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Legionare

Legionare

Titel: Legionare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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Dargu.«
    Dar fühlte sich erleichtert. Eine Kammer gleich am Hanmuthi bedeutete Aufnahme ins tägliche Leben. Besonders wusste sie zu schätzen, dass Zor-yats Raumwahl dafür sorgte, dass auch Thir-yat und Nir-yat mit der Anordnung zufrieden waren. Zor-yats Auftritt war zwar freundlich gewesen, doch Dar mutmaßte, dass es sich nur um Theater gehandelt hatte. Wahrscheinlicher war, dass Zor-yat auf Muth-yats Entscheidung gewartet hatte – nicht darauf, dass ein Raum entsprechend hergerichtet war. Erneut hatte Dar einen Ork beim Verbiegen der Wahrheit ertappt, und dies flößte ihr Unbehagen ein.
    »Heute Abend veranstalten wir ein Festmahl«, sagte Thir-yat, »um Znas Rückkehr und Dargus Taten zu feiern.«
    Während sie sprach, tauchte eine grauhaarige Mutter im Türrahmen auf. Sie verbeugte sich vor Dar. »Ich bin Thorma-yat, Mutter. Zor-yat hat mich gebeten, Kleider für dich zu nähen.« Thorma-yat runzelte die Stirn. »Du hast einen eigenartigen Körper. Es wird nicht einfach werden.«
    Sie bat Dar sich auszuziehen, dann nahm sie mit verschiedenfarbigen Fäden Maß, die sie knotete, um jede Dimension aufzuzeichnen. Später hielt sie Dar einen Beutel mit Stoffmustern hin. »Welche Farbe ist dir die liebste?«
    Es war das erste Mal, dass jemand Dar eine solche Frage stellte. Bis jetzt hatten ihre Wünsche nie eine Rolle gespielt.
Als sie die kostbaren Stoffe betastete, fühlte sie sich zutiefst gerührt. Nir-yat fiel es auf. »Deine Augen sind ganz feucht. Tut dir etwas weh?«
    »Thwa«, erwiderte Dar. »Es bedeutet, dass ich glücklich bin. Die Stoffe sind so schön und weich.«
    »Ich bin glücklich, wenn du dir einen aussuchst«, sagte Thorma-yat. »Vor mir liegen viel Arbeit und wenig Zeit.«
    Dar wählte Indigoleinen für ihre Neva und himmelblauen Stoff für die Kefe. Nachdem Thorma-yat hinausgeeilt war, bot Nir-yat Dar an, sie durch die Residenz zu führen. Dar nahm freudig an. Das Haus erwies sich als geschäftiger Ort und glich eher einer Kleinstadt. Zu ihm gehörten ummauerte Gärten, heilige Plätze, Stallungen, Werkstätten, Gemeinschaftsbäder, zahlreiche Hanmuthis, noch mehr Lagerräume und eine riesige, für den gesamten Komplex zuständige Küche.
    Später zeigte Nir-yat ihr die Terrassenfelder an den Berghängen. Auf vielen Feldern wuchsen Pflanzen mit winzigen gelben Blüten, die sich in der Brise wiegten. Dar fragte sich, welches Feld Zna-yat bearbeitet hatte. Lama-tok und Duthtik hatten doch die Umrandung macht. Der Gedanke an ihre Reisegefährten führte dazu, dass sie sich danach sehnte, sie zu sehen. Auf der Straße war das Leben einfacher. Sie erinnerte sich so gut daran, in Kovok-mahs Armen eingeschlafen zu sein, dass sie seine Berührung fast spürte. Als sie sein Bild aus ihrem Geist verdrängte, sah sie, dass Nir-yat sie beobachtete. »Woran hast du gedacht?«, fragte sie auf ihre direkte Art.
    »Wie schön es ist, wenn alles wächst.«
    Nir-yat schaute sie verdutzt an. »Dann liebst du Blumen wohl sehr.«
    An Festtagen fiel bei den Orks das Mittagessen aus, und so hatte Dar, nachdem sie gebadet und ihre neuen Kleider angezogen hatte, großen Hunger. Außerdem war sie nervös. Bei
diesem Anlass würde man sie auch formell Zor-yats weit verzweigter Familie vorstellen – drei Ork-Generationen, mit denen sie vermutlich den Rest ihres Lebens verbringen würde. Da ihr bewusst war, dass ihre Aufnahme ein Vorgeschmack auf eben dieses Leben sein würde, kehrte die Beklommenheit mit voller Kraft zurück. Dar ging ruhelos im Raum auf und ab.
    »Mach dir keine Sorgen, Dargu«, sagte Nir-yat. »Muthuri ist zufrieden mit dir.«
    »Und du bist hübsch angezogen«, fügte Thir-yat hinzu.
    Tatsächlich. Thorma-yat hatte innerhalb der ihr zur Verfügung stehenden Zeit ein Wunder gewirkt: Dars neue Kefe und die Neva saßen perfekt. »Du hast recht, Thir-yat«, sagte Dar. »Ich war noch nie so schön gekleidet.« Sie schob einen Washuthahi-Kern in den Mund, damit ihre Zähne schön geschwärzt waren, und wartete weiter.
    Als die Sonne unterging, brachten Söhne das Essen aus der Hauptküche. Sie stellten einen Kessel auf den Herd und bauten drumherum Teller mit Leckerbissen auf. Das Hanmuthi füllte sich mit leckeren Düften, als beide Geschlechter aus Zor-yats Familie sich zum Festmahl versammelten. Zor-yat saß auf ihrem Hocker, alle anderen nahmen auf Kissen Platz. Nir-yat, Thir-yat und Dar saßen auf der rechten Seite. Zor-yats Gatte Dann-tok saß zusammen mit Zna-yat, ihrem einzigen ungesegneten

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