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Legenden der Traumzeit Roman

Legenden der Traumzeit Roman

Titel: Legenden der Traumzeit Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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Land besitzen wie er und wäre doch nie vollständig in diese Gesellschaft integriert, obwohl ich hier geboren wurde.«
    Jessie sehnte sich nach diesem stolzen Mann, dem dieses Eingeständnis offenbar nicht leichtgefallen war.
    »Tut mir leid, Miss Searle, aber Sie mussten wissen, wie die Dinge liegen.«
    »Mir scheint, es ist nicht viel anders als in England«, flüsterte sie. »Die Armen bleiben arm, die Reichen werden reicher, obwohl sie nichts dafür tun, und ganz gleich, wie viel ein Mann erreicht, er wird immer in der Klasse stecken bleiben, in die er hineingeboren wurde.«
    »Dann verstehen Sie es«, sagte er aufatmend. »Aber es ändert nichts an der Tatsache, dass Sie eine freie, gebildete Frau sind, während ich …«
    Sie merkte, es war höchste Zeit, etwas geradezurücken. »Meine Großmutter lebte mit der Schande, unehelich geboren zu sein«, sagte sie geradeheraus. »Ich bin mit meiner Großmutter, meinen Eltern und meinen zwei Brüdern in einer Hintergasse aufgewachsen. Wir hatten eine Kate mit zwei Zimmern gemietet. Mein Vater war Fischer, und als ich fünf war, habe ich die Netze am Kai geflickt. Er ist auf See verschollen, und meine Brüder mussten in die Zinnminen, bevor sie alt genug für lange Hosen waren.« Sie redete schnell weiter, noch ehe er sie unterbrechen konnte. »Meine Bildung stammt daher, dass ich nächtelang im Schein eines Kerzenstummels Bücher verschlungen habe, und sie wurde damit bezahlt, dass ich jede freie Stunde damit zubrachte, Hering in Salzfässer zu packen. Ich wäre heute nicht hier, wenn es nicht einen Pfarrer gegeben hätte, der meine Fähigkeiten erkannte und förderte, also erzählen Sie mir nichts über die Elite und den Makel, Mr. Cruickshank, denn ich habe gegen beides angekämpft und werde es auch weiter tun, solange ich lebe.«
    »Gute Güte!«, hauchte er. »Sie können ganz schön hitzig sein, nicht wahr?«
    Ihre Wut verging so schnell, wie sie gekommen war, und sie schenkte ihm ein müdes Lächeln. »Nur wenn ich das Gefühl habe, ungerecht beurteilt zu werden.«
    »Tut mir leid.« Ein Lächeln huschte über seine Lippen.
    »Mir auch.«
    Sie schauten sich in die Augen, ohne sich bewusst zu sein, dass eine höchst interessierte Hilda sie beobachtete. »Also«, brach er das Schweigen, »Sie kommen wieder?«
    Sie lächelte. »Sollten Sie mich einladen, wäre ich hocherfreut.«
    »Und was ist mit Mr. Lawrence?«
    »Ich werde ihn ansprechen, wenn ich das Gefühl habe, dass er gerade zugänglich ist«, versprach sie. Das waren mutige Worte, denn ihr Arbeitgeber war selten für irgendetwas anderes zugänglich als für seinen strengen Verhaltenskodex.
    »Wenn es um eine Konfrontation geht, dann sollte ich sie wohl übernehmen«, sagte er grimmig.
    »Machen Sie die Dinge nicht schlimmer, als sie sind«, drängte sie ihn.
    Er war im Begriff, nach ihrer Hand zu greifen, änderte seine Meinung jedoch und fuhr sich enttäuscht mit den Fingern durch die Haare. »Sie sind eine freie Frau«, krächzte er. »Warum lassen Sie sich von ihm schikanieren?«
    »Das ist einfach nur seine Art, seine Stellung zu behaupten«, antwortete sie, »und ich habe seinen Beschäftigungsbedingungen schließlich zugestimmt.«
    »Das ist lächerlich«, brach es aus ihm heraus. Er rammte sich den Hut wieder auf den Kopf und steckte die Hände in die Taschen.
    Jessie berührte seinen Arm, eine Geste des Verständnisses. »Vielen Dank für Ihre Unterstützung, Mr. Cruickshank, ich weiß es wirklich zu schätzen.«
    »Ich wünschte nur, ich könnte etwas tun, um zu helfen.«
    Eine Woge der Entschlossenheit überkam sie, Mr. Lawrence’ Kleingeist ein für alle Mal zu überwinden, und sie richtete sich zu ihrer vollen Größe auf. »Sie haben mir Mut gemacht, Mr. Lawrence bei seiner Rückkehr gegenüberzutreten und eine Revision seiner Regeln zu verlangen.«
    »Aber das könnte Sie die Stellung kosten.«
    »Dann suche ich mir eine andere.«
    »Das ist meilenweit die einzige Schule. Wohin würden Sie gehen?«
    Der Mut verließ sie, als ihr die Realität dämmerte. »Das weiß ich nicht«, gestand sie. »Newcastle vielleicht?«
    »Dann müssen Sie sorgfältig nachdenken, bevor Sie mit ihm sprechen.« Seine Augen flehten sie an. »Das Tal wäre nicht mehr dasselbe ohne Sie, und die Kinder mögen Sie wirklich. Im Übrigen ist Newcastle einen Tagesritt weit entfernt, und die Leute da sind nicht halb so freundlich wie hier.«
    »Dann wollen wir hoffen, dass Mr. Lawrence nach der Konferenz milde

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