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Legenden der Traumzeit Roman

Legenden der Traumzeit Roman

Titel: Legenden der Traumzeit Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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bis zu meiner Rückkehr am Montag zu erledigen.«
    Jessie überflog die Liste, und ihre gute Laune war dahin. Sie schien so endlos wie der Regen im vergangenen Monat, der zum Glück in der letzten Nacht aufgehört hatte. »Ich bin überrascht, dass ich die Sonntagsschule übernehmen soll, obwohl kein Gottesdienst stattfindet.«
    »Meine Abwesenheit ist keine Entschuldigung für Schludrigkeit, Miss Searle. Die Kinder brauchen ihre religiöse Unterweisung.«
    »Aber sie kommen fünf Tage in der Woche von so weit her – es tut doch bestimmt nicht weh, wenn man ihnen an diesem Sonntag erlaubt, bei ihren Familien zu bleiben.«
    Entsetzt riss er die Augen auf, und das Monokel fiel herab. »Müßiggang ist aller Laster Anfang, Miss Searle, und wir müssen den Eingeborenen mit gutem Beispiel vorangehen. Die Sonntagsschule wird wie üblich stattfinden, und ich erwarte die volle Besetzung.«
    Jessie widerstand der Versuchung, ihn daran zu erinnern, dass selbst Gott einen Ruhetag eingelegt hatte, als er die Erde erschuf. Eine solche Bemerkung würde seinen Aufbruch nur weiter verzögern.
    Mrs. Blake trat aus dem Haus und reichte ihm den Handkoffer.
    »Haben Sie Ihre Liste?«, fragte er.
    Hilda nickte mit undurchdringlicher Miene, die Hände demütig gefaltet.
    »Dann verabschiede ich mich. Ich darf den Bischof nicht warten lassen, und der Ritt bis Newcastle ist weit.« Mit geübter Wichtigtuerei nahm er dem Aborigine-Jungen die Zügel aus der Hand und stieg in den Einspänner.
    Jessie und Hilda sahen dem trabenden Pferd nach, und als es außer Sichtweite war, atmeten sie erleichtert auf.
    »Drei ganze Tage ohne ihn – was für ein Segen!«, sagte Hilda.
    »Aber wir haben unsere Listen, Hilda. Wir werden vollauf beschäftigt sein«, erwiderte Jessie kichernd.
    Schnaubend steckte Hilda ihre Liste in die Rocktasche. »Anscheinend habe ich sie verlegt.« Sie lachte und hakte sich bei Jessie unter. »Komm, wir trinken eine Tasse, bevor Mr. Cruickshank eintrifft.«
    Die Sonne stand am klaren Himmel, als sie den Wagen hörten. Jessie band rasch die Bänder an ihrer Haube zu, fuhr sich mit den Händen über den Rock, den sie am Abend zuvor unter großem Zeitaufwand gebügelt hatte, und zupfte an den Rüschen ihrer Bluse. Bei einem flüchtigen Blick in Hildas Spiegel schauten ihrhochrote Wangen und funkelnde Augen entgegen. Sie sah so gut aus wie nie.
    »Guten Tag, Miss Searle.« Er schwenkte den Hut, hielt ihn nervös zwischen den Fingern und musterte sie mit bewunderndem Blick.
    »Guten Tag, Mr. Cruickshank.« Jessie fiel auf, dass er sich rasiert hatte und ein sauberes Hemd und eine Hose aus festem Baumwollstoff trug.
    »Wenn das so weitergeht, werden wir nie ankommen«, murmelte Hilda vor sich hin. »Bringt diesen Kuchen irgendwo in Sicherheit, und dann helft mir hoch.«
    Sobald sie sich niedergelassen hatte, wandte Abel sich an Jessie. »Ich decke die Plane noch über den Wagen, falls es wieder regnet«, sagte er, als er ihr beim Aufsteigen half.
    Die Wärme seiner Berührung spürte sie noch, als er ihre Hand längst losgelassen hatte, und sie wusste, dass sie rot wurde, als er sich neben sie setzte. »Das war sehr aufmerksam von Ihnen«, sagte sie mit unsicherer Stimme, »aber es scheint, als hätten wir endlich wieder einen sonnigen Tag.«
    »Sonnenschein, hausgemachter Apfelkuchen und nette Gesellschaft«, sagte er und ließ die Zügel auf den Rücken des Pferdes klatschen. »Was könnte sich ein Mann mehr wünschen?«
    Jessie hielt den Blick fest auf den Horizont gerichtet, als sie den Hof verließen. Hilda hatte diese Hemmungen nicht und unterhielt sie auf ihrem Weg weiter ins Tal hinein mit zusammenhanglosem Geschwätz.
    »Da ist es«, sagte Abel, als sie aus dem Wald auftauchten. »Beech Tree Vineyard.«
    Jessie hörte den Stolz in seiner Stimme und verstand ihn, denn der Anblick war atemberaubend.
    Abels Weinberg lag im schützenden Halbrund hoher Berge und bronzefarbener Sandsteinklippen. Im Westen glitzerte Wasser; dort zog sich ein Buchenwald vom Fuß eines Berges bis ansferne Ufer. Im Osten raschelten Tabakstauden. Das kleine Haus stand mitten im Tal, umgeben von geordneten Reihen dunkler Rebstöcke.
    »Es ist vielleicht nicht so großartig wie manche andere«, sagte er hastig, »aber das alles gehört mir.«
    »Es ist wunderschön«, hauchte Jessie.
    »Sie haben das Innere des Hauses noch nicht gesehen«, brummte er, doch seine Freude und Erleichterung über ihre Reaktion war ihm deutlich anzumerken.
    Das

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