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Legenden der Traumzeit Roman

Legenden der Traumzeit Roman

Titel: Legenden der Traumzeit Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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geworden als die Aborigines auf Moonrakers. Den Ältesten von Kumalis Sippe war es verwehrt gewesen, den Jungen die Riten und Gebräuche ihrer Vorfahren beizubringen, in dem Irrglauben, ihre Traditionen seien ein Hindernis, wenn man sie einem weißen, christlichen Gott zuführen wolle.
    Ruby seufzte und beobachtete die Kinder. Sie sahen ihre Hautfarbe nicht, kümmerten sich nicht um ihre Unterschiede, denn in ihrer Unschuld waren sie alle Gottes Kinder. Was würdegeschehen, wenn die Außenwelt mit ihren Vorurteilen einmal hier eindringen würde sowie der Hass auf alles, das nicht angepasst war? Sie konnte nur beten, dass diese ersten Jahre die Anschauungen ihrer Kinder nachhaltig prägen und ihnen für die Zukunft Kraft verleihen würden.
    »Was zum Teufel ist das?« Ruby stand auf und lauschte. Ihr fiel auf, dass die Kinder ihr Spiel unterbrochen hatten und auf den Weg schauten. Dann trug der Wind das Geräusch zu ihr, und sie vernahm es noch einmal. Es waren Fiedeln, und das konnte nur eins bedeuten. Sie schnappte sich ihren Hut, flog die Treppe hinunter und rannte auf die Lichtung.
    Der außergewöhnliche Reiterzug wurde von einer staubigen Kutsche mit zwei langbeinigen schwarzen Pferden angeführt. Dahinter folgten eine Gruppe zerzauster Reiter und zwei weitere Pferde, die einen riesigen Wagen zogen. Die Musik war jetzt lauter, die Fiedeln wurden von einer Trommel und einer Ziehharmonika begleitet.
    Ruby lachte und klatschte in die Hände; Tränen rannen ihr über das Gesicht. »Es ist euer Grandpa und eure Grandma«, teilte sie den Kindern schluchzend mit, die mit weit aufgerissenen Augen dastanden. »Und da ist Finn mit seinen beiden Brüdern, und …« Sie lief auf sie zu, und bevor der Fahrer die Kutsche anhalten konnte, war sie aufgesprungen und hatte sich in die Arme ihrer Eltern geworfen.
    Alle redeten durcheinander, küssten und umarmten sich, und erst als die Kutsche vor der Hütte anhielt, fielen ihr die Kinder ein. »Mum, Dad, das sind Violet, Nathaniel, Natjik, Mookah, und das ist Garnday mit Kumali.«
    »Sieh einer an!« Niall half Amy aus der Kutsche und beäugte die ziemlich ernsten Kinder, die ehrfürchtig zu ihm aufschauten. »Ich nehme an, keiner von euch macht sich was aus einer Eiswaffel?«
    Ruby lachte, als sie ihre Schüchternheit auf der Suche nacheinem solchen Schmaus überwanden und ihn umzingelten. Selbst Kumali war von der Veranda heruntergekommen, um ihren Anteil entgegenzunehmen, und sie beäugte Niall mit einem Respekt, den Ruby noch nie erlebt hatte. Andererseits sah Dad so gut aus wie eh und je, mit seinem weißen Haar und dem gepflegten Schnurrbart, und er gab in seinem gut geschnittenen Anzug und der schicken Weste eine imposante Gestalt ab – trotz des Staubs und Schmutzes von ihrer langen Reise.
    Sie schlang einen Arm um die Hüfte ihrer Mutter und drückte sie an sich, atmete ihr vertrautes Parfüm ein und schwelgte in ihrer Gegenwart. Das Rot in ihrem Haar mochte zwar verblasst sein, und ihr Gesicht sah vielleicht abgehärmter aus, als sie es in Erinnerung hatte, doch sie war Mum und würde es immer bleiben. »Ich freue mich so, dass ihr gekommen seid«, sagte sie. »Aber ihr müsst erschöpft sein. Wie lange habt ihr gebraucht?«
    »Ausgesprochen lange sechs Wochen«, sagte Amy seufzend. »Sieh mich an! Meine Kleider sind dreckig, meine Haare durcheinander, und was meinen schönen neuen Hut betrifft …« Sie lächelte kleinlaut. »Aber was ist schon ein bisschen Unbequemlichkeit, wenn ich mein Mädchen wieder bei mir habe?« Ihre blassblauen Augen betrachteten Ruby voller Liebe und Besorgnis. »Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht und wäre schon früher gekommen, aber dein Vater hat mir verboten, ohne ihn zu reisen.« Sie lächelte. »Jetzt weiß ich auch, warum. Wir müssen Hunderte von Meilen über jeden Berg und durch jedes Tal gekommen sein, um hierherzugelangen.«
    Als Ruby ihre Mutter umarmte, wurde ihr bewusst, dass sie beobachtet wurde. Nachdem ihre Umarmung beendet war, wagte sie endlich, Finn anzusehen. Die Zeit blieb stehen, und der Lärm ringsum ließ nach, als ihre Blicke sich begegneten. »Hallo, Finn«, murmelte sie.
    Sein Lächeln ließ ihr Herz flimmern. »Schön, dich nach so langer Zeit wiederzusehen! Wie du siehst, habe ich meine Brüderals Unterstützung mitgebracht, bis ich mich wieder leichter bewegen kann.«
    Da erst fiel ihr auf, dass er sich auf einen Gehstock stützte. »Ich dachte …«
    »Ach, es ist nichts. Ich brauche ihn nur, wenn

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