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Legionare

Legionare

Titel: Legionare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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Schwert zu senken, näher und begutachtete ihre Stirn. »Das Brandzeichen ist aber nicht neu.«
    »Die Orks haben mich mitgebracht. Seit dem Hinterhalt bin ich ihre Gefangene. Schau dir mein Kinn an. So markieren sie Frauen.«
    »Du warst bei den Orks? «
    »Ja, und glaub mir: Hier ist es besser.«
    »Wo du für Schuhe bocken musst?«
    »Von Bocken hat er nichts gesagt.«
    Der Söldner lachte. »Du bist noch dämlicher, als ich dachte.«

    Dar rechnete damit, dass der Mann versuchen würde, sie zu vergewaltigen. Ihr Verstand raste. Sie fragte sich, was sie in diesem Fall tun sollte. Da sie die Orientierung verloren hatte, wusste sie nicht, in welche Richtung sie laufen musste – und jeder Versuch, den Dolch zu ziehen, lief auf Selbstmord hinaus. Sie konnte nur einen Versuch machen ihn zu erdolchen, wenn er ihr Kleid hochzog. Angenommen, ich schreie um Hilfe … Ob die Orks schnell genug hier sind, um mich herauszuhauen? Dar war unsicher, deswegen wartete sie darauf, dass der Mann den ersten Schritt machte.
    Er überraschte sie, indem er sein Schwert in die Scheide steckte. »Ich nehm dich mit zur Garnison. Wenn uns keiner sieht, schmuggle ich dich rein.«
    »Danke«, murmelte Dar.
    »Mach das nicht noch mal. Es ist wahrscheinlicher, dass der Kerl nicht mit ’nem Paar Schuhe, sondern mit ’ner Latte auf dich gewartet hat. Außerdem gibt’s hier ’n Murdanten, der ständig Gründe sucht, um Frauen auszupeitschen. Komm mit. Geh vor mir her.«
    »Ich weiß doch nicht, in welche Richtung.«
    »Um Karms willen!«, sagte der Söldner und drehte Dars Schulter in die Richtung, in der das Tor lag. »Beweg dich!«
    Als Dar losging, fragte er: »Wie heißt’n du, Schätzchen?«
    »Leela.«
    »Tja, Leela, ich bin Fünf Finger.« Er stieß Dar mit dem Stumpf seines rechten Arms in den Rücken. »Mehr als fünf Finger hab ich nämlich nicht. Deswegen sitz ich hier fest.«
    Dar blieb vor einem rechteckigen Steingebäude mit schmalen hohen Fenstern und einer schweren, von außen verrammelten Tür stehen. Fünf Finger blickte sich um, dann hob er den Eisenriegel mit der gesunden Hand hoch. Er zog die Tür ein Stück auf und flüsterte: »Geh rein, Leela. Schnell!«

    Dar schlüpfte durch den Türrahmen. Die Tür schloss sich hinter ihr. Als sie sich umschaute, hörte sie das Einrasten des Riegels. Abgesehen von der Glut eines erlöschenden Feuers war der Raum pechschwarz. Die Luft roch nach Rauch, Latrine und Washavoki. Irgendjemand weinte leise vor sich hin. Die einzigen anderen Geräusche waren Schnarchen und die Bewegungen der Schläfer auf dem Stroh. Letzteres fühlte sich körnig und zertreten an. Darunter war Stein. Dar ging in die Hocke und tastete umher. Sie hatte sich kaum bewegt, als sie auch schon einen Körper berührte. Sie zog sich zurück und streifte den nächsten.
    Dar legte sich hin. Sie fühlte sich elend. Ihre Welt hatte sich in einer Sekunde verändert und ihr alles Errungene genommen. Es dauerte eine Weile, bis die Wogen der Furcht und der Verzweiflung wichen und sie sich ruhig genug fühlte, um ihr Dilemma einzuschätzen. Da sie an orkische Ehrlichkeit gewöhnt war, überraschte es sie über alle Maßen, dass entweder Zor-yat oder Kath-mah sie belogen hatte. Es fiel ihr leichter, sich Kovok-mahs Muthuri als Übeltäterin vorzustellen. Dar hatte sie nie gemocht. Sie hat Muthuri belogen, um eine Szene zu vermeiden, dann hat sie das, was sie erfahren hat, gegen mich verwendet. Wenn Zor-yat gelogen hatte, war es noch viel unangenehmer. Dar dachte jedoch nicht weiter darüber nach, denn nun hatte sie ein dringenderes Problem: Im Morgengrauen würden Söldner vor der Tür stehen. Die Orks wissen nicht, dass ich hier bin. Wenn Teeg oder Kol mich finden, werde ich diesen Ort lebendig nicht mehr verlassen.
    Dar holte den Dolch aus dem Versteck und band seine Kordel um ihre Taille. Das war die einzige Vorbereitung auf den Morgen. Sie war verzweifelt. Eine Konfrontation würde sie nicht überleben. Sie konnte ihr Leben nur so teuer wie möglich verkaufen. Dar bedauerte zwar, nicht mit der Waffe geübt
zu haben, doch anderes bedauerte sie mehr. Söhne werden sterben, weil ich versagt habe. Ich habe Muth-yat, Muthuri und alle Urkzimmuthi enttäuscht. So wütend sie auch auf Kovok-mah war: Den Gedanken, dass er in einer Schlacht starb, konnte sie nicht ertragen. Doch sie konnte nichts tun außer warten und auf ein Wunder hoffen.
    Der Mond ging auf. Licht fiel durch Schlitze, die als Fenster und Rauchabzug dienten. Dar

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