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Legenden der Traumzeit Roman

Legenden der Traumzeit Roman

Titel: Legenden der Traumzeit Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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zurück. Sie hatte sogleich den Mann Wally in ihm erkannt – und sie wusste, wenn er sie erkannte, wäre sie tot. »Ich gehöre hierher«, rief sie trotzig zurück. »Mein Mann kommt bald zurück, und er ist ein Weißer.«
    »Ich habe den Befehl, alle Schwarzen in diesem Gebiet zusammenzutreiben. Ob weißer Ehemann oder nicht, du kommst mit, wenn ich es dir sage.« Er trieb sein Pferd näher ans Wasser. »Du wirst mir gehorchen, du schwarze Schlampe, sonst bringe ich deine Negerkinder um.«
    Kumali schlug das Herz bis zum Hals, und sie bekam kaum Luft. Sie war schon einmal geholt worden und würde lieber sterben, als das noch einmal durchzumachen, denn Männer wie Wally kannten keine Gnade. Sie schaute rasch zum gegenüberliegenden Ufer, schwang sich Mookah auf die Hüfte und fing an zu laufen. Ein aufgeregter Schlachtruf ertönte, und sie hörte die Pferde das Ufer hinabschliddern und im Wasser hinter ihr aufplatschen.
    Garnday jammerte, Mookah schrie, und Kumali, die sich die größte Mühe gab, das gegenüberliegende Ufer zu erreichen, stellte fest, dass die rutschenden Steine unter ihren Füßen ihre Flucht behinderten.
    Die langen Schatten der Reiter tanzten auf der Wasseroberfläche, und als sie hörte, wie Säbel gezogen wurden, geriet sie ins Taumeln. Das Ufer war zu weit entfernt, und die Männer waren zu schnell. Schon hatten sie Kumali umzingelt, und sie schluchzte in Todesangst, klammerte sich an ihre Kinder und flehte die Männer an, sie am Leben zu lassen.
    »Ich komme mit, wenn Sie meine Kleinen freilassen. Sie haben einen weißen Vater, sehen Sie?« Kumali zeigte auf ihr rötliches Haar, die bleiche Haut und brabbelte gequält: »Kinder eines Weißen. Vater hat auch rote Haare.«
    Wally nahm sie näher in Augenschein, und Kumali erstarrte aus Furcht, er könne sie erkennen.
    Dann wandte er gelangweilt den Blick ab. »Steckt sie in den Wagen!«, befahl er.
    Kumali schrie auf, als der eingeborene Reiter ihr die Kinder aus den Armen riss. »Nein! Nehmt mir meine Kleinen nicht weg!« Sie rannte neben den Reiter, schlug auf seine Beine ein, zerrte an seiner Hose in der Hoffnung, er ließe die Kinder vielleicht los.
    Der Stammeskrieger grinste sie an und trat nach ihr. Der Sporn traf sie an der Wange, sodass Kumali das Gleichgewicht verlor. Aber schon bald hatte sie sich wieder gefangen und krabbelte das Ufer hinauf. Als sie sah, wie die Wagentür sich öffnete und der Mann mit ihren Kindern darauf zuging, begann sie zu laufen.
    »Nein!«, schrie sie, warf sich auf ihn und krallte mit den Fingern nach seinen Augen.
    Eine Hand packte sie an den Haaren, und sie wurde in den Wagen geschleudert.
    »Nimm deine Negerkinder, und halt sie ruhig!«, knurrte der Stammeskrieger und warf die kreischenden, verängstigten Kinder auf sie.
    Kumali umklammerte die Kleinen und schluchzte: »Du bist ein Schwarzer – warum nimmst du meine Kinder mit? Ich komme mit dir, koche gutes Essen, bumse, aber nehmt meine Kinder nicht mit. Bitte!« Es war eine Klage in höchster Not, während sie sich mühsam aufrappelte und einen Schritt auf die offene Tür zuging.
    Sie schlug mit tödlichem Knall zu.
    Eden Valley, 31. August 1855
    Die fieberhafte Suche nach Kumali und den Kindern hatte Rubys Leben in den vergangenen acht Wochen in Anspruch genommen. Sie hatte Briefe an ihren Vater, den Gouverneur und den Kirchenrat geschrieben in der Hoffnung, jemand wisse vielleicht, wohin man sie gebracht hatte. Sie hatte keine Antwort erhalten.
    Wiederholte Fahrten nach Five Mile Creek und die weit verbreiteten Farmgemeinschaften rings um Eden Valley hatten nur wenig Neues gebracht. Die Überfälle waren schnell und brutal gewesen, und obwohl mehrere Siedler versucht hatten, ihre Eingeborenen zu schützen, hatte es den Anschein, als wäre das Gesetz nicht auf ihrer Seite. Eine neue Gesetzgebung war verabschiedet worden, nach der alle Schwarzen zu entfernen und in Reservate weitab von weißer Besiedelung zu stecken waren. Mischlingskinder sollten zusammengetrieben und in besondere Reservate gebracht werden, wo sie als billige Arbeitskräfte auszubilden waren.
    »Ich weiß nicht, was ich machen soll«, seufzte Ruby. »Der arme Duncan hat kaum ein Wort gesprochen, seitdem sie vermisst werden, und ich mache mir Sorgen um ihn.«
    Finn streckte den Arm über den Tisch und nahm ihre Hand. »Wir können nicht viel tun, außer uns um Natjik kümmern. Zum Glück war er an dem Tag bei Duncan. Ich weiß nicht, was er gemacht hätte, wenn alle drei Kinder

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