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Legenden der Traumzeit Roman

Legenden der Traumzeit Roman

Titel: Legenden der Traumzeit Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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geholt worden wären.«
    Ruby betrachtete das schlafende Kind, das zwischen Violet und Nathaniel lag. Der arme kleine Wurm war ebenso verstört wie alle anderen, doch seine Sicherheit war oberstes Gebot, denn falls die Native Police Wind von ihm bekäme, würde sie wiederkommen.
    Schweigend dachte sie daran, dass Duncan gebrüllt hatte wie ein Löwe, als er feststellte, was mit Kumali und seinen Kindern passiert war. Er hatte zum Gewehr gegriffen und sich auf die Suche nach den Entführern gemacht. Er hatte geschworen, sie allesamt umzubringen.
    Finn und Tommy waren ihm nachgeritten, und als sie schließlich von den Behörden erfuhren, dass Kumali in einem Lager weit im Norden gestorben sei, und Duncan klar wurde, dass er seine verstreuten Kinder nie finden würde, verlor er vor Wut und Schmerz beinahe den Verstand. Als gebrochener Mann war er nach Eden Valley zurückgekehrt. Wie eine verlorene Seele wandelte er zwischen seinen Schafen umher und fand anscheinend nur Trost, wenn er seinen Sohn in den Armen hielt.
    »Die arme Kumali muss schreckliche Angst ausgestanden haben. Sie wusste, wozu solche Männer fähig sind und wie es für ihre kleinen Mädchen sein würde. Um Himmels willen, Finn, was ist nur mit unserer Welt los, in der wehrlose Frauen und Kinder wie Vieh behandelt werden?«
    »Ich weiß nicht«, murmelte er, »aber dein Vater würde es wissen. Er wurde als Kind in Ketten hierhergebracht, wie ein Sklave behandelt und hat überlebt, um die Geschichte zu erzählen und seine Nase über die Obrigkeit zu rümpfen. Vielleicht werden Kumalis Kinder es auch so machen.«
    Ruby brach in Tränen aus, und Finn nahm sie in den Arm. Sie barg ihr Gesicht an seiner Schulter und ließ ihrem Schmerz freien Lauf, den sie so lange unterdrückt hatte.
    Ein Schlag gegen das Fenster ließ Ruby zusammenfahren. Sie wischte sich mit den Fäusten die Tränen ab und öffnete die Tür. Der Anblick, der sie dort erwartete, war so außergewöhnlich, dass ihr die Worte fehlten.
    Der größere der beiden Männer zog seinen Zylinder. »Tut mir leid, wenn ich so spät noch störe, Ma’am«, sagte er gedehnt, »aber wir sind auf der Suche nach Mr. James Tyler.«
    Ruby bemerkte den amerikanischen Akzent, die gelbbraune Hautfarbe des anderen Mannes und das lange dunkle Haar und erkannte, dass es Fergals Freunde aus Ophir waren. »James istnicht da, aber Fergal ist irgendwo da draußen.« Sie schenkte ihnen ein schwaches Lächeln und reichte ihnen die Hand. »Sie müssen Howard und Hina sein.«
    »Stimmt, Ma’am.« Sie folgten ihr ins Haus, wo sie Finn vorgestellt wurden. »Ich nehme an, Sie sind Mrs. Tyler?«
    »Nicht mehr lange«, erwiderte sie. »Wir lassen uns scheiden.«
    »Kommen wir zur unrechten Zeit, Ma’am? Ich merke nur, dass Sie in Sorge sind.«
    »Wir trauern«, antwortete sie und berichtete von den Überfällen, während sie ihnen etwas zu essen und Bier vorsetzte.
    »Mein Beileid«, sagte der Amerikaner. »Sieht ganz so aus, als blieben Menschlichkeit und Politik verfeindet, wie Hina und ich am eigenen Leib erfahren mussten.«
    »James hat mir von Eureka erzählt.«
    »Dann war er hier?«
    »Er ist nur wenige Stunden geblieben.«
    »Sie wissen nicht zufällig, wohin sein Weg ihn führte? Hina und ich haben nämlich noch ein Hühnchen mit ihm zu rupfen.«
    Ruby fiel auf, dass sein Blick härter geworden, sein Lächeln verschwunden war. »Was hat James getan, dass Sie einen so weiten Weg auf sich nehmen?«
    »Er hat mich bestohlen, Ma’am, und gegen Hina falsch ausgesagt.«
    »Was hat er gestohlen?«
    »Eine goldene Uhr«, sagte Hina, der zum ersten Mal das Wort ergriff. »Eine schöne goldene Uhr mit zwei Porträts auf der Innenseite – eins von einem Mann mit Muttermalen im Gesicht, das andere von einer Tahitianerin.«
    »James ist nach Westen zu den Goldminen gezogen, aber die Uhr ist nicht bei ihm. Er hat sie hiergelassen, und mein Vater hat sie mit nach Sydney genommen und will versuchen, den richtigen Besitzer ausfindig zu machen. Wir haben vermutet, dass sie gestohlen war, und ich wollte nichts damit zu tun haben.«
    »Dann werden wir dort hingehen«, sagte der Tahitianer mit seiner ruhigen Stimme. »Wir danken Ihnen für Ihre Gastfreundschaft und werden Sie nicht weiter belästigen.«
    »Es ist schon spät, und die Reise nach Parramatta ist lang. Sie dürfen gern in der Schlafbaracke übernachten und ein Frühstück einnehmen, bevor Sie aufbrechen. Ich werde ein Empfehlungsschreiben an meinen Vater aufsetzen und

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