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Legionare

Legionare

Titel: Legionare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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Befragung. Nir-yat hatte Muth-yat alles erzählt, deswegen waren die Fragen der Matriarchin auf Einzelheiten gerichtet. Die meisten drehten sich um vier Ereignisse: Ihren Traum von dem Zauberer, der sie suchte, während sie sich unter einem Blättervorhang verbarg; ihre Vision von der Urkzimmuthi-Mutter an der Hecke; ihre Begegnung mit Velasa-pah und ihr Gang ins Dunkel
an Muth-pahs Seite. Die Matriarchin und ihre Schwester nahmen Dar in die Mangel, bis die Sonne unterging und der Raum sich verdunkelte. Schließlich war das Verhör beendet. Muth-yat klatschte in die Hände. Ein Sohn trat ein. »Dargu ist hier fertig«, sagte sie. »Bring sie in ihre Kammer zurück.«
    Dar verbeugte sich und ging. Hinsichtlich ihres Schicksals war sie so klug wie zuvor.
     
    Nachdem Dar gegangen war, wandte Zor-yat sich an ihre Schwester. »Was hältst du davon?«
    »Washavoki sprechen oft Worte ohne Bedeutung; Geschichten, die sie Lügen nennen«, sagte Muth-yat. »Aber ich glaube nicht, dass Dargu dies getan hat.«
    »Bist du dir sicher?«, fragte Zor-yat. »Wie kann sie Velasa-pah begegnet sein? Es hört sich an wie eine Lüge.«
    »Es ist zu unwahrscheinlich, um eine gute Lüge zu sein.«
    »Wenn sie ihm also wirklich begegnet ist … bedeutet es, dass seine Prophezeiung sich erfüllt?«
    »Velasa-pah hat mit Dargu über Zauberei gesprochen, nicht über das Schicksal der Sippen«, sagte Muth-yat. »Außerdem hat noch keine seiner Prophezeiungen sich bewahrheitet. Es ist auch unwahrscheinlich, dass es je dazu kommt.«
    »Deine Worte beruhigen mich. Trotzdem glaube ich, dass Dargu uns etwas verheimlicht.«
    »Das glaube ich auch«, sagte Muth-yat. »Es muss etwas Wichtiges sein.«
    »Glaubst du ihrer Interpretation ihrer Visionen?«
    »Thwa, sie versteht sie nicht«, sagte Muth-yat. »Sie weiß nicht einmal, dass sie unserer Königin begegnet ist.«
    »Als unsere Schwester fragte: ›Wo bist du?‹ … Glaubst du, damit hat sie Dargu angesprochen?«

    »Höchstwahrscheinlich. Warum sonst sollte Dargu in ihren Visionen den Zauberer sehen?«
    »Ich verstehe, was du meinst«, sagte Zor-yat. »Der Zauberer hält unsere Königin fest, und Velesa-pah sagt, er sei Dargus Feind.«
    »Hai, aber Dargu hat nichts verstanden«, sagte Muth-yat. »Sie weiß nicht, dass der Zauberer auf Knochen hört.«
    »Velasa-pah hat gesagt, die Knochen seien ihr größerer Feind«, sagte Zor-yat.
    »Ich glaube, er hat gemeint, dass die Knochen sie wahrnehmen könnten.«
    »Wahrnehmen? Wobei?«
    »Das weiß ich noch nicht«, erwiderte die Matriarchin. »Ich bin mir in einem sicher: Wenn der Zauberer Dargus Feind ist, ist er unser Freund. Ich glaube, Muth’la hat Dargu geschickt, damit sie unser Werkzeug ist. Wir müssen genau darauf achten, wie wir sie einsetzen.«
    »Hast du einen Plan?«
    »Noch nicht. Ich muss noch eine Weile überlegen. Bis dahin soll man Dargu Ehre erweisen und dafür sorgen, dass sie in der Nähe bleibt. Wir können sie nur einmal einsetzen. Als sie ins Dunkel eintrat, hat sie ihren Tod vorausgesehen.«

21

    AM NÄCHSTEN MORGEN erfuhr Dar auf indirektem Weg von Muth-yats Entscheidung. Zor-yat tauchte in ihrer Kammer auf und verzog den Mund zu einem Lächeln. »Dein Zimmer ist endlich fertig, Dargu«, sagte sie. »Ich zeige es dir.«
    Zor-yat führte Dar ins Hanmuthi zurück. »Jetzt, da wir drei ungesegnete Mütter haben, musste ich einiges umorganisieren. « Sie zeigte Dar einen großen, eleganten Raum, der ins Hanmuthi mündete. Eine Mutter war schon anwesend. »Das ist Thir-yat, Nir-yats jüngere Schwester. Dies ist Dargu, die in den Nacken deines Bruders gebissen hat.«
    Thir-yat verbeugte sich höflich, und Dar erwiderte diese Geste.
    Zwei Söhne tauchten auf, die das Mobiliar aus Dars alter Kammer brachten. Sobald ihre Kiste abgestellt war, öffnete Zor-yat sie. Sie enthielt nur einen Dolch, denn Dar hatte ihre gesamte Washavoki-Kleidung weggeworfen. »Das wird nicht reichen«, rief Zor-yat in einem überraschten Ton. »Du brauchst mehr Kleider.« Sie begutachtete das, was Dar trug, als sähe sie es zum ersten Mal. »Das ist zwar reizend, aber hier
pflegt man einen anderen Stil. Ich kenne eine Mutter, die vorzüglich schneidert. Ich werde nach ihr schicken lassen. Heute Abend musst du passend gekleidet sein.«
    Zor-yat fegte aus dem Raum. Nir-yat trat im gleichen Moment ein. »Ist das für uns? Eine Fensterkammer?«
    »Hai«, sagte Thir-yat grinsend. »Muthuri sagt, es ist wegen Dargu.«
    Nir-yat lächelte. »Shashav,

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