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Legionare

Legionare

Titel: Legionare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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sah, dass der Boden mit schlafenden Frauen bedeckt war – genug, um mehrere Einheiten zu versorgen. An der Wand gegenüber glühten Kohlen in einem Kamin. Dort lagen die Schlafenden dicht gedrängt. Nur der Boden vor der offenen Latrine war völlig frei. Das Weinen war erstorben. Alles erinnerte an die Stille nach einem Massaker. Dar dachte an Twea und ihre anderen erschlagenen Gefährtinnen. Ihrer Meinung nach waren diese Frauen so gut wie tot. So wie ich.
     
    Dar war noch wach, als beim ersten Lichtstrahl jemand an die Tür klopfte. Eine stämmige Frau stand auf. »Küchendienst!«, schrie sie und rief Namen auf. Die Frauen erhoben sich ächzend. »Feuerdienst!« Weitere Namen wurden heruntergerasselt. »Alle anderen heben gefälligst ihren Arsch!«
    »Aber es ist doch nichts zu tun, Marta«, sagte jemand.
    »Tragt den Holzstapel ans andere Ende des Lagers.«
    »Aber damit sind wir doch erst gestern fertig geworden.«
    »Dann verlegt ihr ihn noch mal«, sagte Marta. »Faule Weiber werden ausgepeitscht!«
    Alle Frauen standen auf. Dar mischte sich unter sie und bemühte sich, einen unauffälligen Eindruck zu machen. Die Tür ging auf. Ein paar Söldner traten ein. Dar zog sich in den Hintergrund zurück. Ihr fiel eine Frau auf, die sich übergab; man sah ihr Gesicht nicht, denn sie kniete vor der Latrine.
Dar eilte zu ihr und tat so, als sei ihr ebenfalls übel. Die Söldner kamen dicht an ihr vorbei und suchten Frauen für irgendwelche Arbeiten aus. Dar erzeugte würgende Geräusche, bis sie gingen. Dann hob sie den Kopf aus dem übel riechenden Loch.
    Die Frau neben ihr war offenbar auch fertig, denn sie setzte sich aufrecht hin. »Dar?«, sagte sie fassungslos.
    Dar drehte sich um. Und bekam einen Schreck. »Hallo, Neena.«
    Neena schien etwas sagen zu wollen, doch dann musste sie sich wieder übergeben. Als der Anfall vorbei war, stöhnte sie. »Das hab ich jetzt seit zwei Monden. Karm, steh mir bei.«
    Dar schaute ihre alte Nemesis an und bemühte sich, ihre Absichten einzuschätzen. Sie sah keine Feindschaft; Neena sah nur krank und verloren aus.
    »Was ist mit dir passiert, Dar? Ich dachte, du wärst tot. Wer hat das mit deinem Gesicht angestellt?«
    »Die Orks.«
    »Wie grausam!«
    »Wenigstens lebe ich«, sagte Dar.
    »Wir sind die Einzigen.«
    Dar verspürte eine Woge von Hoffnung. »Sind alle Söldner umgekommen?«
    Neenas Gesichtsausdruck wurde bitter. »Ach, denen geht’s gut! Wir sind die einzigen Frauen, die noch übrig sind!« Sie seufzte schwer. »Ich nehme an, du hast das Notwendige getan. Ich auch. Kannst du mir verzeihen?«
    »Sicher.«
    »Wenigstens bist du nicht schwanger.«
    »Ist es Kols Kind?«
    Neena verzog das Gesicht. »Teegs. Kol hat mich ihm vorgeworfen, wie man einem Hund einen Knochen vorwirft.«

    »Wie geht’s denn den beiden?«, fragte Dar und bemühte sich, neutral zu klingen.
    »Kol ist noch immer obenauf, aber Teeg …« Neena lächelte grimmig. »Er ist tot.«
    »Wie ist er umgekommen?«
    »Der hat ja alles getrunken, selbst wenn es übel schmeckte. « Neena schenkte Dar einen bedeutungsvollen Blick. »Taren hat mir ein paar Tricks gezeigt. Es gibt da ein Blatt …«
    »Warum erzählst du mir das?«
    »Wir werden Freundinnen sein«, sagte Neena. »Ich weihe dich in mein Geheimnis ein, damit du weißt, dass du mir trauen kannst. Nun sag mir: Warum bist du zurückgekommen?«
    Dar bezweifelte Neenas Motive, war aber vorsichtig genug, ihren Zweifel nicht zu zeigen. »Die Orks haben mich hergebracht. «
    »Hat dein Pissaugen-Geliebter dich satt?«
    »Ja, und einen anderen will ich nicht haben.«
    »Wie ist es, wenn man mit denen bockt?«
    »Ganz anders, als man glaubt. Er war zärtlich, und …«
    »Und was?«, fragte Neena und musterte Dar mit neugieriger Miene.
    »Es spielt jetzt keine Rolle mehr. Wann ist das Kind fällig?«
    »Nicht früh genug, um Feys Schicksal zu entgehen.«
    »Fey ist doch jetzt bei lieben Menschen untergebracht«, sagte Dar.
    »Nein, ist sie nicht. Kol hat sie ersäuft. Er hat gelacht, als er es mir erzählt hat.«
    »Kusk Washavoki! Fas Muth’la tak mat fath!« Dreckiger Washavoki! Möge Muth’la deine Seele töten!
    Neena starrte Dar verdutzt an. »Was hast du gerade gesagt? «
    »Möge Karm seine dreckige Seele erschlagen!«

    »Er hat doch gar keine«, sagte Neena. » Das habe ich erst mühsam lernen müssen. Komm mit, wir müssen gehen. Die Garnison ist fast leer.«
    Dar folgte Neena, die nun ins Freie eilte. Dann sah Neena Dars Dolch. »Schaff

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