag«, murmelte sie vor sich hin, nahm den Eimer zur Hand und machte sich auf den Weg zum Kuhstall. »An meinen Alltag muss ich jetzt denken – ich darf mich nicht selbst bemitleiden oder Tagträumen über Finn nachhängen.«
    Das Tagewerk war getan, und Ruby saß mit Kumali auf der Veranda bei einer Kanne Tee. Die Kinder spielten unterdessen mit den Welpen, die eine von Duncans Hündinnen vor kurzem geworfen hatte.
    »Duncan wird es nicht gefallen, wenn seine Welpen so herumrennen«, sagte Ruby.
    »Duncan ist bei den Schafen. Was er nicht weiß, macht ihn nicht heiß.« Kumali schob das schlafende Kind in eine bequemere Lage auf ihrem Schoß und trank einen Schluck Tee.
    »Er wird es wissen«, erwiderte sie, »denn sie werden teuflisch schwer zu erziehen sein, nachdem sie gelernt haben zu jagen und nach allem zu schnappen, was sich bewegt.«
    »Hält die Kinder ruhig. Schenkt uns ein bisschen Ruhe.«
    Ruby richtete ihre Aufmerksamkeit auf das Kind in Kumalis Armen. »Ich muss schon sagen, das Kind hat mehr rote Haare als ich, und die Farbe ist unglaublich. Das muss das Schottische in ihr sein.« Sie fuhr mit den Fingern durch den rötlichen, lockigen Haarschopf. »Violet nimmt es ihr sehr übel.«
    »Vi nimmt immer etwas übel. Ich hoffe nur, dass Garnday nicht dasselbe Temperament hat.«
    »Woher kommt der Name, Kumali? Ich habe ihn noch nie gehört.«
    »Garnday ist eine sehr wichtige Frau in der Traumzeit. Sie hat ihr Volk in den Süden nach Warang geführt. Meine Mutter hat gesagt, sie sei unser Ahnengeist. Mir gefällt der Name einfach.«
    Ruby betrachtete das schlafende Kind, dessen Haut die Farbe schwach gerösteten Brots hatte. Auf der Stupsnase hatte es Sommersprossen, die langen Wimpern waren golden wie die Haare, und bisher war es ein ruhiges Kind. »Rote Haare bringen immer Ärger«, murmelte sie. »Ich weiß noch, dass meine Großmutter das sagte.«
    »Glaubst du, sie ist jetzt oben im Himmel bei dem Geistvolk?«
    »Dessen bin ich mir sicher.«
    »Ich glaube nicht an Geister«, sagte Kumali und verzog das Gesicht. »Die Ältesten sind da oben, aber ich sehe sie nicht. Geschichte für Kinder, mehr nicht – nichts Reelles.«
    Ruby war traurig, denn Kumali war ganz anders groß

Weitere Kostenlose Bücher