Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Legionare

Legionare

Titel: Legionare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
Vom Netzwerk:
unmöglich erschien, wurde ihre Angst, entdeckt zu werden, größer. Nur Arbeit ließ sie die Furcht vergessen. Obwohl es Tage dauern konnte, bis ihre Botschaft ein Ergebnis brachte – falls überhaupt –, traf sie alle möglichen Vorbereitungen. Wenn es Zeit wurde, den Orks die Verpflegung zu bringen, bediente sie stets Zna-yats Einheit. Dort angekommen, machte sie den Schorfköpfen klar, dass sie keine Hilfe brauchte. Wenn sie mit den Orks allein war, sagte sie: »Essen ist Muth’las Geschenk. Heute Abend werdet ihr euch selbst verpflegen. Ich muss mit meinem Bruder reden. Es geht um unsere Königin.« Anschließend unterhielt sie sich unter vier Augen mit Zna-yat.
    »Warum bist du nicht zu uns zurückgekehrt?«, fragte Zna-yat.
    »Hast du mit Kovok-mah gesprochen?«
    »Hai. Er sagt, du bist fortgelaufen.«
    »Hat er dir gesagt, warum?«
    »Hai, Dargu. Mein Brustkorb ist schwer.«
    »Meiner auch. Aber ich habe eine Möglichkeit gefunden, zu unserer Königin zu gelangen. Ich muss eine Weile bei den Washavoki bleiben.«

    »Ist das sicher?«
    »Nichts ist sicher. Trotzdem glaube ich, ich muss diesen Weg gehen.«
    Zna-yat verbeugte sich. »Wie kann ich helfen?«
    »Warte auf meine Botschaft. Sie wird vielleicht von einem Washavoki überbracht.«
    »Von einer Frau?«
    »Wahrscheinlich von einem mit Haar im Gesicht.«
    »Ich werde warten und alles tun, was du sagst.«
    Dar wollte aufstehen, doch dann hielt sie inne. »Zna, es könnte sein, dass wir uns nie wiedersehen. Wenn es so kommen sollte, vergiss eines nie.« Dar streichelte sein Gesicht. Tränen traten in ihre Augen. »Ich war froh und glücklich, deine Schwester zu sein.«
     
    Dar lag auf dem strohbedeckten Boden des Frauenquartiers. Trotz ihrer Müdigkeit – sie hatte den ganzen Tag über Holz getragen und aufgestapelt — war sie so aufgeregt, dass sie nicht einschlafen konnte. Das Zusammensein mit den Frauen machte sie zwar verletzlich, aber wenn Sevren sie retten sollte, musste sie bleiben, wo er sie fand. Obwohl ihr dies vom Verstand her bewusst war, kam sie nicht zur Ruhe.
    Vielleicht ist er tot oder inzwischen anderswo. Und wenn nicht … Vielleicht hat er jetzt eine Frau. Es verblüffte Dar, dass ihr dieser Gedanke nicht schon früher gekommen war. Und außerdem … Warum sollte er sich bemüßigt fühlen, mir zu helfen? Weil ich ihn einmal geküsst habe? Sie kam sich plötzlich sehr naiv vor. Ich habe doch mein Bestes getan, ihn zu entmutigen. Sie stellte sich eine andere beunruhigende Frage: Falls er mir doch hilft, was erwartet er dann von mir? Sie brauchte nicht lange nachzudenken. Sevren ist kein Murdant Kol, sagte sie sich. Er würde mich nicht zwingen. Dennoch blieben Zweifel. Wie kann ich mir dessen
je sicher sein? Eins war ihr klar: Sicher war gar nichts. Wie beim Hausiespiel: Sie hatte die Knochen geworfen. Wie sie fielen, blieb abzuwarten.
    Der nächste Tag brachte allerlei stumpfsinnige Plackerei und Angst, blieb aber ansonsten ereignislos. Dar hielt sich abseits. Sie bemühte sich, unauffällig zu bleiben, befürchtete jedoch ständig, ihre Tätowierung könne Beachtung finden. An diesem Abend bediente sie die Orks nicht. Stattdessen spülte sie riesige Kochtöpfe, in die sie den Kopf stecken konnte, damit gewisse Leute sie nicht sahen.
    Der dritte Morgen im Quartier der Frauen begann wie die Tage vorher. Irgendjemand klopfte an die Tür. Marta stand auf. Sie rief die Namen jener Frauen, die Küchen- und Feuerdienst hatten, und wies die übrigen an, den Holzstoß erneut umzuschichten. Als die Tür aufging, stand ein Murdant im Rahmen. Hinter ihm warteten drei Gardisten in Blau und Karmesinrot. Einer saß auf einem Pferd.
    »Alle mal herhören!«, sagte der Murdant. »Wir haben Arbeit für ’n paar Weiber. Die Gardisten müssen ’n Stall ausmisten. Da könnt ihr drinnen arbeiten, in schön warmer Pferdekacke. Wer ausgewählt wird, tritt vor, aber ’n bisschen plötzlich.«
    Der berittene Gardist war Murdant Cron, der nun scheinbar willkürlich auf mehrere Frauen deutete. Sobald er »die da« sagte, ließ der Lager-Murdant die betreffende Frau vortreten. Nachdem Cron ein Dutzend ausgewählt hatte, nahm Dar schon an, er hätte sie übersehen. Vielleicht bemerkt er mich gar nicht! Dann deutete Cron auf sie. »Und die da.« Dar ging eilig zu den Frauen, die sich schon hinter dem Pferd aufstellten. »Viel Glück«, flüsterte Neena ihr zu.
    Murdant Cron wählte noch fünf weitere Frauen zum Stallausmisten aus, dann reichte er dem

Weitere Kostenlose Bücher