Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Legionare

Legionare

Titel: Legionare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
Vom Netzwerk:
verängstigt.
    Die Treppe führte zu einer Tür, deren rostige Eisenbeschläge fremdartige Runen aufwiesen. Dar öffnete sie und kam in eine Kammer. Eine einzelne Kerze brannte, doch sie erzeugte nicht mehr Helligkeit als eine Mondsichel in nebeliger Nacht. Dar benutzte sie, um weitere Kerzen zu entzünden, doch es wurde kaum heller. Die Gegenwart des Bösen war so stark, dass Sevren unwillkürlich erwartete, gleich würde der Zauberer aus dem Schatten zum Vorschein kommen.
    Während die Orks Wache hielten, ging Dar in eine benachbarte Kammer. Sevren nahm allen Mut zusammen und schloss sich ihr an. Er sah sie vor einem Podest aus schwarzem Stein stehen, auf dem ein schwarzer Sack lag. Er wagte sich näher heran.
    »Sind das die Knochen?«, fragte er leise.
    »Ich glaube, ja«, antwortete Dar. Sie hob den Sack vom Podest. Er war ungewöhnlich schwer, enthielt aber offenbar Knochen.
    »Öffne ihn«, raunte Sevren.
    Dar griff nach der Zugschnur, zog jedoch die Hand zurück. »Nein. Genau das wollen sie.«
    »Wer?«
    »Die Knochen. Meines Erachtens sind die auf den Sack gestickten Zeichen Zaubersprüche, die Böses bannen sollen.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Mein Gefühl sagt es mir. Und eine Bemerkung, die Othar darüber gemacht hat, was mit seinem Gesicht passiert ist.« Dar nahm den Sack an sich. »Nichts wie weg.«

    Die Orks hatten Dar mutig begleitet, verließen jedoch den Turm mit genauso großer Erleichterung wie Sevren. Während Dar und ihre Begleiter auf dem Rückweg wieder durch die Küche strebten, biss die Kälte, die der Sack verströmte, in Dars Finger. Das Schleppen des unnatürlichen Gewichts ließ ihre Arme schmerzen. Auch flackerten albtraumhafte Bilder durch ihren Geist, wirklichkeitsgetreue Visionen von Gemetzeln, bei denen sie ein Zittern befiel. Dar hatte den Eindruck, dass der Inhalt des Sackes sich ihr widersetzte; dass sie keine leblosen Gegenstände schleppte, sondern das Gefäß eines bösartigen Willens.
    Trotzdem ließ sie den Sack nicht los, da sie die Knochen für die Ausführung ihres neuen Plans brauchte. Der Plan war ganz einfach und beruhte auf der Annahme, dass Othar die eigentliche Macht hinter dem Thron verkörperte. Dar wollte ihm die Zauberknochen nur unter der Bedingung zurückgeben, dass der König Frieden schloss. Sich unter den gegenwärtigen Verhältnissen mit Kregant und seinem Zauberer zu Verhandlungen zu treffen, war zweifellos sehr gefährlich, doch nach Dars Ansicht lohnte ein möglicher Friede das Wagnis, zumal er keine Bedrohung für die Orks bedeutete. Nur sie brachte sich in Gefahr.
    Gelang der Plan, wurde ein Blutbad abgewendet, und man ließ die Orks in Frieden. Allerdings machte Dar sich Sorgen: Sie misstraute Othar und dem König. Zu gewährleisten, dass sie zu ihrem Wort standen, konnte eine schwierige Sache werden.
    Außerdem waren die Knochen nicht nur ein Druckmittel. Sie sind auch mein Feind. Nachdem Dar ihr böses Wesen gespürt hatte, war ihr bewusst, dass sie alles tun würden, um ihr in den Rücken zu fallen.

40

    DIE BURG WAR EIN beachtliches Bauwerk. Ihr gewaltiger Turm ragte wie eine Kreuzung aus Baumstumpf und Bergkegel empor. Der einzige Eingang lag in halber Höhe der Außenmauer und konnte nur über eine schmale Steinbrücke erreicht werden.
    Der gesamte Bau war nicht auf Wohnlichkeit, sondern ausschließlich auf die Bedürfnisse der Verteidigung ausgerichtet. Als Fenster waren nur Schießscharten für Schützen vorhanden. Auch im Sommer blieben die dicken Mauern kühl und muffig. Das Befestigungswerk hatte einen eigenen Brunnen und mit Vorräten gefüllte Gewölbe. In diesem Bollwerk konnten der König, sein Hofstaat und die Garde viele Monate lang ausharren.
    An all das musste Sevren denken, als er, begleitet von zwei Orks, die Wahrzeichen des Waffenstillstands trugen, die schmale Brücke betrat. Das Burgtor war geschlossen, jedoch wusste er, dass man ihn beobachtete und hinter jeder Schießscharte ein Bogenschütze mit angelegtem Pfeil lauerte.
    »Ich bringe eine Nachricht für den König und seinen Zauberer«, rief Sevren.

    »Lass sie hören, Verräter.«
    »Ihr sollt wissen, dass die Orks eine neue Königin haben. Sie wünscht mit dem König und seinem Berater zu verhandeln. «
    Diesmal musste Sevren lange auf eine Antwort warten. »Der König lehnt Verhandlungen ab.«
    »Will er lieber erleben, wie rings um diese Burg die Stadt niederbrennt? Möchte er Herrscher über Tote und Asche sein?«
    Wieder musste sich Sevren gedulden, bis er

Weitere Kostenlose Bücher