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Legionare

Legionare

Titel: Legionare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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sämtliche Umhangträger gekommen waren, wandte sich Dar an die Königin. »Große Mutter, willst du ein Wort an die Söhne richten?«
    »Gehorcht Dargu-yats Klugheit«, sagte Muth Mauk. Anschließend schlurfte sie ans Feuer, um ihre zittrigen Hände zu wärmen.
    Nun ruhten alle Blicke auf Dar. Sie fühlte sich plötzlich überfordert, doch der Druck der Umstände zwang sie zum Sprechen. »Die Washavoki werden Krieg gegen uns führen. Dieser Ort wäre für uns zum Kämpfen ungeeignet. Die Hügelkuppe ist besser. Sagt den Söhnen, die euch folgen, dass Eile geboten ist. Wenn wir abziehen, werden die Washavoki-Mütter uns begleiten. Erweist ihnen Ehre.«
    Die Umhangträger gingen hinaus. Zurück blieben Zna-yat
und Kovok-mah. »Zna-yat, schütze Muth Mauk und sorge für sie. Kovok-mah, komm mit.«
    Dar lenkte ihre Schritte zur Frauenunterkunft. »Weißt du noch«, fragte sie, »wie sehr ich mich gefürchtet habe, als ich dich zum ersten Mal sah?«
    »Hai«, sagte Kovok-mah.
    »Die hiesigen Mütter fürchten sich ebenso. Manche noch mehr als ich. Sie sollen sehen, dass du freundlich bist.«
    »Hältst du mich noch für freundlich?«, fragte Kovok-mah. »Bist du nicht zornig?«
    »Es war richtig von dir, deiner Muthuri zu gehorchen. Ich bin traurig, nicht zornig.«
    »Auch ich bin traurig.«
    Vor der Frauenhütte blieb Dar stehen. »Lass uns ein paar Mütter froh machen.« Sie entriegelte die Tür und betrat die Unterkunft. Kovok-mah folgte ihr. Sein Erscheinen löste bei den anwesenden Frauen größte Scheu aus. Mit lauter Stimme sprach Dar sie an. »Alle Söldner sind fort. Das Feldlager ist in den Händen der Orks.« Gedämpftes Gemurmel. Die Frauen waren entsetzt. »Nun habt ihr die Wahl. Euer Brandmal kennzeichnet euch als Eigentum des Königs. Ihr könnt zu ihm gehen und euch von ihm für seine Zwecke missbrauchen lassen. Oder ihr könnt auf mich hören. Ich habe erleben dürfen, dass die Orks Frauen ehren und beschützen. In Kürze verlassen sie das Lager. Schließt ihr euch ihnen an, werdet ihr Sicherheit und Freiheit genießen.«
    Stimmengewirr brach aus. »Woher sollen wir wissen«, rief eine Frau, »ob die Orks uns nicht auffressen?«
    »Das sind Lügenmärchen«, erwiderte Dar. »Wer von euch hat im Sommer den Feldzug überlebt?«
    »Ich«, meldete sich eine Frau.
    »Dann erzähl«, forderte Dar sie auf, »was geschehen ist.«
    »Die Söldner haben uns dem Verderben überlassen. Alle meine Freundinnen sind abgeschlachtet worden.«
    Dennoch zog die Meinungsverschiedenheit sich in die Länge. »Ihr könnt hier auf die Söldner des Königs warten«, rief Dar schließlich, »oder jetzt mit mir gehen.« Dann verließ sie mit Kovok-mah die Behausung und wartete.
    Rund ein Dutzend Frauen kamen ins Freie, darunter auch die Überlebende des Sommerfeldzugs. Dar wartete noch ein Weilchen, aber es wurden nicht mehr. Sobald sie einsah, dass sie nur diese Handvoll retten konnte, nahm sie Kovok-mahs Hand. »Das ist Kovok-mah. Er ist gütig und sanftmütig. Er spricht unsere Sprache und wird euch betreuen.« Sie drehte sich Kovok-mah zu. »Bleibe bei diesen Müttern und beschütze sie.« Sie sprach auf Orkisch weiter. »Kaf tha sat therth, reefa pi Thawee Ki.« Wenn du sie ansiehst, denk an Vögelchen.
    Kovok-mah verbeugte sich. »Ma lo.« Mach ich.
     
    Frühmorgens führte Dar die Orks aus dem Feldlager. Bei der Wahl des Marschziels hatte sie sich auf ein seltsames Ratgeberpaar verlassen: Sevren und Garga-tok. Beide befürworteten einen hohen Hügel an der Landstraße nach Taiben. Der Morgen war sonnig, doch wegen eines eisigen Nordwinds hüllte Dar sich fest in ihren weiten Umhang. Eigentlich war das Kleidungsstück zu groß für sie, denn bis zu diesem Morgen hatte es einem Offizier der Lagermannschaft gehört. Ein frischer Blutfleck verunzierte es, doch es war warm, und auf der Gebirgsstraße lag bestimmt Schnee.
    Dar marschierte an der Spitze der Kolonne, neben der Trage mit der Königin. Zna-yat, Garga-tok und Sevren begleiteten sie, dazu zwei Dutzend erprobte Krieger, die als Leibwache dienten. Alle übrigen Orks zogen ab, wie sie es im Krieg
gelernt hatten – in Schildronen, ordentlich in Reih und Glied. In der Mitte wanderten unter Kovok-mahs Obhut die Frauen mit, die gleichfalls Militärumhänge trugen.
    Während die Orks höher gelegenem Terrain zustrebten, erschien auf der Landstraße nach Taiben eine Infanterie-Einheit. Zur gleichen Zeit öffnete sich das Stadttor, und eine berittene Abteilung der Königlichen

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