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Legenden der Traumzeit Roman

Legenden der Traumzeit Roman

Titel: Legenden der Traumzeit Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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ausgerichtet war, um die grelle Sonne auszusperren. Es bestand aus sich überlappendem, weiß angestrichenem Holz, hatte rote Dachziegel, hellblaue Fensterläden und Fliegengitter. Es stand auf einer niedrigen Erhebung und thronte auf Stelzen, um Überflutung und Termiten abzuwenden, und eine elegante Veranda mit einem schmiedeeisernen weißen Geländer, möbliert mit Bettcouchenund Sesseln, gab es auch. Ausgewachsene Bäume waren gepflanzt worden, die Schatten spendeten, und eine Kiesauffahrt führte von der Treppe ans Tor. Dieses Tor öffnete sich zum Weg, der meilenweit durch üppige Rebstöcke und Tabakfelder zur Asphaltstraße verlief, die am Schulhaus und an der Kirche vorbeiführte.
    Es war weit entfernt von Jessies früheren Leben. Obwohl sie manchmal in der Schule aushalf und Peter und Hilda regelmäßig traf, war sie gern zu Hause. Sie fuhr mit den Fingern durch Abels Haar. Er lag mit dem Kopf in ihrem Schoß und las ihr ein Buch aus der Bücherei vor. Sie lächelte, denn sein Lesen hatte wirklich Fortschritte gemacht, nachdem er gemerkt hatte, dass seine Tochter jeden Abend eine Geschichte wünschte.
    Das Geräusch eines sich nähernden Pferdes rüttelte sie aus ihrer schläfrigen Zufriedenheit, und sie veränderten nur ungern ihre Lage, um zu sehen, wer zu Besuch kam. »Ich kenne ihn nicht«, brummte Abel. »Ich gehe mal hin, um zu hören, was er will.«
    Jessie war nicht in der Stimmung für Besucher, doch er sah aus wie ein feiner Herr und musste dementsprechend begrüßt werden. »Ich kümmere mich um eine Erfrischung und überlasse dir den Rest.«
    »Mr. und Mrs. Cruickshank?« Der junge Mann schüttelte ihnen die Hand. »Verzeihen Sie, wenn ich unangemeldet komme. Mein Name ist Frederick Cadwallader.«
    Jessie knickste zögerlich, denn ihr fiel auf, wie frech er sie anschaute. Kühl erwiderte sie seinen Blick, bevor sie sich aus dem Staub machte, während Abel ihn auf die Veranda führte.
    Nachdem sie Francie beauftragt hatte, ein kaltes Bier nach draußen zu bringen, stand sie am Fenster und lauschte. Sie erfuhr nur, dass er gerade aus Cornwall eingetroffen war und seine Familie in Watsons Bay wohnte, in der Nähe von Sydney.
    »Ich bin gekommen, um Ihre Frau zu sehen«, sagte er. »Wäre es möglich, mit ihr zu sprechen?«
    »Das hängt davon ab, was Sie zu sagen haben«, erwiderte Abel.
    »Es ist ein wenig heikel«, gestand er, »denn es betrifft ihre Großmutter.«
    »Was um alles in der Welt können Sie schon über Jessies Großmutter wissen?«, fragte Abel. »Die ist schon viele Jahre tot.«
    Frederick Cadwallader klang weniger selbstsicher. »Wie schon gesagt, es ist heikel.«
    Jessie war neugierig und ging hinaus. »Was ist mit meiner Großmutter, Sir?«, fragte sie und setzte sich neben Abel. »Sie sagten, Sie seien aus Cornwall, aber das klingt gar nicht so.«
    Frederick war offensichtlich unbehaglich zumute, und wahrscheinlich bereute er seinen Besuch. »Ich bin in Australien geboren, habe aber die letzten Jahre in Cornwall verbracht«, erklärte er. »Mein Onkel ist der Earl von Kernow und wünscht, dass ich in seinem Namen mit Ihnen spreche.«
    Jessie runzelte die Stirn. »Warum sollte ein Fremder, ein Graf, so etwas wollen?«
    »Oje, ich vermassele alles.«
    Frederick tupfte sich die Stirn ab und wirkte derart beunruhigt, dass Jessie Mitleid mit ihm fühlte. »Warum fangen Sie nicht ganz von vorn an? Das ist immer das Beste.« Sie lächelte ihm aufmunternd zu, doch es milderte ihre eigene Besorgnis nicht.
    Er trank einen ordentlichen Schluck Bier, als wolle er sich Zeit geben nachzudenken. »Vor vielen Jahren«, begann er, »bevor Australien kolonisiert wurde, hat sich mein Urgroßvater verliebt. Sie war die Tochter eines Fischers, und er sollte bald der Graf von Kernow werden. Die Verbindung war nicht erwünscht, und das Mädchen wurde bestochen, sich auf eine arrangierte Ehe mit dem Pastor vor Ort einzulassen. Mein Urgroßvater hat diese Frau Jahre später wiedergetroffen, und obwohl auch er inzwischen verheiratet war, hatten sie eine Affäre.« Er senkte den Blick und starrte auf seine Hände. »Aus dieser Verbindung ist ein Kind hervorgegangen, der Name war Rose.«
    Jessie schnappte nach Luft. »Grandma Rose?«, hauchte sie.  
    Er nickte, und seine Erleichterung war beinahe mit Händen zu greifen.
    »Also stimmten ihre Geschichten«, murmelte sie. »Keiner von uns hat ihr richtig geglaubt, nicht einmal, als sie mir sagte, dass das Muttermal, das uns gemeinsam war, ihre adlige

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