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Legionare

Legionare

Titel: Legionare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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Heimweg fortsetzen. Die Washavoki wollen gegen uns kämpfen. Jetzt sind sie noch wenige; später werden erheblich mehr gegen uns antreten.«
    »Es ist unwichtig«, antwortete die Königin.
    »Verzeih meine Ungezogenheit, doch inwiefern ist es unwichtig? Du bist unsere Große Mutter. Muth’la hat mich
geschickt, um dich heimzuholen. Die Washavoki wollen es vereiteln.«
    »Und warum muss ich heimkehren?«
    Die Frage verdutzte Dar so sehr, dass einige Sekunden verstrichen, bevor sie antworten konnte. »Gift hat dich krank gemacht. Du brauchst einen Heilzauber.«
    »Dargu, ich habe viele Winter lang Heilzauber erhalten.« Die Königin schmunzelte über Dars Ratlosigkeit. »Der Washavoki Othar hat sie jeden Abend in mein Essen getan.«
    »Thwa. Es war Gift.«
    »Er hat mich schon vor langer Zeit vergiftet. Seitdem hat er mir einen Heilzauber verabreicht, damit ich am Leben bleibe. Der Heilzauber trübte mein Denken, aber er erhielt mich am Leben.« Muth Mauk verstand Dars bestürzte Miene richtig. »Hai, Dargu, ich sterbe bald. Noch heute, glaube ich.«
    Schuld und Verzweiflung drohten Dar zu überwältigen. »Dann trage ich die Schuld an deinem Tod!« Sie kniete vor der Königin nieder. Tränen quollen ihr in die Augen. »Mein Brustkorb birst! Ich wusste es nicht. Bitte vergib mir!«
    »Da ist nichts zu vergeben. Ich suche den Tod.«
    Dars Betroffenheit, Trauer und Verwirrung konzentrierten sich in einem einzigen Wort. »Warum?«
    »Ich bin unwichtig«, sagte die Königin. »Bevor ich Muth Mauk wurde, war ich Zeta-yat. Ich wurde zu Muth Mauk, als ich das Fathma von meiner Vorgängerin empfing. Das Fathma ist wichtig, nicht ich. Das Fathma ist der Urkzimmuthi-Geist. Ich habe das Leben nur ertragen, um es nicht zu verlieren, damit ich es an dich weitergeben kann.«
    »Weshalb sollte ich das Fathma empfangen?«
    »Weil Muth’la dich auserwählt hat. Erinnerst du dich an die Vision, in der ich dir erschien? Als ich fragte, wo du bist, habe ich das getan, um eine Mutter für das Fathma zu finden.«
    »Thwa! Thwa! Ich kann es nicht.«
    »Dargu-yat, du musst. Ich sterbe, und du bist die einzige Urkzimmuthi-Mutter hier. Es ist Muth’las Wille … und dein Lebenssinn.« Mit zitternden Händen wischte Muth Mauk die Tränen aus Dars Gesicht. »Setz dich neben mich. Lass die Schönheit von Muth’las Schöpfung deinen Brustkorb besänftigen. «
    »Muth Mauk, ich bin noch nicht bereit dazu.«
    »Niemand ist bereit fürs Leben. Wir werden geboren und fangen an zu leben. Wenn du Muth Mauk bist, folge stets nur deinem Brustkorb.«
    »Gleiches hat mir Velasa-pah geraten.«
    Muth Mauk lächelte. »Es ist auch Muth’las Rat.« Dann wandte die Königin ihr Gesicht der Sonne zu.

38

    ALS DIE SONNE SANK, berief Muth Mauk eine Versammlung der Orks ein. Sevren und die Frauen durften ebenfalls dabei sein, obwohl sie der Unterhaltung nicht folgen konnten.
    Die Orks setzten sich im Kreis um die Königin, die in der Mitte stand und sich auf Dar stützte. Muth Mauk erzählte, dass der Yat-Sippe einst ein mit Fathma begnadetes Kind geboren worden war, und beschrieb, wie das Fathma von einer Großen Mutter zur nächsten überging. Sie zählte alle mit Namen auf. Zuletzt nannte sie ihren eigenen.
    »Das Fathma ist Mut’las Geschenk an die Urkzimmuthi«, sagte Muth Mauk. »Eine mit Fathma begnadete Mutter ist Muth’la am engsten verbunden. Ihrer Klugheit muss Gehorsam erwiesen werden.«
    »Hai, Muth Mauk«, riefen die Orks im Chor.
    »Bald wird Muth’la mich umarmen«, verkündete die Königin. »Sie hat eine andere Mutter gesandt, die ihr Geschenk erhalten soll. Diese Mutter ist Dargu-yat.«
    Dar erwartete Verblüffungs- oder Unmutsbekundungen, doch den ernsten Gesichtern der versammelten Orks ließ sich
nichts dergleichen ablesen. Inzwischen wusste sie, was sie tun musste: Sie streifte den Umhang ab und stellte sich mit bloßen Oberkörper vor Muth Mauk. Die Königin legte die Hände oberhalb ihres Busens auf Dars Brustkorb. »Möge das Fathma an Dargu-yat übergehen.«
    Warm ruhten die Hände der Königin auf Dars Haut. Während sie sprach, verstärkte sich die Wärme. Dar hatte angenommen, die Gebärde hätte rein rituelle Bedeutung, doch die Wirkung, die sie hervorrief, ging weit über das bloße Gefühl einer Berührung hinaus. Die Wärme schwoll zu purer Kraft an, die sich in ihrem ganzen Leib ausbreitete.
    Dar hörte leises Stimmengemurmel, als würde ein Wind durchs Laub säuseln. Sie schielte umher, doch die Orks saßen reglos und

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