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Legenden der Traumzeit Roman

Legenden der Traumzeit Roman

Titel: Legenden der Traumzeit Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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ärgerlichem Zungenschnalzen dem Haus zuwandte.
    Jessie sah Mr. Cruickshank in die Augen, der ihr vom Wagen half. Mitgefühl und Verständnis las sie darin, was ihr Kraft verlieh. »Danke, Mr. Cruickshank«, sagte sie, als er die Truhe ablud und auf die Veranda stellte.
    Er tippte an seinen Hut. »Ich komme ungefähr in einem Monat wieder hier vorbei«, erklärte er. »Bis dahin sollten Sie sich gut eingerichtet haben.«
    »Kommen Sie, Miss Searle! Wir haben keine Zeit für Plaudereien.«
    Zögernd ging Jessie die Treppe hinauf, und als sie sich umschaute, war Abel Cruickshank bereits hinter einer Staubwolke verschwunden. Tief einatmend reckte sie das Kinn und folgte Zephaniah Lawrence ins Haus.
    Die Absätze ihrer Stiefel klapperten auf dem Holzboden, während sie durch den kurzen Flur ging und einen Blick in die Zimmer zu beiden Seiten warf, um sich ein Bild von ihrem neuen Arbeitgeber zu verschaffen. Mr. Lawrence hatte nur wenige Möbelstücke, keine Teppiche, Vorhänge, Bilder oder Zierrat, und dieser Mangel an Häuslichkeit vermittelte den Eindruck von Ordnung und Enthaltsamkeit. Ihr schwante nichts Gutes.
    »Treten Sie ein, Miss Searle!« Er saß hinter dem großen Schreibtisch, der den Raum beherrschte, und winkte sie herein. »Nehmen Sie Platz!«
    Jessie hockte sich auf die Kante eines unbequemen Stuhls mit gerader Rückenlehne. Das Arbeitszimmer war wie der Rest des Hauses spärlich möbliert, doch eine ganze Wand war voll von Büchern, und er hatte eine Lampe angezündet, um die Dunkelheit zu vertreiben.
    »Ihr Dienst fängt morgen früh an«, sagte er. Sein linkes Auge war durch das Monokel grotesk vergrößert. »Der Unterricht beginnt um acht, doch Sie müssen mindestens eine Stunde vorher im Klassenzimmer sein, um sich auf den Tag vorzubereiten. Sie werden das Feuer anzünden und sich den Winter über darum kümmern. Das Klassenzimmer wird jeden Tag ausgefegt, die Fenster geputzt und die Treppe geschrubbt.«
    Jessie versuchte, nicht auf das Auge zu schauen, doch ihr Blick wurde unwillkürlich davon angezogen.
    »Die Kinder bringen ihre eigene Verpflegung mit und sollen um elf Uhr dreißig im Schatten essen. Trinkwasser ist im Brunnen. Der Unterricht wird bis zwei Uhr fortgesetzt, dann gehen die Kinder nach Hause. Sie kommen zu Pferd, und ich habe einen Hof angelegt, in dem sie ihre Tiere unterbringen können. Jeden Abend ist der Dung aufzusammeln und auf den Haufen zu werfen, den Sie neben diesem Hof vorfinden werden. Sobald er verrottet ist, erweist er sich als ausgezeichneter Dünger für meine Rosen«, fügte er selbstgefällig hinzu.
    Ungläubig riss sie die Augen auf. »Sie verlangen von mir, dass ich Pferdeäpfel schaufle?«
    »Das wird Sie in Form halten, Miss Searle. Schwere Arbeit und Bewegung sorgen für einen guten Schlaf, sodass Sie für den nächsten Tag gewappnet sind.« Er verschränkte die Finger über seinem umfangreichen Bauch, ein Zeugnis dafür, dass er nicht befolgte, was er predigte. »Im Übrigen«, fügte er hinzu, »wird es sonst nicht viel geben, mit dem Sie sich abends beschäftigen könnten.«
    »Und was soll ich an den Wochenenden tun, Mr. Lawrence?«, fragte sie schneidend. »Ihre Rosenbeete umgraben, Holz hacken oder vielleicht Reparaturen an Ihrem Haus vornehmen? Mir ist aufgefallen, dass das Geländer an der Veranda der Wartung bedarf.«
    Das Monokel sprang aus seiner Augenhöhle. »Sarkasmus istnicht reizvoll, Miss Searle, und Unverschämtheit kann ich nicht ausstehen.«
    Ihr war klar, dass es keinen Sinn hatte, das Thema zu vertiefen, und sie biss die Zähne zusammen, als er fortfuhr, ihre Pflichten aufzuzählen.
    »Natürlich«, schloss er seinen Vortrag ab, »erwarte ich von Ihnen, dass Sie sich in äußerster Bescheidenheit üben. Verehrer sind nicht erlaubt, und schon gar kein ›Verhältnis‹, wie es die Jungen so vulgär ausdrücken. Mir ist klar, dass Sie die bedauerliche Erfahrung machen mussten, allein mit Cruickshank und seinem schwarzen Diener zu reisen, was unvermeidlich war, aber seien Sie versichert, Miss Searle, Sie werden nie wieder in eine solche Lage kommen. Als Lehrerin junger Seelen müssen Sie Charakterstärke verkörpern, und jede Andeutung von Schande würde Ihren Ruf schädigen.«
    Jessie blickte ihn verwundert an.
    Anscheinend bemerkte er ihre Reaktion nicht, denn er fuhr fort, ohne Luft zu holen: »Sie dürfen natürlich andere Damen einladen, und ich erwarte von Ihnen, dass Sie an meinen Gottesdiensten teilnehmen und an den guten Werken,

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