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Legionare

Legionare

Titel: Legionare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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sehen.«
    »Weißt du, dass Kovok-mah zurück ist?«
    »Hai. Kathog-mah hat es mir erzählt.«
    »Er befolgt unseren Plan«, sagte Dar. »Er wohnt nicht auf dem Sitz seiner Muthuri.«
    »Ich hab es gehört.«
    »Ich möchte zu ihm, Zna-yat.«
    »Vergib mir, Dargu«, entgegnete Zna-yat, »ich habe zwar kein Recht, darüber zu reden, aber mein Brustkorb sagt mir, dass es zu früh ist, Kovok-mah zu sehen.«
    »Du verstehst mich nicht. Ich muss zu ihm.«
    »Ich verstehe es wirklich nicht, aber ich glaube, du solltest warten.«
    »Ich habe in deinen Nacken gebissen.«
    Zna-yat machte eine tiefe Verbeugung. »Und ich gehorche dir.« Er seufzte auf. »Es sind zwei Tagesreisen bis zum Sitz der Mah. Wenn es dein Wunsch ist, können wir morgen aufbrechen. «
    »Es ist mein Wunsch«, erklärte Dar. Die Aussicht auf ein
Wiedersehen versetzte sie in Aufregung. »Aber was soll ich Zor-yat sagen?«
    »Dass wir Kovok-mah einen Besuch abstatten.«
    Darauf hätte Dar lieber verzichtet, aber sie sah ein, dass eine Lüge unklug gewesen wäre. Washavoki waren ohnehin als Lügner verschrien. Flüchtig erwog sie, die Reise zu unterlassen oder Zor-yat ihre Gefühle anzuvertrauen, entschied sich jedoch gegen beides. »Es wird ein kurzer Besuch sein«, sagte sie. »Außerdem sind ungesegnete Mütter öfter auf Reisen.«
    »Hai. Um Verwandte zu besuchen oder Söhne zu freien.«
    »Zor-yat weiß, dass ich schon mit Kovok-mah gereist bin. Sicherlich hält sie es nicht für ungewöhnlich, dass ich ihn besuchen möchte.«
    »Kann sein«, lautete Zna-yats Antwort.
    »Ich spreche heute Abend mit ihr«, sagte Dar. Nachdem sie mit ihm noch ein paar Worte über den Reiseweg gewechselt hatte, verabschiedete sich Dar, der vor lauter Vorfreude schon der Kopf schwirrte.
    Als sie in die Küche zurückkehrte, trat Gar-yat ihr entgegen. »Die Matriarchin wünscht dich zu sprechen. Sie wartet in der Großen Kammer.«
    Dar eilte in die Große Kammer, wo Muth-yat auf dem Stuhl neben dem Thron saß. Sie stand auf, bevor Dar sich verneigen konnte. »Komm mit, Dargu.« Wortlos begleitete Dar Muth-yat durch zahlreiche Zimmer und Flure, bis sie in einen vernachlässigt wirkenden Innenhof gelangte. In der Mitte stand eine niedrige Kuppel. Das Mauerwerk des Kuppelbaus wirkte älter als alle sonstigen Mauern des Familiensitzes. Muth-ya bahnte sich durch hohes Gestrüpp einen Weg zur Kuppel und öffnete eine verwitterte Tür. Sie hieß Dar eine kleine Treppe hinabzusteigen, bevor sie die Tür schloss und ihr folgte.

    Dar blickte sich im Innern um, in dem ein Loch im Deckengewölbe die einzige Lichtquelle bildete. Auf dem Steinboden lag trockenes Laub. In der Mitte befand sich eine große runde Steinplatte. Im Schneidersitz nahm Muth-ya zwischen den Blättern Platz. »Setz dich zu mir«, sagte sie.
    Dar tat es.
    »Dies ist eine heilige Stätte«, fügte Muth-ya hinzu. »Hier ist das Fathma zu den Urkzimmuthi zurückgekehrt.«
    »Diese Geschichte kenne ich noch nicht«, gestand Dar.
    »Und ich werde sie jetzt nicht erzählen. Ich habe dich aus einem anderen Grund hergebracht. Hier ist Muth’la stark. Spürst du ihre Gegenwart?«
    »Ich glaube, ja.«
    »Du und ich sind gleich. Wir sind Mütter. Beide haben wir Visionen.« Muth-yat schwieg. »Ich hatte eine Vision«, sagte sie dann, »die dich betraf.«
    Dar befürchtete, ihre Gefühle für Kovok-mah könnten offenkundig geworden sein. »Willst du mir davon erzählen?«, fragte sie voller Beunruhigung.
    »Du bist vor mir erschienen und hast gefragt: ›Warum bin ich nicht geboren?‹ Durch Nachschlagen in alten Schriften hab ich den Sinn dieser Vision verstanden.«
    »Was bedeutet sie?«
    »Als deinesgleichen uns erstmals begegneten, nannten wir euch Urkzimdi, Zweite Kinder. Wir haben euch als Geschwister willkommen geheißen. Einige von euch ließen sich bei uns nieder. Es war, als hätten sie einen Geist, in dem zum Teil ein Urkzimdi und zum Teil ein Urkzimmuthi wohnte. Einer war Velasa-pah. Ich glaube, Dargu, dass du wie er bist, dass du einen gemischten Geist hast.«
    »Zumindest hab ich gemischte Gefühle im Brustkorb«, antwortete Dar.

    »Behagt dir dein Washavoki-Teil?«, fragte Muth-yat.
    »Thwa.«
    »Auch in dieser Hinsicht bist du wie Velasa-pah. Darum wurde er wiedergeboren.«
    »Ich verstehe nicht, wie Wiedergeburt möglich sein soll«, bekannte Dar.
    »Als Säugling hattest du einen anderen Körper, aber du warst Dargu. Verlierst du einen Arm oder ein Bein, verändert sich dein Körper, aber du bleibst Dargu.

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