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Legionare

Legionare

Titel: Legionare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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erwecken versucht. Der Blick des Zauberers heftete sich begierig auf den Sack. Anscheinend erzürnte es ihn, dass Dar die Knochen erbeutet hatte, und er wünschte nichts dringender als ihre Rückgabe.

    Während Dar den König und den Zauberer betrachtete, maß Kregant sie aus trüben Augen von Kopf bis Fuß. Seine Miene spiegelte Erheiterung und Geringschätzung. »Du trägst mein Brandzeichen. Ist es schon so weit, dass ich mit dummem Vieh verhandeln muss?« Er lachte. »Eine Stute zankt nicht mit dem Reiter. Schließlich gibt es Gebissstangen.«
    Eisigen Blicks sah Dar den König an. »Ja, ich war einst von niedrigem Stand«, sagte sie. »Aber die Mutter der Welt hat so gewaltige Macht, dass sie mich verwandeln konnte. Jetzt bin ich Muth Mauk. Ich wurde wiedergeboren, um über ein edles Volk zu herrschen. All seine Kräfte bündeln sich in meiner Macht, und wir sprechen mit einer Stimme. Und du tätest klug daran, mir zuzuhören.«
    Kregant wollte ein zweites Mal lachen, aber diesmal erstarb die Erheiterung in seiner Kehle. »Ich glaube, es ist einerlei, wer für die Pissaugen spricht. Welche Gunst möchtest du erflehen? «
    »Ich bin nicht hier, um etwas zu erflehen«, entgegnete Dar. »Vernimm unsere Forderungen. Wir wollen in Frieden gelassen werden. Wir ziehen nicht mehr in deine Kriege. Die Frauen, die uns bisher dienen mussten, sind zu belohnen und von allen Pflichten zu entbinden.«
    »Die Schwüre, die die Orks zu meinen Untertanen machen, gehen bis aufs Zeitalter meines Urgroßvaters zurück«, antwortete der König. »Ich wüsste keinen Grund, weshalb ich sie für ungültig erklären sollte.«
    »Wir haben dem Königreich lange gedient, du aber hast unsere Dienste missbraucht. Wir wollen nicht mehr sterben, nur damit du noch reicher wirst.«
    »Dann möchtet ihr wohl lieber als Rebellen sterben? Vor der Stadt sammeln sich meine Regimenter. Von der Burg aus sehe ich sie schon anrücken.«

    »Wünschst du auch, die Zerstörung der Stadt und das Abschlachten ihrer Einwohner anzusehen?«
    Der König erwiderte Dars Blick. »Und du wirst ein so vielfaches Töten befehlen? Das Zerhacken kleiner Kinder? Das Hinmorden ihrer flennenden Mütter?« Kregant wartete auf eine Antwort; dann lächelte er. »Dachte ich’s mir doch. Weibern fehlt der Mumm zum Kriegführen.«
    »Vielleicht möchte ich keine Unschuldigen niedermetzeln«, sagte Dar. Sie hob den schwarzen Knochensack hoch. »Aber das hier kann ich vernichten. Gibt es keinen Frieden, gehen die Knochen für immer verloren.«
    »Majestät!«, schrie nun der Zauberer, der den Wortwechsel bisher stumm verfolgt hatte. In seiner Stimme schwang Panik mit.
    »Ich werfe sie ins Feuer«, drohte Dar, »und weine ihnen keine Träne nach.«
    »Mir ist es gleich«, knurrte der König.
    »Herr«, sagte der Zauberer, »der Verlust der Knochen würde dich für die Zukunft blind machen. Willst du wie ein gewöhnlicher Sterblicher durchs Leben tappen?«
    »Soll ich lieber die Forderungen dieser Dirne erfüllen?«, fragte Kregant. »Der Preis ist zu hoch.«
    »Zu hoch?!«, wetterte der Zauberer. »Zu hoch für die Macht, die sie verleihen?«
    Kregant schmunzelte. Anscheinend genoss er die Bestürzung des Zauberers. »Diese elenden alten Knochen sind mir zuwider. Wenn die Metze sie verbrennen will, soll sie es tun.«
    Othar fing an zu zittern. Dar wusste nicht, ob aus Furcht oder Wut. Dann vollführte sein rechter Arm plötzlich einen Ruck, und in seinem Handteller blitzte etwas auf. Ehe Dar es erkannte, zuckte Othars Hand vorwärts und quer über die Kehle des Königs. Sie hinterließ einen blutigen Strich. Im ersten
Augenblick glotzte Kregant nur erstaunt. Dann hob er die Hände an den Hals und merkte, was geschehen war. Als er sie senkte, troffen sie von Blut. Er starrte sie entsetzt an, gurgelte und stürzte vornüber zu Boden. Auf den hellen Steinen breitete sich eine karmesinrote Blutlache aus.
    »Was hast du getan?«, brüllte Othar. »Du falsches Weib, du hast den König ermordet!«
    Wäre Dar nicht so erschrocken, hätte sie über diese Anschuldigung gelacht. Dann jedoch begriff sie, dass sein Gezeter für die Ohren der Leute vor der Tür bestimmt war. Sie erinnerte sich an die ängstliche Königin und ihren jungen Sohn und durchschaute die Absicht des Zauberers. Er wird sie ›beraten‹ und in ihrem Namen die Herrschaft ausüben. Und nur eine Augenzeugin stand ihm noch im Weg.
    Dar sah, dass Othar das Ding in seiner Hand anfasste und die Klinge in den Griff

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