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Legenden der Traumzeit Roman

Legenden der Traumzeit Roman

Titel: Legenden der Traumzeit Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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runterkommen!«, sagte er mürrisch. »Haltet mehr Abstand zueinander, für den Fall, dass noch ein Pferd scheut, und überprüft, ob die Bündel festgezurrt sind.«
    Ruby nickte und schlug die Augen nieder. »Komm, Kumali, wir tun lieber, was man uns sagt.«
    Kumali war so sehr in Angst und Schrecken versetzt, dass sie kaum laufen konnte, doch sie vergewisserte sich, dass die Seile fest saßen, und folgte den anderen. Alles war besser, als allein imBusch zu leben – und auf jeden Fall eine Verbesserung gegenüber ihrem Leben beim Viehzüchter –, doch sie sehnte sich danach, dass diese Reise ein Ende hatte und James wieder zu seinem üblichen sonnigen Gemüt zurückfand.
    Kernow House, Watsons Bay, Dezember 1849
    Seit der Begegnung mit Niall Logan waren fast zwei Monate vergangen. Obwohl Harry wiederholt versucht hatte, seinen Bruder allein zu sprechen, war Oliver ihm stets ausgewichen. Ständig schien er geschäftliche Besprechungen abzuhalten, und wenn er zu Hause war, sorgte er dafür, dass Amelia oder Gertrude bei ihm waren.
    Harry hatte lange überlegt, wie er Oliver seine Bedenken vortragen könnte. Oliver wusste bereits, dass Harry Unbehagen empfand – das war der Grund, warum er ihm aus dem Weg ging –, doch Harry konnte seinen Verdacht nicht einfach übergehen. Es lag viele Jahre zurück, dass sie unter demselben Dach gelebt hatten, und im Großen und Ganzen waren sie einander fremd, und diese Entfremdung erschwerte Harry die Entscheidung, wo er ansetzen sollte, ohne kränkend zu wirken.
    Die Sonne glitzerte auf dem Wasser, als er Doyles Männer beobachtete, die den Tagesfang ausluden. Möwen stießen kreischend herab, während die Frauen die Fische an den Tischen ausnahmen und säuberten. Harry nahm die Szene in sich auf, und eine tiefe, beunruhigende Sehnsucht nach Cornwall packte ihn. Verstört über seine Empfindung, stapfte er den Strand hinauf zum Haus.
    Seine Liebe zu diesem Land war unermesslich – zumindest hatte er das bisher geglaubt. Jetzt, da er hier war, erkannte er, dass er es eigentlich nicht richtig kannte oder ganz und gar nicht verstand, und das Gefühl der Zugehörigkeit wollte sich nicht mehreinstellen. In den Jahren des Exils – denn als solche hatte er sie betrachtet – hatte er Abstand gewonnen von der beinahe wilden Entschlossenheit der Pioniere, diesem weiten Land ihren Stempel aufzudrücken und hier ein Vermögen zu machen. Er hatte die Rohheit des Landes vollkommen vergessen; das grelle Licht und die lauten Stimmen unterstrichen nur die Abgeschiedenheit und Ausdehnung eines Landes, das erst noch vollständig erschlossen und zivilisiert werden musste.
    Er erreichte das Tor und betrachtete das Haus und das Grundstück nachdenklich. Seine Gefühle waren in Aufruhr. Dieses Anwesen und alles, was es darstellte, hatten ihn verfolgt, doch nun stellte er fest, dass er es wie ein Außenstehender ansehen konnte, und die Erkenntnis, dass er ein Außenstehender war, machte ihn traurig. Mit einundzwanzig war er von hier fortgegangen, und die folgenden Jahre hatten ihn von seiner Jugend und der Art des Lebens in Australien, das er einst als selbstverständlich hingenommen hatte, entfernt. Jetzt hatte er sich an die Gebräuche und Riten Englands gewöhnt, wo die Jahreszeiten milder ausfielen und das Leben durch Jahrhunderte der Zivilisation geordnet war. Er fühlte sich wohl in der Gesellschaft von Adligen und Industriellen und hatte mit der Zeit die Stellung akzeptiert, die ihm aufgebürdet worden war. Diese Offenbarung überraschte ihn am meisten, denn bisher hatte er seine Rolle nur als Last empfunden.
    Er vergrub die Hände tief in den Taschen und schlenderte gedankenverloren über den Rasen. Die Veränderung seiner Stiefschwester betrübte ihn, denn sie war als Mädchen so vielversprechend gewesen. Aber nun waren ihre Schönheit und Lebhaftigkeit in Verbitterung ertränkt. Auch sein Bruder war offenbar vom Weg abgekommen. Während Harry auf das Haus zuging, drückte die Last der Verantwortung ihn nieder. Er hatte sich nach der Rückkehr in dieses Land gesehnt und sie eifrig geplant, obwohl er wusste, welche Erinnerungen es wachrufen würde. Zunächsthatte er mit Begeisterung die Lieblingsplätze seiner Kindheit aufgesucht und sich mit Freunden und Verwandten ausgetauscht, doch die ungeschminkte Wahrheit war, dass er trotz seiner ungebrochenen Liebe für diese koloniale Provinz und die Abenteuer, die hier zu erleben waren, nicht mehr dazugehörte.
    Sein Zuhause und seine

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