Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Legenden der Traumzeit Roman

Legenden der Traumzeit Roman

Titel: Legenden der Traumzeit Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
Vom Netzwerk:
wiederhergestellt, die sie zu verbergen suchte. »Gute Reise, Gertie!«, sagte er. »Mach dir um uns hier keine Sorgen. Du hast ausgezeichnet für alle gesorgt; jetzt wird es Zeit, jemanden zu suchen, der sich um dich kümmert. Viel Glück!«
    Er stand am Kai, den Blick fest auf die geliebten Gestalten hoch über ihm an Deck gerichtet. Unempfindlich gegen den Lärm und das Geschiebe der Menschenmenge, behielt er sie im Blick, während der Anker gelichtet wurde und Ruderboote die Miniver langsam vom Anleger wegzogen.
    Er hob die Hand und winkte zum Abschied, die Segel entfalteten sich und fingen den Wind ein, und die Miniver drehteallmählich mit dem Bug zum Hafeneingang ab. Die Verwandten wurden kleiner, waren nicht mehr zu unterscheiden zwischen allen Passagieren, die auf den Decks ausschwärmten, um noch einen letzten Blick auf Sydney zu werfen, bevor das Schiff um die Landzunge bog.
    Harry sah dem Schiff nach, bis die Segel nur noch ein Punkt am Horizont waren, und als auch dieser Fleck verschwand und eine leere Wasserfläche hinterließ, ergab er sich schließlich der schrecklichen Einsamkeit, von der er wusste, dass sie ihm erhalten bliebe, bis er und seine Familie wieder vereint wären.
    Lawrence Creek, Hunter Valley, 1. Juli 1850
    Jessie stellte fest, dass sie ihre Gedanken auf nichts anderes richten konnte als auf Mr. Lawrence’ Rückkehr. Die Kinder spürten ihre Zerstreutheit und drehten dementsprechend auf.
    »Ruhe!«, fuhr sie dazwischen, als das Geschwätz überhand nahm. »Nehmt eure Lesebücher heraus, und konzentriert euch auf Seite acht.«
    Die Kinder beäugten sie argwöhnisch, und Jessie bereute sogleich, derart barsch gewesen zu sein. Sie konnten nichts dafür, dass sie so nervös war. Als sie sich beruhigt hatten und zu lesen begannen, schritt sie auf und ab, ihr Blick huschte wiederholt ans Fenster, weil sie seinen Einspänner zu sehen hoffte und sich zugleich davor fürchtete. In Gedanken tapfer zu sein war alles schön und gut, doch in Wirklichkeit fürchtete sie sich vor Mr. Lawrence’ Reaktion auf ihre Forderungen. Nachdem sie sich Hilda anvertraut hatte, waren ihr ernsthafte Zweifel gekommen, ob es überhaupt klug wäre, ihren Arbeitgeber anzusprechen.
    Die Uhr tickte auf elf zu. Seufzend schickte sie die Kinder zu einer frühen Mittagspause nach draußen. Sie hatte keinen Appetit, doch ihr Mund war ausgetrocknet, als sie sich auf den Wegzur Kochstelle im Freien machte, um sich eine Tasse Tee aufzugießen. Sie trank das starke, süße Gebräu, als sie Hufschlag vernahm. Sie trat aus dem Anbau und fuhr zusammen, als das Pferd nur wenige Zentimeter vor ihren Stiefeln zum Halt kam.
    »Also wirklich, Mr. Cruickshank!«
    Abel schwang sich aus dem Sattel, nahm den Hut ab und entschuldigte sich. »Ist Zephaniah schon zurück?«
    Sie führte ihn außer Hörweite ihres neugierigen jungen Publikums. »Er wird bald kommen«, sagte sie drängend. »Sie müssen wieder gehen.«
    »Ich wollte nur viel Glück wünschen.«
    »Das haben Sie am Samstag schon getan«, rief sie ihm ins Gedächtnis.
    »Ja, ich weiß«, erwiderte er beschämt, »aber ein bisschen mehr kann nicht schaden, oder?«
    Sie schaute in seine grauen Augen und war verloren. »Nein«, sagte sie leise. »Vermutlich nicht.«
    »Keine Sorge!« Frohen Mutes setzte er seinen Hut wieder auf. »Sie schaffen das, Miss Searle. Der alte Zephaniah hat keine Chance, wenn Sie erst Ihren Charme spielen lassen.«
    Seine überwältigende Zuversicht und sein entschlossener Optimismus raubten ihr den Mut. Wenn es nur so einfach wäre, dachte sie. »Bitte, gehen Sie jetzt, Mr. Cruickshank«, drängte sie. »Ich muss mich um meine Pflichten kümmern.«
    »Gut so.«
    Mit Schwung stieg er auf sein Pferd und war bald in einer Staubwolke verschwunden. Lächelnd widmete sie sich wieder ihren Aufgaben, konnte aber den Gedanken nicht ganz beiseiteschieben, dass Mr. Cruickshank einen guten Ritter abgegeben hätte – obwohl seine Rüstung aus festem Baumwollstoff bestand und sein Ross ein ungepflegtes Allerweltspferd war.
    Die Kinder machten sich auf den Heimweg, ihre Ponys trabten in das schwindende Licht eines Winterabends. Jessie stand auf der Treppe vor dem Schulhaus und blickte ihnen nach, bis sie außer Sichtweite waren. Als sie sich zur Tür umdrehte, bemerkte sie den Einspänner, der unter den Bäumen hervorkam. Mr. Lawrence war fast zu Hause.
    Sie schoss in ihr Zimmer, ordnete ihre Frisur und griff nach dem Umhängetuch ihrer Großmutter. Die warme

Weitere Kostenlose Bücher