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Legion der Morgenroete

Legion der Morgenroete

Titel: Legion der Morgenroete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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beeindruckend aus. Aber kann sie mich zurückhalten, ehe ich ein Auge des Jungen aussteche?"
    D'Averc blickte sich in der ungewöhnlichen Halle um, betrachtete die sich ständig verändernden Lichtmuster, die eigenartigen Wände und die glühenden Schatten, die nun hoch über ihnen hingen und offenbar zusahen. „Es scheint ein Patt zu sein, Dorian", murmelte er. „Ich glaube, die Schatten können uns nicht weiterhelfen. Vermutlich sind sie nicht in der Lage, in Angelegenheiten der Menschen einzugreifen."
    „Wenn Ihr den Jungen freigebt, wäre ich bereit, Euch nicht daran zu hindern, Dnark zu verlassen", versprach Hawkmoon.
    Shenegar Trott lachte lauthals. „Oh, wirklich? Und ihr wollt vielleicht eine ganze Armee aus der Stadt vertreiben, ihr beide?"
    „Wir sind nicht ohne Verbündete", versicherte ihm Hawkmoon.
    „Möglich. Aber ich schlage vor, ihr legt eure Schwerter nieder und gebt mir den Weg zum Runenstab frei. Wenn ich ihn habe, könnt ihr den Jungen bekommen."
    „Lebend?"
    „Lebend."
    „Wie sollen wir ausgerechnet Shenegar Trott trauen", rief d'Averc. „Er wird das Kind umbringen und uns dann aus dem Weg schaffen. Es ist nicht üblich, daß die Lords von Granbretanien ihr Wort halten."
    „Wenn wir nur eine Garantie hätten", flüsterte Hawkmoon verzweifelt. In diesem Augenblick hörten sie eine vertraute Stimme hinter sich und drehten sich überrascht um.
    „Ihr habt gar keine Wahl, als den Jungen freizugeben, Graf Trott." Die Worte dröhnten aus einem schwarzgoldenen Helm.
    „So ist es. Mein Bruder spricht die Wahrheit." Von der anderen Seite der Plattform trat Orland Fank herbei, die gewaltige Kriegsaxt auf seiner ledergeschützten Schulter.
    „Wie seid ihr hierhergelangt?" fragte Hawkmoon verblüfft.
    „Das gleiche könnte ich auch fragen." Fank grinste über das ganze Gesicht. „Zumindest habt ihr jetzt Freunde, mit denen ihr euch über dieses Dilemma unterhalten könnt."

10. DER GEIST DES RUNENSTABS
    Shenegar Trott kicherte erneut belustigt. „Ihr seid nun zwar zu viert, doch das ändert absolut nichts an der Situation. Ich habe tausend Mann zu meiner Verfügung. Der Junge ist in meiner Hand. Seid so gut, meine Herren, und tretet zur Seite, damit ich mir den Runenstab holen kann."
    Orland Fanks grobgeschnittenes Gesicht verzog sich zu einem breiten Grinsen, während der Ritter in Schwarz und Gold sein Gewicht ein wenig verlagerte. Hawkmoon und d'Averc blickten sie fragend an. „Ich fürchte, Ihr überseht etwas", sagte Fank laut.
    „Und das wäre?" erkundigte sich Trott spöttisch und kam näher.
    „Ihr seid der Meinung, Ihr könntet den Jungen halten, nicht wahr?"
    „Ich könnte ihn töten, ehe ihr ihn erreicht."
    „Ja - aber Ihr nehmt an, daß der Junge sich nicht selbst befreien kann, richtig?"
    „Das kann er auch nicht." Trott hielt das Kind am Kragen noch höher und lachte laut. „Seht ihr?"
    Da hielt der Granbretanier erschrocken den Atem an. Jehamia Cohnalias schien aus seinem Griff zu fließen und dehnte sich in einem schier endlosen Lichtstreifen über die Halle aus. Seine Züge waren noch erkennbar, doch auf unvorstellbare Weise in die Länge gezogen. Das Summen wurde zu deutlicher Musik, und der Duft nahm an Intensität zu.
    Shenegar Trott tastete verzweifelt nach der immer dünner werdenden Substanz des Kindes, aber sie war genausowenig zu ergreifen wie die der glühenden Schatten, die nun über ihnen pulsierten.
    „Bei Huons Thronkugel - er ist nicht menschlich!" schrie Trott in hilfloser Wut. „Er ist nicht menschlich!"
    „Das hat er auch nicht behauptet", erinnerte ihn Orland Fank mild und blinzelte Hawkmoon vergnügt zu. „Seid Ihr und Euer Freund nun zu einem guten Kampf bereit?"
    „Das sind wir." Hawkmoon grinste. „Und wie wir das sind!"
    Der Junge - oder was immer er auch war -streckte sich nun über ihren Köpfen aus, um den Runenstab zu berühren. Die Lichtmuster wechselten immer schneller, und mehr und mehr füllten sie die Halle, so daß alle Gesichter von huschenden Farbstreifen überzogen waren.
    Orland Fank beobachtete den Jungen mit größter Aufmerksamkeit, und als das Kind offenbar vom Runenstab absorbiert wurde, wirkte sein Gesicht betrübt.
    Bald war keine Spur mehr von Jehamia Cohnalias zu sehen. Doch der Runenstab leuchtete nun in einem glühenden Schwarz und schien ein eigenes Bewußtsein angenommen zu haben.
    Hawkmoon sog laut die Luft ein. „Wer war er, Orland Fank?"
    Fank blinzelte. „Wer? Der Geist des Runenstabs. Er materialisiert

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