Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Legenden der Traumzeit Roman

Legenden der Traumzeit Roman

Titel: Legenden der Traumzeit Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
Vom Netzwerk:
gedeihen«, sagte er sanft. »Mach dir keinen Kopf über Konventionen und schikanöse Priester – folge nur deinem Herzen!«
    Der Truthahn inmitten von Schweinespeck und goldenen Kartoffeln sah köstlich aus. In den Schüsseln dampfte jede Menge Gemüse, der Tisch war auf der Veranda aufgestellt, und die Kinder rannten aufgeregt umher. Ruby und Kumali trugen die neuen Kleider, die sie zu Weihnachten bekommen hatten, und Finn, Tommy und Fergal hatten zu Ehren des besonderen Anlasses saubere Hemden und Hosen angezogen. Selbst Duncan schaute ausnahmsweise einmal halbwegs ansehnlich aus, und Ruby ging das Herz über, denn sie liebte sie alle.
    Niall tranchierte das Fleisch und beteiligte sich dabei an den verschiedenen Unterhaltungen, die rings um den Tisch geführt wurden, die Frauen verteilten Teller und reichten das Gemüse. Man ließ sich das Essen schmecken, Toasts wurden ausgesprochen, und die Gespräche gingen noch stundenlang weiter, nachdem die Kinder eingeschlafen waren.
    Ruby war aufgestanden, um etwas aus der Küche zu holen, und sie blieb einen Augenblick stehen, um die Szene in sich aufzunehmen. Die Laternen brannten, und das warme Licht schien sie einzuhüllen und zu einem Gemälde zusammenzufassen. Dad ließ sich wie üblich über etwas aus und erzeugte schallendes Gelächter, als er ihnen erzählte, wie er Mum zum ersten Mal in der unglückseligen Nacht vor der Schlacht von Vinegar Hill begegnete. Ruby lächelte, doch ihr wurde das Herz schwer, während sie sich das Bild einprägte, denn es könnte Jahre dauern, bis sie ihre Eltern wiedersehen würde.
    Um ein Uhr morgens fand das Fest schließlich ein Ende, und Ruby fiel erschöpft ins Bett und schlief beinahe sofort ein.
    »Ruby, Ruby, wach auf!«
    Sie schüttelte die beharrliche Hand ab und vergrub das Gesicht im Kissen, aber die Stimme belästigte sie weiter und das Rütteln wurde grober. Sie schlug die Augen auf, und noch ehe sie aufschreien konnte, lag eine Hand auf ihrem Mund.
    »Versprichst du, kein Theater zu machen?«
    Sie nickte, und er ließ sie los. Sie wischte sich die Lippen ab und starrte verstört zu ihrem Mann auf. »Was zum Teufel fällt dir ein, mich hier zu Tode zu erschrecken?«, zischte sie.
    »Das wollte ich nicht, aber ich musste warten, bis alle schlafen.«
    Sie zog sich das Laken bis zum Kinn, als sein Blick über sie glitt. »Wie lange bist du schon hier, und warum hast du gewartet, bis wir schlafen?«
    »Wir können uns hier nicht unterhalten«, brummte er und schaute zu den schlafenden Kindern. »Zieh dich an, dann treffen wir uns unten am Fluss!«
    Sie funkelte ihn in der Dunkelheit wütend an und war versucht, um Hilfe zu rufen, doch die Männer würden mit Waffen kommen, und sie wollte nicht, dass er starb. Sie zog Hemd und Hose über ihr Nachthemd und schaute rasch nach den Kindern, bevor sie tief durchatmete und ihm folgte.
    Er wartete auf der Lichtung, und im grauen Licht vor der Morgendämmerung bemerkte sie seine Veränderung, die deutlich hervortrat. Seine Haare waren lang, fettig und verheddert, sein Kinn unrasiert. Dunkle Ringe lagen unter seinen Augen, seine Wangen waren hohl, und die zerfetzte Kleidung schlotterte an seinem Leib. Beim Näherkommen sah sie Blutflecken auf seiner Jacke. »Bist du verletzt?«
    Er schüttelte den Kopf. »Die Jacke gehört nicht mir.«
    Er hätte ihr leidtun sollen, doch sie empfand nichts. Sie verschränkte die Arme fest vor der Brust. »Du trägst die Jacke eines anderen und kommst wie ein Dieb nach Hause gekrochen. Warum, James?«
    »Das dürfte wohl auf der Hand liegen«, herrschte er sie an. »Dein Vater hält den ganzen Abend Hof, und ich wollte mich nicht blamieren und bei eurem schicken Dinner wie ein Landstreicher auftauchen.«
    »Wage es nicht, meinen Vater zu beschimpfen!«, fauchte sie.»Und seit wann macht es dir etwas aus, wie du aussiehst? Dafür warst du immer viel zu sehr mit Trinken beschäftigt.« Sie betrachtete ihn wütend. »Wärst du nicht so ein Feigling gewesen, dann wärst du wie ein richtiger Ehemann und Vater nach Hause gekommen und hättest die Suppe ausgelöffelt – in aller Offenheit.«
    »Ich bin kein Feigling«, knurrte er und ballte die Fäuste.
    »Warum versteckst du dich dann?« Vor Wut konnte sie kaum an sich halten. »Schämst du dich deiner Fahnenflucht, oder hast du beschlossen, dass du uns brauchst, jetzt, wo es dir dreckig geht?«
    »Ich wollte dich wiedersehen.«
    »Rede dir nur nicht ein, James Tyler, dass ich jemals den Wunsch hätte,

Weitere Kostenlose Bücher