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Legenden der Traumzeit Roman

Legenden der Traumzeit Roman

Titel: Legenden der Traumzeit Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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Mannes in diesem erbärmlichen Zustand zu ertragen, ohne hysterisch in Tränen auszubrechen. Heute jedoch, fiel Harry auf, strahlte sie eine gewisse Entschlossenheit aus, die er vorher noch nicht gesehen hatte.
    »Lass das, Gertrude!«, sagte sie und fegte in den Raum. »Ich kümmere mich um meinen Mann.«
    »Du hast keine Erfahrung mit Kranken«, entgegnete Gertrude und wrang das Tuch aus. »Du hältst dich besser fern.«
    »Dann wird es Zeit, dass ich es lerne.« Harry beobachtete verwundert, wie seine Schwägerin das Tuch an sich riss, in die Schüssel tauchte und beides Gertrude reichte. »Das braucht er nicht«, blaffte sie. »Siehst du denn nicht, dass er es leid ist, befummelt zu werden?«
    »Befummelt zu werden?« Gertrude war aschfahl vor Schreck und erhob sich von ihrem Stuhl. »Du solltest wissen, dass ich eine erfahrene Pflegerin bin, und das Letzte, was er braucht, ist dein Gekeife hier.« Sie presste die Schüssel an die schmale Brust, die sich vor angestauter Wut hob und senkte.
    »Das hier ist mein Haus, und Oliver ist mein Mann. Du scheinst vergessen zu haben, wo dein Platz ist, Gertrude.«
    »Mein Platz ?«, kreischte Gertrude.
    Harry beschäftigte sich mit der Zeitung, denn er war nicht willens, sich in diesen Streit hineinziehen zu lassen, wartete aber sehr gespannt darauf, wie er ausgehen würde.
    Gertrude raffte den letzten Rest ihrer Würde zusammen. »Du warst ganz zufrieden damit, dass ich deinen Haushalt übernommen habe«, krächzte sie. »Du hast mir gestattet, deinen Mann in der vergangenen Woche zu betreuen, also wag es nicht, so mit mir zu reden!«
    »Ich rede mit dir, wie ich will.« Amelias Miene war finster. »Ich habe dir die Führung überlassen, weil du sie an dich gerissen und es mir unmöglich gemacht hast, Herrin in meinem eigenen Haus zu sein. Aber du bist nicht die Kastellanin.«
    Gertrude lief rot an und schnaubte höchst undamenhaft. »Du kannst ja nicht einmal dein Taschengeld für Kleidung verwalten, noch weniger die Dienerschaft oder die Tageskonten. Entsetzlich, wenn ich mir überlege, was passiert wäre, wenn du all die Jahre verantwortlich gewesen wärst.«
    Amelia setzte sich auf den Stuhl, den Gertrude gerade verlassen hatte, und ergriff die Hand ihres Mannes. »Du warst bewundernswert erfolgreich, und ich danke dir, aber ich bin vor deinem Eintreffen ganz gut zurechtgekommen. Jetzt wird es Zeit, dass ich die Sache wieder selbst in die Hand nehme.«
    »Du könntest nicht einmal einen Topf Milch in die Hand nehmen«, fauchte Gertrude.
    »Ich wäre dir dankbar, wenn du dich in deiner Ausdrucksweise ein wenig mäßigen würdest, Miss«, fuhr Amelia sie an. »Du vergisst, Gertrude, ich bin die Tochter eines Armeeoffiziers und durchaus in der Lage, mein Haus zu führen und meine Angelegenheiten zu regeln ohne Einmischung einer säuerlichen Jungfer.«
    »Wie kannst du es wagen?«
    »Und wie kommst du darauf anzunehmen, du seist unersetzlich?«
    Harry bewunderte diese zornige Amelia, entschied jedoch, dass es weit genug gegangen war. »Gertie, hol uns doch eine schöne Kanne Tee, ja? Ich bin mir sicher, wir könnten eine kleine Erfrischung gebrauchen.«
    »Ich bin keine Dienerin, die man herumkommandieren kann!«, zischte sie.
    Harry steuerte sie sanft zur Tür. »Ich weiß, du Gute«, flüsterte er, »aber ich glaube, es ist klüger, wenn sich alle ein wenig abkühlen, oder?«
    Sie warf Amelia einen mörderischen Blick zu und ging hinaus.
    »Danke, Harry.« Amelia lächelte, hielt Olivers Hand und strich ihm liebevoll die Haare aus dem verzerrten Gesicht. »Tut mir leid, dass du das mit anhören musstest, aber mir ist klar geworden, dass es so nicht weitergehen kann.« Sie seufzte aus tiefstem Herzen. »Ich war töricht genug, mich von Gertrude tyrannisieren zu lassen, und ich gebe zu, dass ich ihr freie Hand gelassen habe, weil es leichter war, als sich die ganze Zeit mit ihr zu streiten. Aber Olivers Krankheit hat mich zur Vernunft gebracht. Für meinen Mann und meinen Sohn muss ich stark sein, und ich bin entschlossen, sie nicht wieder im Stich zu lassen.«
    »Hut ab vor dir!«, sagte Harry leise. »Dein feuriges Temperament ist bewundernswert, Amelia, und ich begrüße deine wiederentdeckte Entschlossenheit, doch für einen kranken Mann zu sorgen ist nicht die leichteste Aufgabe. Und wenn Gertrude in diesem aufgebrachten Zustand ist, wirst du zusätzlich den Haushalt und Freddy bedenken müssen.«
    »Die Krankenschwester wird mich anweisen, was zu tun ist; ich lerne

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