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Legenden der Traumzeit Roman

Legenden der Traumzeit Roman

Titel: Legenden der Traumzeit Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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entschlossen auf und reckte das Kinn. »Und, wirst du uns helfen?«
    Er merkte, dass sie ihn in die Enge getrieben hatte. Obwohl er ihre wiederentdeckte Entschlusskraft bewunderte, schätzte er es nicht, wenn man ihn überfuhr und ihm derart weitreichende Entscheidungen abverlangte, ohne dass er sie länger abwägen konnte. »Wenn Lavinia einverstanden ist, bleibe ich, aber die Lage muss alle sechs Monate neu überdacht werden, und sollte es in der Heimat eine Krise geben, dann …«
    »Danke!«, seufzte sie. »Das nimmt mir eine große Last von den Schultern. Jetzt kann ich mich auf die Bedürfnisse meines Mannes konzentrieren.«
    Harry schaute auf Oliver herab, sah die Dankbarkeit in dem entstellten Gesicht und spürte, wie sich die erdrückende Last der Verantwortung auf ihn legte. »Ich muss Lavinia suchen«, murmelte er. »Wir haben viel zu besprechen, wenn sie Ende des Monats abreisen soll.«
    Lawrence Creek, Hunter Valley, am selben Tag
    Das Trommeln des Regens auf dem Blechdach dröhnte in ihren Ohren. Jessie gab den Versuch auf, die Kinder zu hören, wie sie ihren Stundenplan aufsagten, und schrieb ein paar Rechenaufgaben an die große Tafel, damit die Jüngeren eigenständig auf ihren Schiefertafeln arbeiten konnten. Nachdem sie die älteren Kinder mit ihren Lesebüchern in eine Ecke gesetzt hatte, schritt sie an den Pultreihen entlang und stellte sicher, dass jedes Kind vollauf beschäftigt war.
    Das Feuer war am Morgen angezündet worden, die fröhlichen Flammen nahmen der frostigen Kälte die Schärfe, und die feuchten Mäntel auf dem Wäscheständer davor dampften. Petroleumlampen flackerten und rauchten an Haken unter der Decke, ihr schwaches Licht vermochte die Dunkelheit kaum zu vertreiben. Als sie an einem Fenster vorbeikam, schaute sie hinaus auf dieWeide und die unglücklichen Ponys, die unter den Bäumen eng nebeneinanderstanden; ihre Pferdedecken waren durchweicht, die Hälse tropfnass. Kein Tag, um im Freien zu sein, und doch waren diese Kinder hergeritten und würden wieder nach Hause reiten – ungeachtet des Wetters.
    Sie wollte sich schon vom Fenster abwenden, als sie einen Wagen erblickte, der im Regenschleier auftauchte. Der Fahrer kauerte in den Falten eines schweren Mantels, sein Gesicht war unter dem Hutrand nicht zu erkennen, da er sein Kinn in den Kragen grub. Das Pferd trottete durch die Pfützen, und als der Wagen vor dem Haupthaus anhielt, überkam sie eine Woge der Freude. Es war Abel Cruickshank.
    »Fahrt mit eurer Arbeit fort«, sagte sie, griff nach ihrem Umhängetuch und dem verschlissenen Schirm. »Ich muss mich um unseren Besucher kümmern. Ich bin nur ein paar Minuten weg.«
    Sie eilte hinaus in den Regen und lief über den Hof zur Veranda, sorgfältig die Pfützen meidend. Außer Atem kam sie an und wurde rot, sobald sie in seine grauen Augen schaute, die ihr unweigerlich ins Gedächtnis riefen, wie unverschämt gut er aussah. »Mr. Lawrence und Mrs. Blake besuchen gerade ein krankes Gemeindemitglied«, sagte sie und schüttelte ihren Schirm aus. »Er wird wohl nicht vor heute Abend zurückkehren.« Sie blickte zu Abel auf, errötete wieder und wünschte sich, sie hätte sich einen Moment Zeit gelassen, um ihre Frisur zu richten.
    »Guten Tag, Miss Searle«, begrüßte er sie, tippte an seinen Hut, und seine lachenden Augen schauten auf sie herab. »Keine Sorge, ich muss ihn ohnehin nicht sehen.« Sein Blick hielt den ihren einen Augenblick fest, bevor er die Säcke und Kisten abzuladen begann.
    »Sie haben sich in den letzten drei Monaten rar gemacht, Mr. Cruickshank.«
    »Ich hatte zu tun«, erwiderte er und stellte einen Sack auf die Veranda.
    »Hatten Sie eine gute Ernte, Mr. Cruickshank?« Verzweifelt versuchte sie, ein Gespräch in Gang zu setzen, das ihn aufhalten würde.
    »Einigermaßen.«
    »Heißt das, Sie können endlich Wein herstellen?«
    Sein Mundwinkel zuckte belustigt, die lachenden Augen glitzerten. »Das würde sich nicht lohnen. Die Rebstöcke sind noch zu jung und liefern nicht die Erträge, die von Schmidts Weinberge produzieren. Deren Weine müssten Ihnen vertraut sein, da Sie doch so häufig in Possum Hills zu Besuch sind.«
    Peinlich berührt stellte sie fest, dass sich Neuigkeiten hier draußen schnell verbreiteten. »Frieda von Schmidt ist die Vorsitzende des Damenkomitees von Hunter Valley. Es war mir eine Ehre, zu einer so renommierten Gesellschaft eingeladen zu werden, und sie hat mir das Gefühl vermittelt, sehr willkommen zu

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