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Legenden der Traumzeit Roman

Legenden der Traumzeit Roman

Titel: Legenden der Traumzeit Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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Erwartungen an Ebenbürtige gestellt. Allein das Wort Australien ermutigte in meinem Fall anscheinend zu bissigen Bemerkungen über Sträflinge und zu unverschämten Fragen nach meinen Vorfahren.«
    »Ich kann mich erinnern, dass er mir dasselbe erzählt hat«, murmelte Niall. »Er ärgerte sich, dass man ihn nach England schickte, und fand es sehr schwer, seinen Platz in der Gesellschaft einzunehmen, denn er betrachtete seinen Titel als Last – seine Zeit fern von Australien als erzwungenes Exil.«
    Frederick nickte. »Harry hat seinen Vater gehasst. Nicht nur, weil er seinen Bruder umgebracht hatte, sondern wegen der Art, wie er seine Mutter, Eloise, behandelte. Der Titel war nur eine weitere Erinnerung an den Mann und an alles, was er darstellte. Ein Geschenk, das er nicht angestrebt hatte und auch nicht haben wollte.«
    »Heute denkt er anders darüber«, meinte Niall.
    Frederick lächelte matt. »Er sagte mir, seine Rückkehr nach Australien habe ihn den wahren Wert dessen erkennen lassen, was er hatte. Verstehst du, er hatte sein gesamtes Leben als Erwachsener daran gearbeitet, jegliche Erinnerungen an die früheren Cadwalladers auszulöschen, besonders an Edward. Es war zu einer Besessenheit geworden zu beweisen, dass er in der Lage sei, das Anwesen zu führen, die Schulden und Skandale zu tilgen und die Achtung wiederzuerlangen, die der Familie einst entgegengebracht wurde. Aber er hat es mit Wut und Groll getan und sich die ganze Zeit gewünscht, er wäre hier in Australien, hätte den Grafentitel nicht geerbt und wäre frei, seine eigenen Interessen zu verfolgen – wie mein Vater.«
    Niall erhob sich vom Schreibtisch und schenkte ein Glas Whisky ein. Frederick bot er nichts an, der keinen Alkohol anrührte – wie sein Onkel. »Familien sind merkwürdig, nicht wahr?«, überlegte er laut. »Dein Vater hat sich über seine Pflichten geärgert, und Oliver hat sich geärgert, weil er keinen Titel hatte. Sieht ganz so aus, als wäre niemand von uns zufrieden mit dem, was ihm vererbt wurde.«
    »Aber Harry erkannte nach seinem Besuch hier, dass er Treleaven House und alles, wofür es stand, liebte. Er konnte auf Abstand gehen, verstehst du – einen neuen Blick darauf werfen –, und plötzlich wurde ihm klar, dass sein Erbe und die Menschen, die von ihm abhängig waren, ihm sehr am Herzen lagen. Seine Rückkehr nach Cornwall brachte frische Energie mit sich und eine Lebenslust, die ihm nur allzu lange gefehlt hatte. Er ist stolz,ein Graf zu sein, stolz, dass sein Sohn Charlie in seine Fußstapfen treten wird.« Frederick wurde still.
    Wortlos trank Niall seinen Whisky und schaute starr aus dem Fenster. Er verstand offensichtlich, dass Frederick Zeit brauchte, um seine Gedanken zu sammeln, bevor er wieder das Wort ergriff. Die Uhr tickte, und die Geräusche im Haus hallten von ferne wider; leise trommelte der Regen ans Fenster.
    »Charlie wird einen guten Grafen abgeben. Dazu kam er auf die Welt, und das ist alles, was er je wollte. Er wird bald einundzwanzig, und obwohl er vor Onkel Harrys Tod nichts erben wird, plant er bereits, bei der Führung des Anwesens zu helfen und seinem Vater einen Teil der Last abzunehmen.« Frederick sah, wie der Regen über den Garten geweht wurde, und ihm wurde klar, dass es an der Zeit war, sein Geheimnis zu enthüllen.
    »Als Charlie und ich noch klein waren, haben wir ein paar Gegenstände auf dem Speicher gefunden.«
    »Ah, die Pistolen und den Säbel.« Niall lächelte.
    »Du weißt davon?«
    »Harry hat mir fast alles erzählt. Wir waren enge Freunde und Vertraute, und wir haben uns über den Tag damals köstlich amüsiert.«
    »Aber er wusste nichts von dem Tagebuch, das ich gleichzeitig gefunden habe.«
    Nialls Blick wurde durchdringend.
    »Ich habe es nie in die Truhe gesteckt, daher wurde es nicht gefunden. Ich habe es damals versteckt und habe es vor drei Wochen wieder hervorgekramt.« Er zog das kleine Buch aus der Tasche und legte es auf den Tisch. »Ich konnte es nicht lesen, bevor ich nach England ging, doch meine Ausbildung dort war so solide, dass ich es heute entziffern kann. Ich wünschte nur, ich wäre in Unkenntnis geblieben.«
    Stirnrunzelnd nahm Niall das Tagebuch zur Hand. Er blätterte die Seiten durch, untersuchte die Ränder, an denen Beutelratten genagt hatten, und legte es wieder auf den Schreibtisch. »Das hat dir also schlaflose Nächte bereitet und deine Konzentration geraubt?«
    Frederick nickte. »Es ist das Tagebuch von Eloise Cadwallader,

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