Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Legionare

Legionare

Titel: Legionare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
Vom Netzwerk:
dem Weg zum Bad erfuhr sie, dass sie Köchin werden sollte. Jede Mutter musste irgendeine Fertigkeit erlernen. Zor-yat hatte beschlossen, Dar in der Essenszubereitung unterweisen zu lassen. Dar sah darin keine gelungene Wahl. Menschen hatten einen viel schwächeren Geruchssinn als Orks, und gerade dieser Sinn konnte beim Würzen einer Speise wesentlich sein. Jedoch stellte man die
Entschlüsse einer Muthuri in ihrem eigenen Hanmuthi nie in Frage, und Dar hatte nicht den Eindruck, sich so etwas erlauben zu dürfen. Wenn Zor-yat sie zur Köchin machen wollte, musste sie das Kochen eben lernen.
    Nir-yat vertraute Dar der Obhut einer rundlichen Mutter namens Gar-yat an. »Zor-yat wünscht also, dass du kochen lernst«, sagte sie, und ihr Tonfall machte deutlich, wie wenig sie von diesem Einfall hielt. Sie schnupperte. »Du riechst nach Falfhissi.«
    »Wir hatten gestern eine Feier«, erwiderte Dar.
    »Ich weiß«, sagte Gar-yat. »Ich habe bei den Vorbereitungen geholfen.« Sie reichte Dar einige Washuthahi-Körner. »Hilfe für deinen Kopf. Bis es besser geht, kannst du Pashi schälen.« Sie führte Dar in eine Kammer, in der Pashi-Wurzeln lagerten. Unterwegs nahm sie ein Messer zur Hand. Auf einer Bank saß ein Sohn, schälte Wurzeln und füllte sie in eine Schüssel. »Thatug-hak, das ist Dargu, Zor-yats Washavoki-Mutter. Heute schält sie Pashi.«
    Thatug-hak verneigte sich höflich, sagte aber nichts. Dar setzte sich neben ihn und machte sich an die Arbeit. Während des Schälens dachte sie darüber nach, wie Gar-yat sie dem Sohn vorgestellt hatte. Sie wurde den Verdacht nicht los, dass sich damit eine Bewertung verband. »Washavoki« besagte, dass sie eine Außenseiterin war, »Mutter« bedeutete, dass man ihr die gebührende Achtung schuldete. Dar durchschaute zwar nicht, was es hieß, »Zor-yats Washavoki-Mutter« zu sein, doch sie ahnte, dass man ihr damit einen bestimmten Platz zuwies. Anscheinend wusste inzwischen jeder über sie Bescheid. Vermutlich hatte Zor-yat dafür gesorgt. Außerdem hatte sie über ihre künftige Tätigkeit entschieden, ohne vorher mit ihr zu sprechen. Ist sie meine Beschützerin oder Aufseherin? Welche Absichten hat sie? Ihr fiel Zna-yats Bemerkung ein,
die Yat-Sippenmütter seien scharfsinnige Denkerinnen. Sie schenkte ihr Glauben. Schon jetzt hatte Dar das Gefühl, in ein unsichtbares Netz eingesponnen zu sein.
    Sie arbeitete jeden Tag in der Küche. Gar-yat erteilte ihr Unterricht. Das Kochen war ein weites Feld, und obwohl Dar wegen ihres unzulänglichen Geruchssinns eine schlechte Schülerin blieb, gab Gar-yat nicht auf. Trotz vieler Enttäuschungen interessierte sie die Ausbildung. Manchmal bereitete sie Mahlzeiten zu, die für ihre Begriffe lecker schmeckten, doch als ungenießbar verworfen wurden. Trotzdem versuchte Dar Mittel und Wege zu finden, Gewürze nach bestimmten Maßeinheiten statt nach dem Geruchs- oder Geschmackssinn zu verwenden.
    Sie aß im Hanmuthi, wo oft auch Gäste zu den Mahlzeiten kamen. Im Rahmen der Brautwerbung besuchten ungesegnete Söhne und Mütter regelmäßig fremde Familiensitze. Da Dar zusammen mit Nir-yat und Thir-yat aß, lernte sie alle Söhne kennen, die zum Essen kamen. Drei Wochen später fand sich ein Sohn zum Mittagsmahl ein. »Das ist Kathog-mah, Dargu.«
    »Bist du die Washavoki, die mit meinem Verwandten gereist ist?«, erkundigte sich Kathog-mah, nachdem Dar seine Verbeugung zur Kenntnis genommen hatte.
    »Wer ist dein Verwandter?«, fragte Dar, indem sie Ahnungslosigkeit vortäuschte.
    »Kovok-mah.«
    »Hai«, bestätigte Dar, wobei sie sich um einen nichtssagenden Tonfall bemühte. »Wir sind zusammen gereist. Wie geht es ihm?«
    »Er ist absonderlich geworden. Er haust bei seinen Ziegen.«
    »Es war eine anstrengende Wanderung«, antwortete Dar. »Vielleicht war so etwas zu erwarten.«

    »Dargu ist jedenfalls nicht sonderbar geworden«, sagte Nir-yat und warf Dar einen misstrauischen Blick zu.
    Kathog-mah zischte. »Aber Dargu ist ein Washavoki, und alle Washavoki sind sonderbar.«
    »Ich möchte nicht mit stinkigen Ziegen zusammenleben«, äußerte Thir-yat.
    »Kovok-mah behauptet, er mag ihren Geruch«, sagte Kathog-mah.
    Aus einem Grund, den Dar nicht verstand, löste die Bemerkung bei Nir-yat ein Zischen der Belustigung aus.
    Am folgenden Nachmittag ging Dar zu Zna-yat. Er jätete gerade im Kräutergarten Unkraut. Als er Dar sah, stellte er die Hacke zur Seite und verbeugte sich. »Tava, Dargu. Es überrascht mich, dich zu

Weitere Kostenlose Bücher