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Legenden der Traumzeit Roman

Legenden der Traumzeit Roman

Titel: Legenden der Traumzeit Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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sein.«
    »Dessen bin ich mir sicher.« Nachdem er fertig abgeladen hatte, lehnte er sich ans Geländer. Sein Mantel war aufgegangen, und unter seinem aufgeknöpften Hemd konnte Jessie die gebräunte Haut seiner breiten Brust sehen.
    Hastig schaute sie zur Seite. »Wie meinen Sie das?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Es ist hinlänglich bekannt, dass die alte Dame wünscht, ihr Sohn möge vor ihrem Tod heiraten und Erben zeugen, daher muss Ihre Ankunft hier sie unendlich gefreut haben.«
    »Das ist doch lächerlich!«, polterte sie.
    Er hob eine Augenbraue und verschränkte die Arme. »Sie schienen beim Tanz sehr von ihm angetan«, bemerkte er.
    »Er hat nur dafür gesorgt, dass ich einen vergnüglichen Abend hatte.«
    »Ja. Und hat Sie mit Beschlag belegt, sodass kein anderer eine Chance hatte.«
    »Ich habe mit vielen getanzt.« Sie reckte das Kinn, vermiedaber den Blickkontakt. »Ich habe zu tun, Mr. Cruickshank«, sagte sie ziemlich hochnäsig, »und da ich sicher bin, dass Sie nicht den weiten Weg gemacht haben, um sich über mein gesellschaftliches Leben zu unterhalten, sagen Sie mir lieber, warum Sie wirklich hier sind.«
    Er schaute sie überrascht an und wies auf die Vorräte, die er auf die Veranda gestapelt hatte. »Und ich habe die Post gebracht.« Er zog einen Packen Briefe aus der Innentasche seines Ölmantels, reichte sie ihr aber nicht. »Zwei für Sie sind dabei, und ich habe auch die neuen Stiefel mitgenommen, die Mr. Lawrence bestellt hat.« Er ließ die Stiefel an den Schnürsenkeln baumeln.
    Ihr Puls raste, denn sie hoffte, endlich eine Antwort von der Kirchenbehörde erhalten zu haben.
    Abel ließ die Stiefel auf einen Sack fallen, hielt aber den Stapel Briefe fest in der Hand. »Miss Searle« – er räusperte sich und scheute sich, sie direkt anzusehen –, »würden Sie in Betracht ziehen …?«
    Ihre Finger berührten sich, als Jessie nach dem Packen griff, und ihr fiel das Atmen schwer. »Ja, Mr. Cruickshank?«
    Er ließ die Briefe los, zog an seinem Hutrand und schaute zur Seite. »Schon gut«, murmelte er.
    Jessie merkte, dass er im Begriff war zu gehen. »Bitte«, sagte sie atemlos, »was soll ich in Betracht ziehen?«
    »Ein dummer Gedanke. Vergessen wir es einfach, ja?«
    »Dummer Gedanke hin oder her, ich würde ihn gern erfahren«, beharrte sie, denn ihr war klar, dass dies wieder ein Augenblick war, der für immer verloren gehen konnte, wenn sie nicht etwas unternahm. »Bitte, Mr. Cruickshank!«
    Röte stieg in sein Gesicht. Er rammte die Hände in die Manteltaschen und schaute zu Boden. »Schätze, ich wollte Sie fragen, ob Sie sich mal ansehen wollen, wo ich lebe«, nuschelte er vor sich hin. »Aber Sie sind natürlich nicht interessiert, jetzt, da Sie in Possum Hills aus- und eingehen.«
    »Das würde ich sehr gern«, erwiderte sie.
    Er riss die grauen Augen weit auf und sah auf sie herab. »Tatsächlich?«
    Sie nickte und lächelte aufmunternd, obwohl sich Zweifel einschlichen. Wenn kein Brief von der Kirchenbehörde gekommen war, dann würde Mr. Lawrence ihr nicht die Erlaubnis erteilen. Wie um alles in der Welt konnte sie dann so etwas versprechen?
    »Erwarten Sie nichts Großartiges«, erklärte er eilig. »Tumbalong und ich machen das Beste aus allem, und das Haus taugt nicht viel, aber ich kann gut kochen, also werden Sie nicht hungrig wieder gehen.«
    »Bitte, machen Sie sich meinetwegen keine Umstände«, sagte sie leise. Sie befürchtete inzwischen, ihm absagen zu müssen, sollte Mr. Lawrence ihr den Besuch verbieten.
    »Ich kann Sie so gut bewirten wie jeder andere hier im Tal«, entgegnete er stur.
    »Das bezweifle ich nicht.«
    »Dann kommen Sie also?«
    Sie fegte die Zweifel beiseite und nickte. »Aber ich muss Mr. Lawrence um Erlaubnis bitten.«
    Er betrachtete sie nachdenklich. »Er hat nichts dagegen, dass Sie nach Possum Hills gehen.«
    »Nur weil ich unter Aufsicht von Mrs. von Schmidt stehe.«  
    »Mrs. Blake ist eine anständige Frau. Bitten Sie die, Sie zu begleiten.«
    Sie hatte den Mut, ihn anzusehen, und stellte fest, dass vernünftige Gedanken entflohen, wenn ihre Blicke sich trafen. »Ich bin mir sicher, sie würde sehr gern mitkommen – solange Mr. Lawrence einverstanden ist.«
    Ein behäbiges Lächeln ließ seine Augen schalkhaft aufblitzen. »Er fährt Samstag in einer Woche nach Newcastle. Vielleicht wäre das ein guter Zeitpunkt für Ihren Besuch?«
    Sie wusste, dass sie mit dem Feuer spielte, kam jedoch nicht dagegen an. »Das

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