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Legenden der Traumzeit Roman

Legenden der Traumzeit Roman

Titel: Legenden der Traumzeit Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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aber es bedeutete, dass sie ihre eigene Zukunft sichern musste. »Du darfst gern eine Mahlzeit einnehmen, und im Lagerhaus ist noch Ersatzkleidung.«
    »Ich will deine Wohltätigkeit nicht.«
    »Das ist keine Wohltätigkeit. Ich gebe jedem zu essen, der vorbeikommt.« Ihr Tonfall wurde milder, denn sie erkannte, dass er geschlagen war und sein Stolz in Scherben lag. »Du kannst die Kinder sehen, aber vielleicht ist es besser, nicht offenzulegen, wer du bist.«
    »Ich habe sie gesehen, als sie schliefen«, gestand er. »Nathaniel ist so groß geworden, dass ich ihn fast nicht erkannt hätte.«
    Sie holte tief Luft, statt ihn erneut zu beschimpfen, denn es war zwecklos. »Da ich dich nach dem heutigen Abend nie wiedersehen werde, möchte ich dich um eins bitten.«
    »Worum?« Sein Blick war misstrauisch.
    »Die Scheidung.«
    Das Schweigen dehnte sich aus, und die Vögel hoben zu ihrem frühmorgendlichen Chor an. James steckte die Hände in die Taschen, den Blick wieder auf die Stiefel gerichtet. »Vermutlich war es nicht zu vermeiden«, brummte er. »Aber das kostet dich etwas.«
    Ihre Gereiztheit war verflogen; jetzt saß nur noch eine hohle Eiseskälte in ihrem Magen. »Wie viel willst du?«
    Er schaute auf, erfasste die neuen Gebäude, den sauberen Hof und die gut ausgerüstete Außenküche mit einem Blick. »Fünfzig Pfund würden reichen«, murmelte er. »Sieht so aus, als könntest du es dir leisten.«
    »Abgemacht. Ich werde das Geld übergeben, wenn du mir den Brief für das Gericht gibst.« Ohne ihn noch einmal anzusehen, eilte sie davon, um Kleidung zu suchen und eine Mahlzeit zu richten, bevor die anderen sich rührten.
    Erfrischt durch ein Bad im Fluss und in saubere Sachen gekleidet, sah er dem James, den sie einst geliebt hatte, schon etwas ähnlicher, als er sich an den Tisch draußen setzte und sich durch das Frühstück pflügte.
    Sie hörte sich die Schreckensmeldungen darüber an, was in Eureka passiert war, erfuhr, wie er der Gefangennahme auf der Melbourne Road entkommen war, indem er das Pferd eines Toten stahl, und bemerkte das Flackern in seinen Augen, als er von den Goldfeldern im Westen sprach. James hatte sich in eine andere Welt ziehen lassen – aus der er nie wieder zurückkehren würde –, und sie hoffte, er würde am Ende seinen Frieden finden.
    Die Tinte auf dem Brief ans Gericht war noch nicht trocken, als Ruby beobachtete, wie er die ausgebeulten Satteltaschen mit Vorräten füllte und die Steigbügel richtete.
    Schließlich drehte er sich zu ihr um. Er wirkte niedergeschlagen. »Tut mir leid, dass es so weit gekommen ist, Ruby«, sagte er. »Aber du und ich …«
    »Ich weiß. Aber eine Zeitlang waren wir glücklich, nicht wahr?«
    Er lächelte traurig. »Vermutlich. Nur für kurze Zeit.« Offenbar gab es nichts mehr zu sagen; er stieg auf und schaute zu ihr herab. »Du bist eine gute Frau – das weiß ich jetzt –, aber was wir hatten, ist verschwunden. Pass auf unseren Sohn auf! Sorge dafür, dass er zu einem feinen Mann heranwächst. Wirst du das für mich tun?«
    Sie nickte, denn Tränen drohten aufzusteigen trotz allem, was zwischen ihnen vorgefallen war.
    Er tippte an seinen Hut, die Augen weich vor Rührung. »Lebe wohl, Ruby, und vielen Dank für alles!«
    Sie hob die Hand zum Abschiedsgruß, doch er galoppierte bereits davon, eine Staubwolke hinter sich aufwerfend.
    »Ist alles in Ordnung?« Finn stellte sich neben sie, und die anderen kamen aus ihren Zimmern.
    Ruby nickte, nahm seine Hand und lächelte. »Liebst du mich, Finn Cleary?«
    »Von ganzem Herzen, Ruby Logan.«
    Sie berührte sein Gesicht und schaute ihm in die Augen. »Willst du mich heiraten, wenn ich meine Scheidung durchgesetzt habe?«
    »Ist das nicht eine Frage, die ich stellen sollte?« Seine Augen zwinkerten spitzbübisch.
    »Ja, aber wenn ich warte, bis du dich dazu aufraffst, bin ich eine alte Frau.« Sie trat vor und ließ sich von ihm umarmen. »Also, Finn, fragst du?«
    Seine Stimme war leise, als er sie festhielt. »Willst du mich von den Schrecken befreien, die Schlafbaracke mit Fergal und Tommy zu teilen, und einen ehrlichen Mann aus mir machen?« Er lachte in sich hinein, als sie ihn in die Rippen stieß, und versuchte, grimmig auszusehen. Dann zog er sie noch näher, und seine Miene wurde ernst. »Willst du mich heiraten, Ruby, und mich zum glücklichsten Mann auf Erden machen?«
    »Ja!« Sie schlang ihm die Arme um den Hals und gab sich seinem Kuss hin.
    Obwohl ihre Eltern bald abreisen

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