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Legionare

Legionare

Titel: Legionare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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eine Antwort erhielt.
    »Richte der Ork-Königin aus, dass euch jeder Schaden, den ihr unserem Königreich zufügt, zehnfach vergolten wird. Die Familiensitze der Orks werden im Blut schwimmen.«
    In diesem Bescheid glaubte Sevren die Einflüsterungen des Zauberers zu erkennen. »Dann sollt ihr eins wissen: Wenn das Zerstörungswerk beginnt, wird dies hier der Vernichtung anheim fallen.« Einer der Orks hob den Knochensack in die Höhe. »Sollte der Zauberer des Königs jemals in seinen Turm zurückkehren, wird er das schwarze Podest leer vorfinden.«
    Dieses Mal kam die Antwort schneller. »Man wird mit euch reden.«
    Man ließ einen Eisenkorb über die Zinnen der Burgmauer herab. Darin stand ein Mann, in dem Sevren den Haushofmeister des Königs erkannte. Er kletterte aus dem Eisenkorb und zeigte seine leeren Handflächen. »Ich komme, um Zeit, Ort und Umstände der Verhandlungen zu vereinbaren. Mit wem muss ich sprechen? Mit einem Verräter oder mit pissäugigen Kobolden?«
    »Sprich mit mir«, forderte Sevren. »Unverschämtheit macht meine Gefährten allzu leicht gereizt.«

     
    Die lange Zeit, die man brauchte, um sich nur über die Voraussetzungen des Verhandelns einig zu werden, konnte als Maßstab für das gegenseitige Misstrauen der Beteiligten gelten. Viele Male musste der Haushofmeister sich mit seinen Herren besprechen; und Sevren musste sich ebenso oft mit Dar verständigen, bevor man zu einer Übereinkunft gelangte.
    Auf Dars Beharren sollten die Verhandlungen noch am selben Tag stattfinden. Die Vereinbarung sah vor, dass der König und sein Zauberer sich mit Dar im Palast trafen – in einem Nebenraum des Großen Saals. Alle hatten ohne Waffen zu erscheinen, durften jedoch bewaffnete Begleiter mitbringen, die allerdings im Flur warten mussten. Beide Seiten hatten die Möglichkeit, den Sitzungsraum vor dem Beginn der Verhandlungen zu besichtigen, und jede Partei sollte einen Schlüssel zu einem der beiden Türschlösser haben. Die Verhandlungsteilnehmer konnten ein Glöckchen läuten, wenn sie ihre Gespräche beendeten und die Räumlichkeit zu verlassen wünschten.
    Beim Festlegen der Verhandlungsbedingungen baute Dar ausschließlich auf die eigene Urteilskraft. Die Orks waren zu gutmütig, um ihr sinnvolle Ratschläge zu geben. Sevren hingegen strotzte dermaßen von Argwohn, dass seine Forderungen das Zustandekommen der Verhandlungen gefährdet hätten. Auch Zna-yat brachte Vorbehalte zum Ausdruck. Dar gab zu, dass sie ein gehöriges Wagnis auf sich nahm, aber da jeder andere Weg in den Krieg führte, verwarf sie sämtliche Einwände.
    Nachdem die Bedingungen endlich feststanden, beschäftigte Dar sich mit den Sitzungsvorbereitungen. Sie nahm ein Bad und reinigte ihr Gesicht von der Asche. Weil der Leichnam der vormaligen Königin noch in Dars Kef und Neva gehüllt war, suchte Sevren ihr im Palast das Gewand einer Edeldame heraus, das sie unter dem Urkzimmuthi-Umhang tragen
konnte. Dar vervollständigte die Bekleidung mit einem Paar gleichfalls von Sevren besorgter Schuhe sowie dem Goldreif ihrer Krone. Dann erwartete sie die Stunde, in der die Verhandlungen aufgenommen werden sollten.
    Zwar war sie noch keinen Tag Königin, aber sie hatte absolute Klarheit über ihre Aufgabe. Die Affigkeit des königlichen Auftretens blieb ihr fremd, und sie hatte keine Ahnung von höfischem Benehmen. Sie war schlicht und einfach Muth Mauk. Beseelt vom Fathma übte sie die ihr zugefallene Macht so natürlich aus wie ein Fluss oder der Wind.
     
    Endlich holte Zna-yat sie ab, um sie an den Verhandlungsort zu geleiten. Als Dar den Saal betrat, drang das rote Licht des Sonnenuntergangs durch die Fenster herein und warf einen blutroten Schein auf die Gardisten und Orks. Dar hoffte, darin kein Omen sehen zu müssen.
    Das Verhandlungszimmer lag am anderen Ende des Saals. Als Dar vor der Tür stand, reichte Zna-yat ihr den Knochensack und öffnete. Das Zimmer war klein. Sämtliche Möbel waren entfernt worden, sogar die Teppiche. Alle Helligkeit kam durch ein großes Fenster und von dem Feuer im prunkvollen Kamin. Weder waren Kerzenleuchter vorhanden noch andere Gegenstände, die als Waffen hätten dienen können.
    König Kregant II. und sein Zauberer Othar kamen kurz nach Dar ins Zimmer. Hinter ihnen verschloss man die Tür.
    Dar musterte die beiden Männer. Der König hatte ein rotes Gesicht und bewegte sich mit der übertriebenen Achtsamkeit eines Menschen, der trotz aller Angetrunkenheit einen nüchternen Eindruck zu

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